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Erwachsenenbildung / 25.04.2025

Effektiver DaF-Unterricht und gelungene Prüfungsvorbereitung

Interview mit Jens Magersuppe

Sprachzertifikate sind für die Lernenden von großer Bedeutung, sind sie doch oftmals entscheidend in einem Visumsverfahren, bei der Berufsanerkennung oder dem Hochschulzugang. In Deutschland umfasst der Unterricht für Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, die Stufen von A1 - C2 mit den entsprechenden Prüfungen. Wie lässt sich die Fremdsprache Deutsch am besten lernen und wie können sich die Prüflinge optimal vorbereiten? Das haben wir Jens Magersuppe gefragt. Er unterrichtet Deutsch als Fremdsprache (DaF) am Goethe-Institut Berlin und ist Lehrwerksautor bei Cornelsen.

Bild: Shutterstock.com/Jacob Lund

Herr Magersuppe, Sie sind leidenschaftlicher DaF-Lehrer, was ist das Besondere am DaF-Unterricht?

Jens Magersuppe: Als DaF-Lehrer habe ich viele verschiedene Nationen in meiner Klasse, wenn ich Glück habe, auch mal 16 verschiedene Nationen und ich kann einen Einblick in ganz unterschiedliche Regionen und Kulturen bekommen, den ich sonst gar nicht hätte. Außerdem es ist auch wirklich ein Geschenk, in der eigenen Muttersprache zu unterrichten, denn ich kann von der kulturellen Praxis und Sprache, die ich mitbekommen habe, etwas weitergeben.

Jens Magersuppe
Bild: Hannah Balogh

Jens Magersuppe

Vom Bestehen der Prüfung hängt in der Regel sehr viel ab. Deswegen sollten wir als Lehrkräfte alles im Unterricht bereitstellen, um unseren Schüler/-innen den Weg zu einer erfolgreichen Prüfung zu ebnen.

Und was ist das Besondere an den Prüfungen?

Jens Magersuppe: Das Besondere ist zunächst einmal die Konsequenz, denn vom Bestehen dieser Prüfung hängt in der Regel sehr viel ab. Die Prüfung kann zwar wiederholt werden, aber wenn sie schließlich nicht bestanden wird, ist die Aufenthaltserlaubnis gefährdet oder der Zugang zum Arbeitsmarkt. Deswegen sollten wir als Lehrkräfte alles im Unterricht bereitstellen, um unseren Schülerinnen und Schülern den Weg zu einer erfolgreichen Prüfung zu ebnen.

Was dann konkret in den Prüfungen getestet wird, sind unter anderem authentische Alltagssituationen. Die Teilnehmenden müssen zeigen, dass sie die Anforderungen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens ihres Sprachniveaus erfüllen. Und das reicht vom einfachen Fragenbeantworten und leichter Kommunikation in der A1 bis zu einem formellen Vortrag bei der C2 Prüfung, bei der dann im Anschluss noch eine kontroverse Diskussion mit den muttersprachlichen Lehrkräften geführt werden muss.

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Wie können sich die Prüflinge am besten vorbereiten?

Jens Magersuppe: Es ist entscheidend, mit Konzentration und Strategien in die Prüfung zu gehen. Das heißt, man sollte das Format gut kennen. Vom Goethe-Institut beispielsweise gibt es kostenlose Modelltests im Internet, die man downloaden kann. Und – ich will uns gar nicht mit Lorbeeren überschütten, aber ich mache es einfach mal – der Cornelsen Verlag hat meiner Erfahrung nach die besten Prüfungsvorbereitungsmaterialien mit Strategien und Tipps für die einzelnen Prüfungsteile und mit Modelltests. Diese Materialien empfehle ich meinen Teilnehmenden schon sehr früh. Wenn jemand gewohnt ist, selbstständig zu lernen, sind diese Bücher sehr hilfreich.

DaF-Prüfungsvorbereitung 

Sie bereiten Ihre Lernenden auf eine anstehende DaF-Prüfung wie das Goethe-Zertifikat oder eine telc-Prüfung vor? Auf diesen Seiten finden sie zu den verschiedenen Prüfungsformaten ausführliche Beschreibungen, die Ihnen die Vorbereitung erleichtern. 

Welche Rolle spielen die Lehrkräfte?

