Gesprächsführung / 01.03.2021

Mehr Achtsamkeit & ein gutes Miteinander – 11 Impulse

Kleine Komplimente, große Wirkung

Ein nettes Wort, ein schönes Lob, ein unverhofftes Kompliment: Kleine Liebenswürdigkeiten tun uns allen gut und hallen überraschend lange nach. Mit diesen schnellen Ideen können Sie die positive Kraft der Komplimente sofort selber ausprobieren – im Unterricht, im Kollegium und/oder zu Hause.

Bild: stock.adobe.com/fesenko

Für Selbstwahrnehmung, Miteinander und auch für das Schulklima

Von einem simplen "Toller Pulli!" bis hin zu "Große Klasse, wie du das Streitgespräch gemeistert hast!": Ein nettes Wort ist schnell gesprochen – und bewirkt so viel! Ganz gleich, ob Sie in Ihrer Klasse für einen (noch) netteren Umgang miteinander sorgen wollen, den Schülerinnen und Schülern soziale (Lern-)Erfahrungen ermöglichen und Sozialkompetenzen fördern möchten oder Ihren eigenen Alltag achtsamer und wertschätzender gestalten wollen: 

Mit den folgenden Ideen setzen Sie im Handumdrehen positive Impulse und erleben die erstaunliche Wirkung kleiner Komplimente direkt selbst. 

Die 11 Vorschläge können Sie …

  • als schnelle Unterrichtsideen nutzen und einzelne Anregungen aufgreifen.
  • zu einem Projekt im Sinne des sozialen Lernens bündeln und beispielsweise eine einwöchige "Komplimente-Challenge" ausrufen. Nach Ablauf der Challenge tragen Sie dann Ihre Eindrücke zusammen und reflektieren gemeinsam Ihre Erfahrungen.

Natürlich können Sie alle Vorschläge auch einfach selbst zu Hause, im Kollegium und im (Schul-)Alltag ausprobieren und beispielsweise nach zwei Wochen einmal bewusst Bilanz ziehen. 

Sie werden sehen: Es gibt viele schöne Gelegenheiten für nette Worte in Alltag und Unterricht. Egal, ob Sie einzelne Ideen in den Unterricht integrieren, den Schülerinnen und Schülern "Komplimente-Hausaufgaben" aufgeben oder die Anregungen (erst einmal) für sich selber nutzen: Es lohnt sich ganz bestimmt. Legen Sie einfach los!
 

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11 schöne Komplimente-Ideen

1. Die Komplimente-Post

Als Einstieg und zum Warmlaufen verschicken Ihre Schülerinnen und Schüler zunächst drei Komplimente an Freundinnen, Freunde oder gute Bekannte. Ob kurze WhatsApp-Nachrichten oder handschriftliche Postkarten: Sie sollen jeweils die erste Nettigkeit, die ihnen einfällt, notieren und sie direkt abschicken. Lassen Sie sie ihre Erfahrungen dann später reflektieren: Wie hat der Empfänger oder die Empfängerin reagiert? Und was hat das bei den Schülerinnen und Schülern selbst bewirkt?

2. Das Eigenlob

Viel besser als sein Ruf: das Eigenlob. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich selbst ein Kompliment machen. Wenn sie sonst sehr kritisch mit sich selbst umgehen und es ihnen schwerfällt, ein nettes Wort für sich zu finden, sollen sie die Perspektive wechseln: "Stellt euch vor, ihr wärt ein guter Freund bzw. eine gute Freundin. Was würdet ihr dann zu euch sagen?"

3. Das Wunschkompliment

Jeder Schüler und jede Schülerin soll einmal überlegen: Was würde er gerne über sich hören, welches Kompliment würde ihn wirklich freuen? Genau dieses Kompliment macht er bzw. sie sich ab sofort jeden Morgen und jeden Abend selbst vor dem Spiegel. Wer mag, kann nach einer Woche von seinen Erfahrungen berichten: Wie hat es sich angefühlt und wie hat sich die (Selbst-)Wahrnehmung dadurch verändert?

4. Das Fremdkompliment

Geben Sie den Schülerinnen und Schülern als Hausaufgabe auf, drei fremden Menschen Komplimente zu machen. Das kann der Schüler mit den coolen Sneakers auf dem Schulhof sein, der ihnen vorher noch nie aufgefallen ist. Oder die Verkäuferin im Backshop, die die leckersten Schokocroissants verkauft. Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler auch hier bewusst beobachten, wie die Leute reagieren – und wie sie selbst sich damit fühlen.

