Unterricht gestalten / 13.02.2019

Belohnungssysteme im Unterricht

Was bringen Smilies, Sticker und Stempel?

Ein Fleißsternchen für die Hausaufgaben, ein Smiley für die gelöste Rechenaufgabe und ein Sticker für die gute Mitarbeit: Wie sinnvoll sind eigentlich Belohnungssysteme? Wann unterstützen sie das Lernen, wann fördern sie erwünschtes Verhalten oder sorgen sogar für mehr eigene Motivation? Und wann bewirken sie eher das genaue Gegenteil?

Bild: Shutterstock.com/wavebreakmedia

Belohnungssysteme – Pro und Kontra 

Smilies, Klebebildchen oder Stempel gehören schon beinahe zur Basisausstattung von Grundschullehrern. Und auch zu Beginn der Sekundarstufe werden diese "Verstärker" noch gern eingesetzt. Stolz präsentieren die Schüler zuhause ihre "Trophäen" und fühlen sich ermuntert, weiterhin fleißig mitzuarbeiten. Aber stimmt das wirklich? Da gehen die Meinungen auseinander.

Im Idealfall lernen die Kinder gern, sind neugierig, engagiert und stören nicht den Unterricht. Das heißt, ihre Eigenmotivation ist so ausgeprägt, dass es keiner zusätzlichen Motivationshelfer bedarf. Dass dieses schöne Bild aber nicht unbedingt der Realität entspricht, ist bekannt. Wir müssen uns nur an unsere eigene Schulzeit erinnern, in der es Lieblingsfächer gab und solche, die wir weniger oder gar nicht mochten. Bei ersteren haben wir uns gern ins Lernen gestürzt, haben vielleicht sogar "Überstunden" gemacht, bei den anderen war das Lernen eher mühsam und selten von Erfolg gekrönt. Motivation? Eher gleich null. 

Hätte uns damals ein Fleißsternchen, ein Ermunterungsstempel oder ein bunter Sticker von der Notwendigkeit des Lernens überzeugen können? Eher nicht, sagen die Kritiker solcher Belohnungssysteme. Viel entscheidender für die Lernmotivation sei doch eine anregende Lernumgebung, ein gutes Klassenklima und eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung. Dazu gehöre auch die individuelle Belohnung, kontern die anderen. Denn Lob und Belohnung können das Selbstvertrauen der Schüler stärken und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Eigenmotivation sein. 

Eine Erfahrung, die insbesondere Grundschullehrerinnen und -lehrer immer wieder machen. Sticker, Stempel und Smilies müssen also nicht zwangsläufig aus dem Unterricht verbannt werden. Sie sollten allerdings richtig eingesetzt werden. Damit das Belohnen nicht das genaue Gegenteil des gewünschten Effekts hat, sollte man jedoch einiges bedenken.

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Belohnungen erfolgreich einsetzen – unsere Tipps

  • Belohnungen können auch gefährlich sein. Dann nämlich, wenn sie dazu verführen, sich gar nicht erst mit den Gründen zu beschäftigen: Warum macht Malte keine Hausaufgaben? Warum verweigert Anna die Mitarbeit? Warum ist Lukas unruhig? Vielleicht gäbe es ganz andere Möglichkeiten, die Kinder für den Schulstoff zu begeistern. Diese Überlegungen sollten weiterhin an erster Stelle stehen.
     
  • Ganz entscheidend: Belohnungen dürfen nicht überhandnehmen, sondern sollten etwas Besonderes bleiben. Kontraproduktiv ist außerdem, wenn Kinder den Eindruck haben, dass sie eine Belohnung bekommen, weil sie etwas erledigt haben, was anscheinend unangenehm oder gar doof ist. Das Lernen oder das gute Benehmen könnten so in ein schlechtes Licht rücken, weil man es ja bloß für eine Belohnung tut, und nicht, weil es sinnvoll und interessant ist.
     
  • Ein ähnlicher Effekt kann eintreten, wenn als Belohnung die Hausaufgaben gestrichen werden. Schließlich sind Hausaufgaben keine Strafe, sondern sollen dem Lernen dienen. Gleichwohl kann man auch die Hausaufgaben ins Belohnungssystem einbeziehen. Nicht durch Streichen, sondern indem die Schüler die Hausaufgaben selbst wählen dürfen. Auch das stärkt ihr Selbstvertrauen, ihre Selbstständigkeit und ihre Motivation. Schließlich werden sie das, was sie selbst gewählt haben, eher mit Freude und gewissenhaft erledigen als fremdbestimmte Aufgaben. Als Belohnung können Kinder sich auch ein Spiel mit der ganzen Klasse wünschen, eine Vorlese- oder eine Bastelstunde.
     
  • In Grundschulen und zu Beginn der Sekundarstufe I sind Sticker, Stempel oder Smilies bei Schülern beliebt, schließlich sammeln die meisten von ihnen gern. Sie werden auch gern bewertet und wollen sich mit anderen vergleichen. Kritisch wird es, wenn das Sammeln zu einem Wettbewerb ausartet, bei dem leistungsschwache Kinder den Kürzeren ziehen. Denn werden Kinder für gute Leistungen oder korrekte Hausaufgaben belohnt, dann wird es auch immer Kinder geben die (fast) nie belohnt werden. Für sie hat ein solches System kaum einen positiven Effekt. Und: Bewertet werden die Kinder ohnehin durch Noten und schriftliche Kommentare, da braucht es eher nichts Zusätzliches. Damit alle Kinder von Belohnungen profitieren können, sollten diese in erster Linie für besondere Anstrengungen vergeben werden, für soziales Verhalten, für Hilfsbereitschaft, für freiwilligen Einsatz. Auch ein Lob als Ermunterung kann – gerade bei weniger leistungsstarken Kindern - Wunder bewirken: "Ich freue mich, dass du dich anstrengst." Finden Sie im Beitrag "Mehr Achtsamkeit & ein gutes Miteinander – Elf Impulse" Anregungen hierzu.
     
  • Klar, dass ältere Schüler kaum noch von Klebebildchen zu begeistern sind. Aber davon, was sie mit ihrem Smartphone tun können. Dass dies weit mehr sein kann als chatten, surfen und Videos gucken, können Sie ihnen als Lehrer vermitteln. Zum Beispiel, indem Sie gute Lern-Apps vorstellen, mit denen die Schülerinnen und Schüler allein und eigenverantwortlich lernen und ihr Wissen überprüfen können. Lernen mit diesem modernen Medium hat durchaus seinen Reiz und wer hier Erfolge einheimst, kann durchaus für weiteres Lernen motiviert werden.
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  • Belohnungen sollten im Schulalltag einfach zu nutzen sein und nicht nach einem komplizierten Punktesystem vergeben werden. Und als Lehrer sollten Sie sich mit dem Belohnungssystem möglichst wenig zusätzliche Arbeiten aufhalsen. Smiley, Sticker, Hausaufgabenwahl oder ein gemeinsames Spiel reichen als Anerkennung. Und eine kritische Überprüfung des eingesetzten Belohnungssystems im Laufe oder am Ende des Schuljahres kann auch nicht schaden.
  • Schließlich: Die beste Belohnung für Schüler ist tatsächlich das Gefühl, es geschafft, eine Aufgabe bewältigt zu haben. Belohnungssysteme, die Kindern dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen, leisten einen sinnvollen Beitrag zur Stärkung der Eigenmotivation.

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