Unterricht gestalten / 30.03.2020

So gelingt digitaler Unterricht von zuhause

Unterrichten während der Schulschließung

Die derzeitige Situation stellt uns vor große Herausforderungen, auch im deutschen Bildungssystem. Die angeordneten Schulschließungen im ganzen Land treiben die Digitalisierung im Bildungsbereich rasant voran. Doch wie kann Schule@home gelingen? Welche Schritte muss eine Schule gehen, damit die Schülerinnen und Schüler von zuhause aus gut begleitet werden können? Welche technischen Voraussetzungen sind notwendig und welche Rolle muss ich als Lehrkraft nun einnehmen?

Bild: Shutterstock.com/stockfour

Ein Gastbeitrag von Lena Maria Kesting, Lehrerin in NRW

Mein Name ist Lena Maria Kesting, ich unterrichte an einer aufbauenden Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen und beschäftige mich seit einigen Jahren mit dem Thema “Digitalisierung in Schule” und sammle Erfahrung im Unterrichten mit einheitlichen Endgeräten in einer 1:1-Ausstattung.

Darum ist mir das Thema “Digitalisierung in Schule” wichtig

An dem Begriff “Digitalisierung” stört mich die oft bloße Reduzierung auf eine stabile Internetverbindung, ausreichend Bandbreite, Endgeräte und Projektionsmöglichkeiten. Hier finde ich den Begriff der “zeitgemäßen Bildung” viel zielführender, da Lernen im
21. Jahrhundert mehr ist als nur Hard- und Software. Es geht um eine Haltungsveränderung in der Schule als Bildungseinrichtung insgesamt. 

In dieser Entwicklung trägt Digitalisierung dazu bei, Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration zu fördern. Mit der Ausstattung einer Schule mit den oben genannten Aspekten ist dies noch nicht erreicht. Es braucht Angebote zur Schulung der Lehrkräfte, Netzwerkmöglichkeiten und Veränderungen von Lehr-Lern-Prozessen. Diese Ausführungen würden an dieser Stelle zu weit führen. Mir liegt es jedoch am Herzen, zu sagen, dass Digitalisierung mehr ist als die Anschaffung von Hard- und Software.

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Erste Schritte, damit Schule@home gelingen kann

Zunächst ist es wichtig, dass im Kollegium ein einheitliches Vorgehen abgesprochen ist, welche Materialien die Schülerinnen und Schüler von der Schule aus zur Verfügung gestellt werden und wie kommuniziert wird. Idealerweise haben die Lernenden alle Ordner und Bücher zuhause, die Lehrerinnen und Lehrer die Kontaktdaten der Eltern/ Erziehungsberechtigte und der Lernenden, sodass ein stetiger Kontakt möglich ist. Bestenfalls täglich über einen E-Mailverteiler oder Chat, damit die Lernenden eine Kontinuität spüren und bei Fragen und Unterstützung einen schnellen Kontakt zur Lehrkraft herstellen können. Die Vereinbarungen müssen auch mit den Eltern und Erziehungsberechtigten abgesprochen sein, damit sie ihre Kinder gut begleiten und die Lehrkräfte bei der Umsetzung unterstützen können.

Die Schule sollte den Schülerinnen und Schülern Tipps für einen guten Arbeitsplatz geben, der es ihnen ermöglicht konzentriert zu arbeiten sowie eine Struktur für den Tagesablauf und die Woche zur Verfügung stellen.

Technische Voraussetzungen für Schule@home

Im Idealfall verfügen die Schülerinnen und Schüler über ein eigenes Endgerät. Dabei ist es egal, ob Smartphone, Tablet, Laptop oder PC. Wichtig ist, dass sie gängige Dateien empfangen und geöffnet können. Auch die Nutzung der Geräte der Eltern und Erziehungsberechtigte ist möglich, sofern ein unkomplizierter Zugang möglich ist. Eine stabile Internet- und Telefonverbindung sind die Voraussetzung, da Kommunikation sonst nicht barrierefrei stattfinden kann.

