Digitale Medien / 24.03.2021

Wie steht es um die Digitalisierung der Schulen?

Nach einem Jahr Pandemie

Dass Deutschlands Schulen in Sachen Digitalisierung weltweit nicht gerade einen der ersten Plätze belegen, war kein Geheimnis vor der Corona-Pandemie. Doch mit der Pandemie kam die Notwendigkeit für Distanz- und Wechselunterricht. Das war zwar kein Ersatz für Präsenzunterricht, da sind sich alle einige, aber für die Schülerinnen und Schüler immerhin eine Möglichkeit, auch in dieser Situation weiter zu lernen.  Aber vielleicht bringt diese Notwendigkeit zumindest einen Schub für die überfällige Digitalisierung in den deutschen Klassenzimmern?

Lehrerin im Online-Unterricht
Bild: Shutterstock.com/Rido

Wie es vor der Pandemie aussah

Zwei Jahre, bevor Schulen gezwungenermaßen auf Distanzunterricht umstellen mussten, zeigte die internationalen Vergleichsstudie ICILS (International Computer and Information Literacy Study) auf, wie es um die digitale Bildung und die damit verbundenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im achten Jahrgang in Deutschland bestellt war. Es zeigte sich, dass die Lehrkräfte hierzulande zwar deutlich häufiger digitale Medien im Unterricht nutzten als noch fünf Jahre zuvor zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung, und dass digitale Kompetenzen auch in den Lehrplänen eine größere Rolle spielten, aber: Am häufigsten kamen digitale Medien im Frontalunterricht zur Präsentation von Informationen zum Einsatz - etwa mit einem Beamer oder einem Smartboard. Wenig genutzt wurde das, was im Lockdown fürs Lernen entscheidend wurde: Die Möglichkeiten der internetbasierten Zusammenarbeit von Lehrkräften und Schülerinnen und Schüler. Dass Deutschland im Jahr 2018 In diesem Bereich international noch immer weit abgeschlagen war, bestätigte auch die Sonderauswertung der aktuellsten Pisa-Ergebnisse aus dem Jahr 2018. Demnach hatten zu diesem Zeitpunkt nur 33 Prozent der Schülerinnen und Schüler Zugang zu einer Lernplattform.

Und wie sah es vor der Pandemie mit der Ausstattung aus?  Schließlich war im Mai 2019 der fünf Milliarden schwere DigitalPakt Schule gestartet, mit dem Bund und Länder die Schulen mit digitaler Technik versorgen wollten. Bei der Erhebung zum Stichtag 30. Juni 2020 waren davon allerdings erst 16 Millionen Euro abgeflossen

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Nach dem ersten Lockdown

Immerhin: In Sachen Ausstattung hat sich im Laufe der Pandemie einiges getan: Knapp 488 Millionen Euro waren bis zum Jahresende 2020 aus dem Digitalpakt Schule abgerufen worden. Davon stammten stolze 376 Millionen Euro aus dem Sofortausstattungsprogramm, das Bund und Länder erst 2020 - im Zuge der Pandemie - auf den Weg gebracht hatten. Damit können Schulen unter anderem Laptops an Schülerinnen und Schüler ausleihen, denen zuhause keine Endgeräte zur Verfügung stehen. Einige Länder haben ihre Mittel aus diesem Sofortausstattungsprogramm tatsächlich bereits ausgeschöpft. So zum Beispiel Bremen, das als bislang einziges Bundesland seine Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte mit Tablets ausgestattet und dafür zusätzlich eigene Mittel in die Hand genommen hat. 

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Wichtiges Instrument: Lernplattformen

Eine gute Ausstattung ist wichtig, doch Geräte allein reichen nicht aus, um die digitale Bildung voranzutreiben, das zeigen die Ergebnisse des „D21-Digital-Index“ - einer repräsentativen Studie der Initiative D21, die im Juli 2020 durchgeführt und im Januar 2021 veröffentlicht wurde. Sie ergab, dass zwar 16 Prozent der Befragten nicht über genügend Geräte verfügten und 14 Prozent eine zu schlechte Internetverbindung beklagten, das häufigste Problem während des Distanzunterrichts jedoch war, dass es keine einheitliche Vorgehensweise gab, wie und wo Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt wurde. Dies bemängelten knapp 50 Prozent

Genau dafür sollen eigentlich die Lernplattformen sorgen. Die gute Nachricht: Alle Bundesländer bieten Lernplattformen an. Allerdings waren diese Portale ursprünglich dazu gedacht, den Präsenzunterricht zu unterstützen. Sie waren also nicht für landesweiten Distanzunterricht ausgelegt und auch nicht dafür, dass zehntausende Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer gleichzeitig auf das System zugreifen. Und diesen Anforderungen wurden viele Lernplattformen nicht gerecht. So arbeiteten etliche Plattformen in den letzten Monaten nicht mehr zuverlässig, mancherorts kam es sogar zu Abstürzen, wie die ZEIT kürzlich berichtete.

Könnte ein zentrales System diese Probleme beseitigen? Unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das Hasso-Plattner-Institut seit September 2016 die HPI Schul-Cloud entwickelt. Das Ziel: Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler sollen über jedes Gerät und in jedem Unterrichtsfach moderne digitale Lehr- und Lerninhalte ohne besondere technische Vorkenntnisse nutzen können. Das bisherige Pilotprojekt wurde in der Coronapandemie 2020 für alle Schulen deutschlandweit geöffnet. Allerdings haben bislang nur wenige Bundesländer dieses Angebot angenommen. Das mag auch daran liegen, dass die Länder viel Geld in eigene Entwicklungen gesteckt haben. Dazu kommt: Auch die Schulcloud lief – zumindest anfangs – nicht problemlos.

So haben die schlechten Erfahrungen mit den Lernplattformen dazu geführt, dass manche Schulen auf kommerzielle Lösungen wie Microsoft Teams oder Zoom zurückgreifen. Denn zumindest das, was auch zur Aufgabe der landeseigenen Lernplattformen gehört, können diese Systeme leisten: die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schüler. Allerdings sind diese beiden Anbieter in der Vergangenheit wegen Sicherheitsproblemen, insbesondere wegen des Datenschutzes, immer wieder in die Kritik geraten. Eine komplizierte Situation für Schulen und Lehrkräfte.

Es gibt also noch einiges zu tun, damit das Lernen im Fernunterricht wirklich funktionieren kann. Möglich, dass die Verantwortlichen jetzt ihr Augenmerk auf die Lernplattformen richten und dass es – trotz Föderalismus – zumindest eine zentrale Basislösung geben wird.

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