Unterricht gestalten / 22.06.2018

Drei Methoden für produktive Arbeitsphasen

Arbeitsphasen sinnvoll gestalten

Die Arbeitsphase ist die zentrale Phase des Unterrichts: Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten neues Wissen und entwickeln wichtige Kompetenzen. Wir erläutern Ihnen die drei Komponenten produktiver Arbeitsphasen – und liefern Ihnen die richtigen Methoden.

Bild: stock.adobe.com/Rawpixel.com

Drei Komponenten für produktive Arbeitsphasen

Die Arbeitsphase ist die Kernphase des Unterrichts: Hier werden die Themen und Inhalte konkret erarbeitet. Für die Gestaltung kreativer und abwechslungsreicher Arbeitsphasen gibt es vielfältigste Methoden. Generell lassen sie sich in drei Bereiche unterteilen: die Ideen- und Informationssammlung, die Informationsverarbeitung und die Ergebnispräsentation. 

Die Schülerinnen und Schüler sammeln also zunächst Ideen und Informationen rund um das jeweilige Thema; sie schaffen die (Wissens-)Basis für die Arbeitsphase. Es folgt die Informationsverarbeitung, in der sie aus der Masse der Informationen diejenigen herausfiltern, die sie benötigen.

Zum Schluss präsentieren die Schüler/-innen ihre Ergebnisse und Erkenntnisse; sie bereiten ihr Wissen also so auf, dass es auch für die anderen verständlich und nützlich ist.
Die folgenden Methoden sind dem Buch "Produktive Arbeitsphasen – 100 Methoden für die Sekundarstufen" von Arthur Thömmes entnommen (Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-8346-0325-8).

Praxisbuch Meyer - Unterrichtsmethoden I - Theorieband (20., komplett überarbeitete Neuauflage) - Buch mit einer didaktischen Landkarte

Unterrichtsmethoden I - Theorieband (20., komplett überarbeitete Neuauflage)

Praxisbuch Meyer

Buch mit einer didaktischen Landkarte
Praxisbuch Meyer - Unterrichtsmethoden II - Praxisband (17., komplett überarbeitete Neuauflage) - Buch mit zwei didaktischen Landkarten

Unterrichtsmethoden II - Praxisband (17., komplett überarbeitete Neuauflage)

Praxisbuch Meyer

Buch mit zwei didaktischen Landkarten

Informationssammlung: Die Fragensteller-Methode

Sie können die Arbeitsphase zum Beispiel durch die Fragensteller-Methode einleiten. Dazu benötigen Sie 10–15 Minuten Zeit sowie Flipchart und Stift oder Tafel und Kreide. Ziel dieser Methode ist es, dass die Schüler Fragen zum jeweiligen Thema formulieren und neugierig auf die Thematik werden. 

Zunächst benennen Sie das Unterrichtsthema, zum Beispiel "Demokratie". Ihre Schüler dürfen jetzt alle Fragen formulieren, die ihnen dazu einfallen: Was ist Demokratie? Wer stellt sie sicher? Welche Aufgaben haben Parteien? Sie sammeln die genannten Fragen und halten Sie an der Tafel oder auf dem Flipchart fest. Anschließend werden die Fragen gewichtet und entsprechend ihrer Bedeutung in eine Reihenfolge gebracht. Die Reihenfolge bestimmen die Schüler – sie entscheiden, welche Fragen für sie besonders bedeutsam sind. Sie als Lehrer erhalten so wichtige Hinweise: Sie können Ihren Unterricht ganz konkret am Wissensbedarf der Schüler ausrichten. Ein weiterer schöner Effekt: Die Methode lässt ihnen Raum für Fragen, Ideen und Interesse, sie können den Unterrichtsverlauf aktiv mitgestalten – und das steigert die Motivation.

Das schnelle Methoden 1x1 - Grundschule

Das schnelle Methoden 1x1 - Grundschule

Diese Reihe stellt Ihnen handverlesene Methoden vor, die Sie und Ihre Schüler/-innen immer wieder und gern gewinnbringend nutzen.

Das schnelle Methoden 1x1 - Sekundarstufe I+II

Das schnelle Methoden 1x1 - Sekundarstufe I+II

Handverlesene und praxisnahe Methoden für Lehrende und Lernende dank Fachmethoden Sekundarstufe I und II.

Informationsverarbeitung: Diagramme lesen

Weiter geht es mit der Informationsverarbeitung. Natürlich sind die Arbeitsphasen individuell und themenabhängig – genau wie die jeweilige Form der Informationen, die es zu filtern und zu verarbeiten gilt. Jugendliche ab 14 Jahren sollten unter anderem üben, sich Informationen aus Diagrammen zu ziehen. Erfahrungsgemäß bereiten diese den Schülern oft Probleme. Umfrageergebnisse oder zum Beispiel auch Umsatzanalysen werden ihnen aber immer wieder in Diagrammform begegnen. Es lohnt sich also, die richtige Informationsverarbeitung bei Diagrammen zu üben. 

Geben Sie den Schülern also ein Diagramm zu einem festen Thema, beispielsweise eine Wahlanalyse. Schritt für Schritt ziehen sie sich dann die Informationen aus der Grafik heraus, sie überprüfen ihre Erkenntnisse und diskutieren sie. Planen Sie dafür etwa 15–20 Minuten ein. 

