Mobbing in der Schule

Hintergründe, Folgen und Maßnahmen

Bei uns erhalten Sie umfassende Informationen zum Thema. Sie werden über die Verbreitung von Mobbing und über die verschiedenen Phasen, Anzeichen und Folgen aufgeklärt. Zudem erhalten Sie hilfreiche Anregungen und Materialtipps. 

Illustration eines Jungen im gelben Pullover, der über einen auf dem Boden sitzenden Jungen lacht
Bild: Cornelsen/Rosendahl Berlin - Agentur für Markendesign

Mobbing in der Schule ist immer wieder ein großes Problem für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern. Vielleicht ist Ihnen als Elternteil oder Lehrkraft schon einmal aufgefallen, dass sich ein Kind zunehmend isoliert, niedergeschlagen ist oder nicht mehr zur Schule möchte. Möglicherweise stecken Mobbingattacken von Mitschülerinnen und Mitschülern dahinter.

Was genau ist Mobbing in der Schule?

Mobbing in der Schule beschreibt ein regelmäßiges Wiederholen von vorwiegend seelischem Schikanieren einzelner Schülerinnen und Schüler. Teilweise zählen hierzu auch äußerliche Verletzungen. Es handelt sich dabei in der Regel nicht um normale Konflikte zwischen Kindern und Jugendlichen, die sich meist innerhalb kurzer Zeit wieder auflösen.

Das Opfer ist häufig ein einzelnes Schulkind, das von einer oder mehreren Mitschülerinnen bzw. Mitschülern über einen längeren Zeitraum schikaniert wird. Die sogenannten Mobber hänseln das Mobbing-Opfer, ignorieren und beleidigen es und/oder greifen es körperlich an. Auch persönliche Dinge werden häufig beschädigt.

Wie verbreitet ist Mobbing eigentlich an deutschen Schulen?

Im Jahr 2017 wurde eine Pisa-Studie von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) durchgeführt. Dieser Studie zufolge ist jede sechste Schülerin beziehungsweise jeder sechste Schüler im Alter von 15 Jahren von Mobbing in der Schule betroffen. Insgesamt sind nach dieser Studie Jungen häufiger Mobbing-Opfer als Mädchen.

Eine weitere Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass am häufigsten Schülerinnen und Schüler der Grundschule von Mobbingattacken betroffen sind: Etwa 30 Prozent von ihnen mussten bereits psychische oder physische Gewalt durch Klassenkameradinnen bzw. -kameraden erleben.

An der Hauptschule sowie der Gesamtschule sind 20 Prozent der Lernenden von Schikanen betroffen, auf dem Gymnasium etwa 10 Prozent.

Die vier Phasen

Mobbing in der Schule verläuft meist schleichend. Prinzipiell lässt sich das Phänomen in vier verschiedene Phasen unterteilen. 

Phase 1: Der Auslöser 

In der Forschung wird häufig zwischen provozierenden und passiven Opfern unterschieden. Im ersten Fall ist häufig ein bestimmter Konflikt unter Schülerinnen und Schülern der Auslöser für Mobbing. Hierbei kommt es zu ersten Ungereimtheiten, Schuldzuweisungen oder verletzenden, persönlichen Angriffen. Zunächst kann sich die Situation aber wie ein normaler Streit unter Kindern oder Jugendlichen abspielen. Passive Opfer werden zur Zielscheibe des Mobbings, weil sie dem Mobber wehrlos erscheinen und meist aufgrund einer Andersartigkeit eine vermeintliche Angriffsfläche bieten, die der Mobber nutzt, um eine Hackordnung zu etablieren, die ihm selbst zu Kontrolle und Macht in der sozialen Gruppe verhilft.

Phase 2: Die Zuspitzung

Wenn es einen ursprünglichen Konflikt oder Streit gab, gerät dieser nun eher in den Hintergrund. Die Schülerin oder der Schüler wird weiterhin schikaniert und ausgegrenzt. Somit wird das Selbstwertgefühl zunehmend gesenkt und die betroffene Person gerät in die Opferrolle.