Meine Rolle als Lehrkraft in Zeiten der Schulschließung

Die Rolle der Lehrkraft verlagert sich durch die Schulschließung, da ein direkter Kontakt nur durch Hilfsmittel (Telefon, Smartphone, Tablet, Laptop oder PC) möglich ist. Alle anderen Pflichten bleiben bestehen. Die oben genannten Aspekte (Material und Kommunikation) sollten als Schule einheitlich geregelt sein.

Versuchen Sie Ihren Schülerinnen und Schülern einen schulischen Alltag zu ermöglichen. Beginnen Sie den Tag mit der Klasse zu einer einheitlichen Uhrzeit, tragen Sie gebündelt die wichtigen Informationen für den Tag oder die Woche zusammen. Der Tagesablauf sollte sich an dem schulischen Rhythmus orientieren. Das schafft Struktur, Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit. Es empfiehlt sich den Schülerinnen und Schüler feste Zeiten für die Erreichbarkeit zu nennen, damit Sie Ihren außerunterrichtlichen Aufgaben noch nachkommen können.

Mein erstes Zwischenfazit

Mein erstes Zwischenfazit nach der Schulschließung sieht so aus, dass der Übergang durch die Schule und die Eltern und Erziehungsberechtigten für die Lernenden gut begleitet wurde. Es ist schön zu sehen wie Kolleginnen und Kollegen, die zuvor wenig Berührungspunkte mit dem Digitalen hatten, nun auf tolle Ideen kommen und es nutzen. Auch aus der Elternschaft kommen schöne Ideen und Anregungen. Der geregelte Tagesablauf hilft den Familien, ihre Kinder zu einer vereinbarten Zeit zu wecken und sich nach dem Frühstück an die Schulsachen zu begeben.

Die Schulschließung bringt die benötigten Maßnahmen zur “Digitalisierung in Schule” voran. Wir erleben derzeit viele Veränderungen im Bildungssystem. Lassen Sie uns einen guten Beitrag dazu leisten, Schule zu gestalten und etwas Positives aus dieser Zeit zu ziehen.

Best Practice

Padlet - Die Bereitstellung digitaler Arbeitspakete für Schülerinnen und Schüler

Padlet ist eine browserbasierte digitale Pinnwand, die es ermöglicht Quellen auf verschiedene Weise zu bündeln. Dort können Texte erstellt, Dokumente angehängt, Verlinkungen, Bilder und Videos eingefügt werden. Sie melden sich als Lehrkraft an und erstellen ein Padlet für Ihre Schülerinnen und Schüler. Dazu wählen Sie eine Darstellungsoption. Ich empfehle das Regal, da Sie dort die Möglichkeit haben, übersichtlich und unkompliziert Materialien für die Schülerinnen und Schüler eingepflegen. Sie können das Padlet mit einem Passwort versehen und den Lernenden über einen Link oder QR-Code zugänglich machen.

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Die wichtigsten digitalen Tools

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Zwei Praxistipps

Bild: Shutterstock.com/sirtravelalot

Kostenloses Material von Cornelsen

Cornelsen stellt bis zu den Sommerferien viele e-Books kostenlos zur Verfügung, ebenso interaktive Übungen und Arbeitsblatt-Pakete. Finden Sie hier alle Informationen.
 

Das Twitterlehrerzimmer

Viele Lehrerinnen und Lehrer nutzen Soziale Netzwerke zum Austausch, zur Vernetzung und Weiterbildung. Neben Facebook und Instagram findet sich das wohl größte Netzwerk bei Twitter. Dort kann man Menschen folgen, ohne eine Freundschaftsanfrage zu senden und über Hashtags Themen abonnieren. Einer der beliebtesten Hashtag im deutschsprachigen Raum ist #twitterlehrerzimmer, der ein riesiges Potential der Schwarmintelligenz vereint sowohl fachlich als auch überfachlich.

Ganz bequem von zuhause: unsere Webinare

Wir können uns mit Ihnen aktuell nicht zu Veranstaltungen vor Ort treffen. Doch unsere Webinarräume haben geöffnet und machen einen Austausch mit Ihnen möglich. Auch in der aktuellen Situation bieten wir Ihnen hier aktuelle und praxisnahe Fortbildungen an mit einem großen Angebot an Webinaren, das wir täglich für Sie aktualisieren, zu vielen Fächern und Lehrwerken.  

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