Sie können den Schülern unter anderem folgende Arbeitsaufträge geben: 

  • Welches Thema oder welche Fragestellung wird in dem Diagramm grafisch aufbereitet?
  • Von wem stammt die Erhebung?
  • Welche Elemente werden berücksichtigt, welche Aspekte des Themas erfasst?
  • Welche Informationen finden sich in dem Diagramm?
  • Was fällt besonders auf? Gibt es Spitzen oder Extreme in den Werten?
  • Welche Aspekte oder Informationen fehlen?
  • Welche Schlussfolgerungen ergeben sich für das Thema?

Achten Sie darauf, auch den Objektivitätsaspekt mit den Schülern zu diskutieren. Diagramme gelten allgemein als anschauliche, objektive Informationsquellen. Sie können aber natürlich nicht alle Aspekte des Themas berücksichtigen und klammern bestimmte Elemente gezielt aus. Ihre Schüler sollten sich also darüber im Klaren sein, dass Diagramme in der Regel auch subjektiv geprägt sind – eine wichtige Erkenntnis für die Bewertung der Informationen.

Präsentieren mit Arbeitsblättern

Schüler ab 10 Jahren können zur Ergebnispräsentation auch Arbeitsblätter für Ihre Mitschüler anfertigen. Dazu sollten Sie eine Schulstunde einplanen und Ihren Schülern Blätter, einen Computer und eine Druckmöglichkeit zur Verfügung stellen. So können sie selbst Arbeitsblätter erstellen, die sie bei ihrer Präsentation an ihre Mitschüler verteilen. 

Diese Art der Ergebnispräsentation hat viele Vorteile für alle Beteiligten: Der Rest der Klasse hört dem vortragenden Schüler deutlich konzentrierter zu. Schließlich können die Mitschüler die Aufgaben und Fragen auf dem Arbeitsblatt nur dann lösen und beantworten, wenn sie wirklich aufgepasst haben. Der Schüler, der sein Wissen präsentiert, muss sich wiederum im Vorfeld besonders gut einarbeiten und alle Inhalte verständlich aufbereiten. So vermeidet er gleichzeitig, dass sein Referat völlig an seiner Zielgruppe vorbeiläuft. Das Arbeitsblatt ist außerdem auch eine Erfolgskontrolle: Es zeigt deutlich, ob die Zuhörer die Inhalte des Referats wirklich verstanden haben. 

Bedenken Sie, dass sehr komplexe oder umfangreiche Themen sich schlecht in der Kürze der Zeit bearbeiten lassen. Nicht jedes Thema eignet sich also für ein Arbeitsblatt. Der Aufwand für die Vor- und Nachbereitung ist ebenfalls nicht zu unterschätzen – aber das wissen Sie ja aus Ihrer eigenen Unterrichtspraxis.

Fortbildungstipps

Kompetenzorientiert unterrichten (SchiLf)
Sie erfahren, wie Sie die sachlichen, methodischen, sozialen und individuellen Anteile der Lernarbeit gestalten, um die Kompetenzen Ihrer Schülerinnen und Schüler zu entwickeln – bewusst, zielorientiert und kreativ. Beispiele aus der Unterrichtspraxis begleiten das Seminar.

Lernkompetenzen für selbstverantwortliches Lernen vermitteln (SchiLf)
Sie entwickeln gemeinsam mit Ihrem Kollegium ein spezifisches Curriculum „Lernkompetenz“, das sich an den konkreten Voraussetzungen aus der Grundschule orientiert. Bis zum Schulabschluss wird es systematisch und mit steigendem Niveau weiterentwickelt.

Lernprozesse effektiv gestalten: Individualisieren im Unterricht (SchiLf)
Sie lernen, wie Sie Ihre Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen und ihn selbst zu gestalten.

Schlagworte:

16.10.2024
Die Potenziale von KI in der Bildung
Interview mit Sandra Hestermann und Michael Engel
Zum bundesweiten Launch von cornelsen.ai haben wir mit Dr. Sandra Hestermann (Business Lead cornelsen.ai) und Dr. Michael Engel (Head of Artificial Intelligence) über Chancen, Risiken und Visionen gesprochen.... Weiterlesen
27.09.2024
Englische Grammatik leicht gemacht
So gelingt die Vermittlung von Grammatik im Englischunterricht
Kommunikation ist entscheidend fürs Sprachenlernen. Aber auch die Grammatik muss beherrscht werden. Ärgerlich nur, dass gerade das Grammatiklernen wenig geschätzt wird. Wie lässt sich das ändern? Wie kann das Lernen von Grammatik-Regeln erfolgreich, möglicherweise sogar motivierend sein? Das haben w... Weiterlesen
26.09.2024
Unterrichtsideen für den Herbst
So gestalten Sie Ihren Unterricht passend zur Jahreszeit 
Den Herbst empfinden viele Menschen als Zeit der Veränderung und des Wandels. Gleichzeitig bietet die goldene Jahreszeit viel Anlass für Freude und Dankbarkeit. Wie können sich diese Aspekte in Ihrem Unterricht widerspiegeln? Wir stellen Ihnen einige Ideen vor, die perfekt in den Herbst passen. ... Weiterlesen
26.09.2024
Werteorientierung durch Achtung, Respekt und Toleranz
Achtsamkeit und Demokratiebildung in der Schule
Viele Jugendliche, so scheint es, entfernen sich immer weiter weg von der Demokratie. Bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg konnte die AfD in der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen einen besonders hohen Zuspruch verzeichnen. Und laut einer aktuellen repräsentativen Allensbac... Weiterlesen