Jens Magersuppe: Jetzt möchte ich, wenn ich darf, eine Lanze für viele meiner Kolleginnen und Kollegen brechen. Denn man muss sich fragen, welche Motivation derzeit Menschen haben sollten, ein anspruchsvolles DaF/DaZ Studium zu beginnen, wenn viele von ihnen später in prekären Arbeitssituationen landen. Die meisten Lehrkräfte in diesem Bereich arbeiten ja noch immer als Honorarkräfte – ohne Urlaubsansprüche, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Ich bilde auch Lehrkräfte fort und sehe immer wieder, wie engagiert so viele Lehrende sind. Ich habe neulich erst wieder einen Workshop gegeben, an dem auch Menschen teilgenommen haben, die sich nach ihrer Rente entschieden haben, ehrenamtlich zu arbeiten, um in irgendeinem kleinen Dörfchen am Rande der Republik Geflüchteten Deutsch beizubringen. Sie haben keine Fachausbildung, aber allein diese Motivation, diese Ambition zu sagen „Ich habe hier eine Aufgabe und am Wochenende gehe ich auch noch in Seminare, wo mir jemand erzählt, wie ich es besser machen kann.“, ist eine tolle Voraussetzung für das, was sie tun wollen. Da ist ein ganz besonderer Funke in diesen Menschen, weil sie mit anderen, die nicht aus der eigenen Kultur kommen, arbeiten wollen und an Neuem interessiert sind. Gleichzeitig bleibt zu sagen, dass eine fundierte Ausbildung als Fremdsprachenlehrkraft wichtig für den Lernerfolg unserer Teilnehmenden ist, denn bei unserem Fach handelt es sich um ein komplexes Handwerk. Die verschiedenen Lernzugänge zu kennen, das Wissen zu haben, wie eine Sprache ins Gehirn gelangt und dort auch bleibt und wie ich als Lehrkraft dies in den unterschiedlichen Stufen und mit unterschiedlichsten Teilnehmenden erreichen kann, ist letztlich eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe.

Aber zurück zur Rolle der Lehrkraft. Sie hat eine absolut zentrale Rolle. Das zeigen auch alle entsprechenden Studien. Der Lernerfolg des Einzelnen hängt wesentlich von der Bindung zur Lehrkraft ab. Wichtig ist ein regelmäßiges Feedback, damit die Lernenden erkennen können, wo sie wirklich stehen. Ich bin ein großer Fan von Tests – nicht im Sinne von „Jetzt siehst du, was du alles nicht kannst“, sondern als Lernfortschrittskontrolle. Ich weiß, das wird nicht überall durchgängig gemacht. Man sollte den Unterricht auch nicht damit überfrachten, aber die Lernenden brauchen dieses Feedback. Und moderne Lehrwerke bieten hierfür auch Selbsttests an. Ein zweiter Punkt sind die Hausaufgaben.  Die werden auch nicht immer gefordert beziehungsweise gemacht, was schade ist, weil bei den Hausaufgaben essenzielle Verarbeitungsprozesse im Gehirn stattfinden. Hier müssen wir auch an die Lernautonomie oder an die Selbstverantwortung der Lernenden appellieren, denn viele messen den Hausaufgaben zu wenig Bedeutung bei.

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Gibt es speziellen Methoden, die sich gerade im DaF-Unterricht anbieten?

Jens Magersuppe: Manche Kursteilnehmer trauen sich nicht, frei zu sprechen. Hier kann Theaterpädagogik helfen. Dabei werden die Lernenden erst einmal mit nonverbaler Kommunikation abgeholt: ein simples Nicken oder Kopfschütteln, so ein bisschen Pantomime am Anfang führt die Teilnehmenden letztendlich zu Improvisationen mit Sprache und dem gesamten Körper. Und das öffnet bei vielen eine Tür und sie trauen sich plötzlich, frei zu sprechen - weil man beim Theater eben spielen darf, man ein Alter Ego hat. Das öffnet innerlich unheimlich viel. Ich habe immer wieder gemerkt, wie sehr man gerade die schwächeren Lernenden damit abholen kann, weil sie aus dieser Rolle, „ich bin ja eh der Schwache“ aussteigen können und damit Mut fassen, wirklich die Sprache zu erleben. Dass sie in der Sprache fühlen können, und das begeistert mich immer wieder bei dieser Methode.