5. Das Familienkompliment

Geben Sie den Schülerinnen und Schülern den Auftrag, Familie und Freunden – also den Menschen, mit denen sie zu Hause Zeit verbringen – ebenfalls bewusst Komplimente zu machen; von "Mama, du hast toll gekocht!" bis "Du hast einfach die coolste Musiksammlung!". Wie reagieren die Empfängerinnen und Empfänger und wie verändert sich die Atmosphäre?

6. Der Selbstcheck

Bitten Sie die Schülerinnen und Schüler, für eine bestimmte Zeit (beispielsweise eine Woche) einmal ganz bewusst darauf zu achten, wie sie mit sich selber reden. Wann immer sie etwas Negatives denken, etwa: "War ja klar, dass ich die Matheaufgaben wieder nicht kapiere!", sollen sie sofort mit einem Kompliment kontern – zum Beispiel: "Aber dafür war mein Deutschaufsatz der Knaller!". Wie wirkt sich das auf ihr Selbstbewusstsein aus?

7. Das Annehmen

Die Schülerinnen und Schüler sollen üben, Komplimente offen anzunehmen – ohne sich dabei klein zu machen ("Findest du? Ich finde ja, dass ich heute gar nicht gut aussehe …") oder reflexartig ein Gegenkompliment auszusprechen ("Oh, äh, du siehst aber auch super aus."). Wenn sie Komplimente bekommen, sollen sie einmal ganz bewusst einfach nur ehrlich Danke sagen – und das Kompliment genießen.

8. Das Nachbar-Kompliment

Jeder Schüler und jede Schülerin soll seinen beiden Sitznachbarn oder Sitznachbarinnen rechts und links von sich ein Kompliment machen. Wichtig dabei: Es soll eine ernst gemeinte Nettigkeit sein. Geben Sie den Schülerinnen und Schülern also ein wenig Bedenkzeit und lassen Sie sich dann gegenseitig echte Komplimente machen. Wenn Sie diese Ideen für sich selbst nutzen möchten, können Sie den Impuls natürlich auch ganz leicht auf das Kollegium übertragen: Machen Sie nach kurzem Nachdenken Ihren Sitznachbarn und Sitznachbarinnen im Lehrerzimmer Komplimente.

9. Das Klassenkompliment

Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler gemeinsam überlegen: Was machen sie als Klasse gut? Was haben sie schon zusammen gemeistert und was gefällt ihnen an ihrer Gemeinschaft? Sammeln Sie die kleinen Komplimente an die Klassengemeinschaft gemeinsam an der Tafel – und fragen Sie die Schülerinnen und Schüler dann, was sie sich darüber hinaus noch für ihre Gemeinschaft wünschen würden.

10. Die Komplimente-Liste – Teil 1

Ermuntern Sie die Schülerinnen und Schüler, eine Komplimente-Liste anzulegen und 20 Komplimente an sie selbst zu sammeln. Was haben sie gut gelöst, was können sie gut und was mögen sie an sich? Die Liste sollen die Schülerinnen und Schüler an einem Ort aufbewahren, an dem sie sie ganz schnell griffbereit haben. Wenn sie dann mal wieder an sich selber (ver-)zweifeln, nichts rund laufen will und der Frust riesig ist, erinnert sie die Komplimente-Liste an die vielen positiven Eigenschaften, Talente und Erlebnisse.

11. Die Komplimente-Liste – Teil 2

Wenn Sie noch ein bisschen mehr Zeit investieren können, lassen Sie die Klassenkameraden und Klassenkameradinnen die Komplimente-Liste füllen. Schreiben Sie die Namen aller Schülerinnen und Schüler in der Klasse untereinander und lassen sie daneben und dazwischen genug Platz für die netten Worte. Jeder Schüler und jede Schülerin bekommt eine Kopie der Namensliste und soll nun zu jedem seiner Mitschüler und Mitschülerinnen ein Kompliment notieren. Sie sammeln die Blätter danach wieder ein und schreiben die Komplimente zusammen: Jeder Schüler und jede Schülerin bekommt "seine" Liste, mit allen Komplimenten, die seine Mitschüler und Mitschülerinnen zu seinem oder ihrem Namen notiert haben.

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Wenn Schülerinnen und Schüler gelobt werden, werden sie lebendiger und aktiver. Lob setzt Energie frei. Wird jemand konstant kritisiert, verliert er die Lust, etwas zu tun. Kritik raubt Energie. Um die Freude der Klasse am Lernen zu erhalten, ist es entscheidend, dass das Lob die Kritik überwiegt. Allerdings gibt es klare Notwendigkeiten für Kritik. 

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