Prüfen & Bewerten / 08.02.2018

Die drei besten Tipps für eine faire Leistungsbewertung

Gewusst wie: Schüler/-innen gerecht bewerten

Schülerinnen und Schüler gerecht bewerten – gar nicht so leicht. Die drei effektivsten Tipps für Ihre Praxis haben wir für Sie zusammengestellt. Vom Thema "Subjektivität" über die Bewertung der mündlichen Mitarbeit bis zum aktiven Beobachten finden Sie hier konkrete Praxishilfe.

Bild: Shutterstock.com/stockfour

Ungerechte Bewertungen sitzen tief

Denken Sie einmal an Ihre eigene Schulzeit zurück: Gab es da nicht auch eine Note, die Sie bis heute ungerecht finden? Eine faire Leistungsbeurteilung ist für viele Lehrkräfte schwierig. Für die Schüler/-innen wiederum ist sie enorm wichtig – empfinden sie die Beurteilung als unfair, kann sie das schlimmstenfalls nachhaltig demotivieren. 

Transparent, angemessen und nachvollziehbar muss Ihre Bewertung also sein. Die drei besten Tipps, um Ihre Leistungsbewertung schnell und effektiv zu optimieren, haben wir für Sie zusammengestellt.

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1. Tipp: Subjektivität auf ein Minimum beschränken

Völlige Objektivität mag in anderen Bereichen (wie etwa in wissenschaftlichen Experimenten) vielleicht wünschenswert und auch umsetzbar sein. Bewertungsprozesse in der Schule werden aber niemals zu 100 % objektiv sein können. Studien haben gezeigt, dass ein und dieselbe Klassenarbeit von fünf verschiedenen Lehrern auch fünfmal anders bewertet wurde. Ihr Anspruch sollte es aber in jedem Fall sein, subjektive Bewertungsfaktoren so weit es nur geht einzudämmen. 

Bemühen Sie sich um eine möglichst bewusste und transparente Beurteilung, indem Sie zum Beispiel genaue Kriterien erstellen, die Sie konsequent bei jeder Bewertung heranziehen. Je früher und je deutlicher Sie Ihren Schülern Ihre Erwartungen erläutern, desto besser. Gerade bei offenen Aufgaben sollten Sie Musterlösungen im Unterricht besprechen und Ihre Erwartungen diskutieren und klar kommunizieren. Erstellen Sie ruhig auch gemeinsam mit Ihren Schülern vorab einen Kriterienkatalog. So werden die Ansprüche für jeden transparent und Ihre Bewertung besser nachvollziehbar.

2. Tipp: Mündliche Mitarbeit: quantitativ und qualitativ richtig bewerten

Ein ewiges Streitthema: die mündliche Mitarbeit. "Ich habe mich aber viel häufiger gemeldet!"; "Der redet zwar dauernd, aber es ist doch immer falsch!"; "Die meldet sich doch nie von sich aus!". Gar nicht so leicht, da fair zu bewerten, zumal Sie nicht jede Wortmeldung einzeln dokumentieren können.

Die Häufigkeit der mündlichen Beiträge fällt den Schülern meist am deutlichsten auf. Sie müssen bei Ihrer Bewertung aber natürlich ebenso Inhalt und Qualität der Meldungen berücksichtigen. Nehmen Sie in Ihr Bewertungsraster also möglichst alle Teilaspekte und -leistungen auf.

Für eine quantitative Beurteilung könnte das wie folgt aussehen: Der Schüler ...

  • ... trägt nie etwas mündlich bei.
  • ... trägt nur nach Aufforderung etwas mündlich bei.
  • ... trägt nur gelegentlich etwas mündlich bei.
  • … trägt regelmäßig etwas mündlich bei.
  • … trägt auffallend oft etwas mündlich bei.

Zur qualitativen Bewertung der mündlichen Mitarbeit können Sie sich folgende Fragen stellen: Wenn der Schüler etwas sagt, handelt es sich dann um eine Wissensfrage (wenn ihm zum Beispiel eine Vokabel fehlt) oder um eine Verständnisfrage? Ist es eine sachlich richtige, aber nur sehr knappe Antwort, die vielleicht nur aus einem Wort oder einem Satz besteht? Ist es eine ausführliche Antwort mit mehreren Sätzen, die sich aufeinander beziehen? Oder ist es vielleicht sogar eine wirklich umfassende Beurteilung Ihrer Fragestellung, mit verknüpften Gedankengängen und einem selbstständigen Fazit? 

Ihr Bewertungsraster könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen: 

  • Sprachlich durchgängig falsch
  • Überwiegend falsch
  • Überwiegend richtig
  • Durchgängig richtig

Sie können auch unterteilen in: 

  • Reproduktive Leistungen
  • Transferleistungen
  • Produktive Leistungen
„Die mündliche Beteiligung - oder die Büchse der Pandora“ - Schulrechtsfall

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3. Tipp: Gezieltes Beobachten – mit Blick auf das Positive

Bei der Vielzahl der Reize und Eindrücke, die in der Klasse auf Sie einprasseln, müssen Sie natürlich selektieren und strukturieren. Meist sind es allerdings vor allem die negativen Dinge, die Ihre Aufmerksamkeit erregen und Ihnen im Gedächtnis bleiben. Die Anzahl der Fehler lässt sich sicherlich auch am leichtesten dokumentieren. Damit Ihre Bewertung sich aber nicht vorrangig an Fehlern und Defiziten orientiert, achten Sie bewusst darauf, Ihre Wahrnehmung neu auszurichten. "Schatzsuche statt Fehlersuche" lautet hier die Devise – denn auch das führt dazu, dass die Schüler Ihre Bewertung als gerechter empfinden. 
 

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Sie nehmen mehrdimensionale Lernprozesse in den Blick und lernen, einem erweiterten Lernbegriff gerecht zu werden. Nach dem Seminar sind Sie fähig, die Verantwortung für den Arbeitsprozess zu teilen, um die darauf aufbauende Leistungsbewertung qualitativ weiterzuentwickeln. 

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Immer häufiger hinterfragen kritische Schülerinnen und Schüler (SuS) oder Eltern die von Ihnen gegebenen Noten und wünschen Erklärungen bzw. verlangen Rechtfertigungen. Welche Anforderungen müssen Sie eigentlich erfüllen, damit Ihre Noten einer kritischen Überprüfung durch SuS oder deren Eltern, durch Ihre Schulleitung, die vorgesetzte Schulbehörde oder sogar durch ein Gericht standhalten?

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