Haben Sie Empfehlungen für das Lernen zuhause?

Jens Magersuppe: Ja, möglichst in der Sprache zu baden. Wenn jemand zum Beispiel ein Fan von Graphic Novels ist, dann sollte er diese einfach mal auf Deutsch lesen oder jemand schaut sich eine Netflix Serie, die er bereits kennt, mit deutschen Untertiteln an. Es gibt auch sehr gute Sprachlernmagazine. Zu all dem gehört schon ein bisschen Disziplin, aber es ist ja auch mit Spaß verbunden. Ein Sprachtandem zu machen hilft außerdem vielen und wenn man im Ausland lebt, können gute KI–Apps einen sprachlichen Austausch bieten.

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Welche Rolle spielen andere Lernende?

Jens Magersuppe: Weil man längst um den Erfolg des gemeinsamen Lernens weiß, sind Unterricht und Lehrwerke stark auf interaktives und kooperatives Lernen ausgerichtet. Empirische Studien zeigen, dass die allermeisten Teilnehmenden besser durch Interaktion lernen. Das heißt nicht, dass es nicht Phasen gibt, in denen die Lernenden auch allein arbeiten. Die sind natürlich auch wichtig. Aber das gemeinsame Lernen, in Kooperation mit anderen, bringt enorme Vorteile.

Kann die KI beim Lernen helfen?

Jens Magersuppe: Die KI kann ein guter Lernhelfer sein – wenn man sie richtig einsetzt. Wenn es um Texte geht, in denen ich mich persönlich ausdrücken muss, dann muss ich natürlich in der Lage sein, selbst zu formulieren und auch reflektieren zu können. Dabei kann mir die KI vielleicht helfen, aber sie darf mir nicht mein eigenes Denken abnehmen. Ich muss dann trotzdem wissen „Ist das, was die KI geschrieben hat, korrekt?“. Über diese Reflexionskompetenz müssen letztendlich wir alle verfügen. Ich muss selbst noch autonom sein und die Verantwortung für meine eigenen Texte übernehmen. Was ich aber machen kann, ist einen Prompt zu nutzen wie: „Markiere meine Fehler im Text und erkläre sie mir.“ Das kann auch in meiner Muttersprache geschehen, wenn ich aus Mexiko komme, dann erklärt die KI alles auf Spanisch. Das kann ich als Lehrer gar nicht leisten. Und wenn ich meine Teilnehmenden richtig darauf vorbereite, dann können sie auch noch tiefer einsteigen und die KI zum Beispiel fragen: „Was ist denn überhaupt ein Akkusativ und wann wird er benutzt?“ Das kann die KI mittlerweile ziemlich gut erklären. Darin liegt ein enormes Potenzial, denn ich ermutige die Teilnehmenden, die KI zu benutzen, aber auf eine Art und Weise, bei der sie daraus tatsächlich einen Nutzen ziehen und lernen können.


Das funktioniert auch bei der Prüfungsvorbereitung?

Jens Magersuppe: Ja. Ein Beispiel: Die Schreibaufgabe. Hier müssen die Teilnehmenden auf eine angemessene Struktur, Kohärenz etc. achten. Nun kann ich prompten: „Prüfe bitte inhaltlich meine Einleitung, ist der Text flüssig geschrieben, wie ist mein Wortschatz, würdest du mir andere Formulierungen empfehlen? Benutze ich angemessene Redemittel?“ Hier gibt die KI sehr gute Rückmeldungen. Aber das eigentliche Unterrichten kann die KI natürlich nicht ersetzen.

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Zur Person
Jens Magersuppe ist als Lehrer, Prüfer und Fortbildner am Goethe-Institut Berlin tätig, wo er alle Klassenstufen von A1 - C2 unterrichtet. Zudem entwickelte er zehn Jahre lang Konzepte für Deutsch als Fremdsprache am Sprachenzentrum der Humboldt- Universität zu Berlin. Seit 2014 schreibt er für den Cornelsen Verlag Lehrwerke, Prüfungsmaterialien sowie Lernlektüre und referiert für Cornelsen auf Veranstaltungen wie der FaDaf und der IDT. Didaktisch Neues zu entdecken, auszuprobieren und für andere nutzbar zu machen, ist ihm sehr wichtig.

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