Phase 3: Die Eskalation 

Die gemobbte Person ist nun enorm verunsichert und verängstigt. Oft steigert sich die Aggression der Mitschülerinnen und Mitschüler sogar, wenn sich das Mobbing-Opfer nicht gegen die Attacken wehrt. Die Situation eskaliert zusehends und das Opfer wird stark psychisch oder sogar physisch verletzt.

Phase 4: Das Ende 

Das Ende der Mobbingattacken sieht oft sehr unterschiedlich aus. Teilweise wird der Konflikt gelöst und die Schüler/-innen vertragen sich. Dies wird entweder unter den Betroffenen selbst geregelt oder Eltern und Lehrkräfte initiieren eine Lösung von außen – wobei dies geschickt und systematisch erfolgen muss, um nachhaltig zu sein. Nicht selten wirkt sich Mobbing aber auch körperlich auf das Mobbing-Opfer aus und es wird krank – eine hohe Anzahl an Fehltagen kann daraus resultieren. Auch bleibende psychische Probleme und ein grundlegender Mangel an Selbstvertrauen können die Folge sein, insbesondere bei lang andauernden Mobbingsituationen.

Daher ist es wichtig, als Lehrkraft und Eltern hinzuschauen und die Spirale zu unterbrechen! Mobbing ist kein „Kavaliersdelikt“!

Diese typischen Arten von Mobbing in der Schule sind möglich

Körperliches Mobbing 

Körperliches Mobbing ist die offensichtlichste und sichtbarste Art von Mobbing, denn hierbei wird Gewalt ausgeübt durch Schläge, Beinstellen oder andere körperliche Angriffe.

Verbales Mobbing 

Durch verbales Mobbing wird das Opfer beleidigt, mit erniedrigenden Spitznamen belegt oder bedroht.

Nonverbales Mobbing 

Bei nonverbalem Mobbing werden dem Opfer gezielt Informationen vorenthalten. Auf diese Weise wird es aus der sozialen Gruppe ausgeschlossen.

Cybermobbing 

Durch die heutigen digitalen Möglichkeiten ist vor allem Cybermobbing weit verbreitet. Hierbei können Lügen, Gerüchte, Beleidigungen oder sogar kompromittierende Fotos in sozialen Netzwerken, Textnachrichten, Chats oder E-Mails geteilt werden.

Sexuelles Mobbing 

Sexuelles Mobbing umfasst alles, vom beleidigenden sexistischen Witz über belästigende Kommentare bis hin zum ungewollten Körperkontakt. Hiervon sind häufiger Schülerinnen betroffen.  

Soziales Mobbing 

Zu sozialem Mobbing zählen alle Taten, die den sozialen Ruf des Mobbing-Opfers schädigen können, also z.B. Gerüchte oder das bewusste Ausgrenzen einzelner Personen. Oft werden auch andere dazu gebracht, das Opfer gezielt auszuschließen.

Erpressung 

Nicht selten werden die Opfer vom Täter auch um etwas erpresst. Der Täter kann das Mobbing-Opfer beispielsweise dazu zwingen, ihm Geld oder Besitztümer auszuhändigen.

Welche Ursachen gibt es für Mobbing in der Schule? 

Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Ursachen und Gründe für Mobbing. Die Frage nach dem „Warum“ lässt sich deshalb nicht pauschal beantworten, sondern erfordert zumeist eine Einzelfallanalyse.

Generell gilt: Mobbing verschafft dem Mobber ein Gefühl von Macht, denn häufig liegt die Ursache in seiner eigenen Frustration – z. B. durch die eigene erfahrene Machtlosigkeit in einem aggressiven privaten Umfeld, mangelnde Regeln und Strukturen im schulischen Kontext (zu große Klassen, Leistungsdruck, nicht geahndete Regelverstöße etc.), allgemein wahrgenommene Respektlosigkeit und mangelnde wertschätzende Kommunikation. 

Was sind mögliche Anzeichen von Mobbing? 

Anhand dieser Anzeichen können Sie als Eltern oder Lehrkraft frühzeitig beginnendes Mobbing erkennen:

  • blaue Flecken
  • häufige Bauch- oder Kopfschmerzen
  • fehlende Motivation, in die Schule gehen
  • schlechtere Schulnoten
  • das Schulkind hält sich meist allein in den Pausen auf
  • es fehlt Schulmaterial im Schulranzen
  • das Kind kommt nicht mehr mit dem für die Schule verfügbaren Taschengeld aus
  • das Schulkind verkriecht sich allein im Zimmer und trifft keine Freunde mehr

Bei solchen Auffälligkeiten und/oder einem derartigen Verhalten handelt es sich um mögliche Alarmsignale und ernst zu nehmende Anzeichen für Mobbing.

Welche Folgen kann Mobbing in der Schule mit sich bringen? 

Es ist nachweislich belegt, dass Mobbing krank macht. Sowohl psychische als auch physische Probleme sind die oft schwerwiegenden Folgen für Mobbing-Opfer. Hierzu zählt neben Demotivation, Verzweiflung, Misstrauen gegenüber anderen, Verlust von Selbstbewusstsein und Lebensfreude vor allem der soziale Rückzug der betroffenen Person.

Betroffene berichten über schlaflose Nächte, Angstzustände oder sogar schwerwiegende Depressionen. Auch körperliche Erkrankungen wie Bauch- oder Kopfschmerzen, Durchfall, Schwindel und Essstörungen können die Folge sein. Infolge der körperlichen Verletzungen sind Spätfolgen möglich. Meist geht Mobbing mit einem deutlichen Leistungsabfall in der Schule einher. 

Was tun gegen Mobbing? 

Schülerinnen und Schüler, die von Mobbing betroffen sind, benötigen Unterstützung! Da Mobbing kein punktuelles, sondern ein systematisches Verhalten ist, können sich die Opfer fast nie alleine wehren, sondern sind in der Situation gefangen. Der erste Schritt für Helfer ist dabei in der Regel, das Gespräch mit dem Opfer zu suchen. Hierbei ist allerdings viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl gefragt – ist die Situation für die geschädigte Person doch ohnehin schon sehr unangenehm.

Wenn Ihnen also verschiedene der oben aufgezählten Anzeichen bei einem Ihrer Schüler/-innen oder Ihrem Kind auffallen, ist Ihr Einsatz gefragt. Sie sollten das betroffene Kind mit viel Einfühlungsvermögen auf die Situation ansprechen, um herauszufinden, ob sich Ihr Verdacht bestätigt.

Als Eltern sollten Sie Kontakt zur Klassenleitung und anderen Lehrkräften aufnehmen. Werden Sie auf jeden Fall aktiv!

Auch das Gespräch mit dem mobbenden Kind sollte unbedingt gesucht werden. Dem Mobber muss deutlich werden, dass sein Verhalten wahrgenommen wird, eine klare Missbilligung erfährt und geändert werden muss. Auch hier sollte Ursachenforschung betrieben werden, denn ein zufriedener, ausgeglichener Mensch wird nicht zum Mobber!

Es gibt einige Methoden (z. B. No Blame-Approach, FARSTA-Methode), um mit akuten Mobbingfällen umzugehen und die Abwärtsspirale für das Opfer zu unterbrechen.

In schweren Fällen müssen auch Klassen- bzw. Schulwechsel (für den Täter oder für das Opfer) oder Strafanzeigen erwogen werden.

Maßnahmen zur Prävention sind eine gute Möglichkeit, um Mobbing an Schulen vorzubeugen. Klare Regeln innerhalb der Klasse sind auf jeden Fall hilfreich. Auch die Unterstützung durch eine professionelle Trainerin bzw. einen professionellen Trainer ist ein probates Mittel, um die Schikanierungen zu thematisieren, ohne dabei Einzelpersonen in den Fokus zu rücken. Durch den Einsatz externer Fachleute können Schülerinnen und Schüler Strategien lernen, sich selbst vor Mobbing zu schützen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken.