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Schule gestalten / 21.07.2020

Werden bald noch mehr Lehrkräfte fehlen?

Mögliche Auswirkungen der Corona-Maßnahmen

Wird der Lehrermangel in Folge der Corona Krise noch dramatischer? Schon vorher – nämlich im Februar 2020 - hatte in der forsa-Schulleitungsumfrage 2019  mehr als die Hälfte der Befragten den Lehrermangel als derzeit wichtigstes Problem benannt. Und wie sieht es gegenwärtig aus? Welche Auswirkungen hatten Schulschließungen, digitale Lehre und verschobene Prüfungstermine auf den Lehrermangel? Und was bedeutet das für die Lehramtsanwärter/-innen und für die Schulen?

Person in weißer Bluse gestikuliert bei Meeting, vor ihr Notizbuch und Smartphone.
Bild: Shutterstock.com/fizkes

Bundesweit, so schätzte der Deutsche Lehrerverband im vergangenen August, würden zum Schuljahresbeginn rund 15.000 Lehrerstellen offenbleiben. Und eine Studie der Bertelsmann Stiftung vom September 2019 kam zu dem Ergebnis, dass sich der Lehrermangel in Grundschulen im Laufe der nächsten sechs Jahre dramatischer als bislang angenommen entwickeln wird. Im Jahr 2025 werden demnach mindestens 26.300 Absolventen für das Grundschullehramt fehlen. Die Kultusministerkonferenz war in ihrer Prognose aus dem Oktober 2018 hingegen von lediglich rund 15.300 fehlenden Lehrkräften ausgegangen. Auch das war schon eine besorgniserregende Zahl.

Ruheständler zurückholen – momentan keine gute Idee

Bei der Vorstellung der Studie im September 2019 hatte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, noch betont, welch entscheidende Rolle die Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteigern für die Grundschule spiele. Es gelte, diese Personen umfassend berufsbegleitend zu qualifizieren und mit Mentorenprogrammen erfolgreich in die Kollegien zu integrieren. Auch könnten angehende Ruheständler ermuntert werden, länger zu unterrichten.

Doch die Ruheständler-Programme, die einige Länder tatsächlich aufgelegt hatten, gehörten in der Corona Krise zu den Maßnahmen, die rasch wieder eingestellt werden mussten. Schließlich zählen diese Lehrkräfte zur altersbedingten Risikogruppe.

Und auch mit der Qualifikation der Quereinsteiger wurde es während der Schulschließungen schwierig. Tatsächlich hatten mehr und mehr Bundesländer in der Vergangenheit auf diese Quer- und Seiteneinsteiger gesetzt. Sie wurden entweder in den Vorbereitungsdienst übernommen oder in Weitertbildungsmaßnahmen qualifiziert.  Aber Aus- und Weiterbildung waren in den letzten Monaten kaum möglich, ganz zu schweigen von der praktischen Arbeit in den Schulen, von Unterrichtsbesuchen und Lehrproben.

Dazu kommt: Es könnten wohl ab September noch mehr Lehrer ausfallen, da sie zu den Risikogruppen gehören. Der nordrhein-westfälische Lehrerverband rechnet gar damit, dass nach den Sommerferien 15 Prozent aller Lehrkräfte keinen Präsenzunterricht an den Schulen werden erteilen können.

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Andere Formate für die Lehramtsprüfungen

Immerhin: Beim Lehrernachwuchs soll es möglichst zu keinen Corona bedingten Verzögerungen kommen. Im April hat nämlich die Kultusministerkonferenz beschlossen, dass die Lehramtsanwärter*innen, die im Jahr 2020 ihre Staatsprüfung ablegen, keine Nachteile aufgrund von Maßnahmen im Zusammenhang mit der Pandemie haben sollen. So können beispielsweise die Länder für das Ergebnis der Staatsprüfung Vorleistungen aus dem Vorbereitungsdienst stärker als bisher berücksichtigen. Auch können sie andere Prüfungsformate beziehungsweise Prüfungsersatzleistungen zulassen, die dann auch von den jeweils anderen Bundesländern anerkannt werden sollen.

Die einzelnen Bundesländer sind unterschiedlich mit diesem Beschluss umgegangen. Klar ist, dass wohl in keinem Bundesland bis zu den Sommerferien reguläre Unterrichtsprüfungen mehr stattfinden werden. So hat das Kultusministerium in Baden-Württemberg rasch entschieden, dass die Zweiten Staatsprüfungen in modifizierter Form durchgeführt werden. Unterrichtspraktische Prüfungen werden in diesem Jahr hier nicht als Lehrprobe stattfinden.  Als Ersatz wird es eine mündliche Präsentation einer geplanten Unterrichtsstunde mit Reflexionsgespräch an den Studienseminaren geben. In Hessen sind zwei schriftliche Unterrichtsentwürfe inklusive Reflexionsgespräch als Ersatzleistungen vorgesehen. Und in Nordrhein-Westfalen sollen die Staatsprüfungen erst nach den Sommerferien stattfinden. Allerdings so zügig, dass die angehenden Lehrkräfte im Herbst eingestellt werden können.

Auch die Bewerbungsfristen für die Einstellung in den Vorbereitungsdienst wurden in den einzelnen Bundesländern nach hinten verschoben, ebenso die Bewerbungsfristen für offene Lehrerstellen. All diese Maßnahmen waren dringend nötig, schließlich sind die Referendare für das neue Schuljahr fest eingeplant. Zwar ist der Bedarf an Lehrkräften auch mit diesen Absolventinnen und Absolventen nicht zu decken – doch ohne sie wird die Situation noch dramatischer.

Zukünftig auch Lehrproben im Onlineunterricht?

Neben allen Herausforderungen im Bildungsbereich, die gegenwärtig - ausgelöst durch die Corona Pandemie - zu stemmen sind, gilt es also weiterhin und ganz dringend, effektive Konzepte gegen den Lehrermangel zu entwickeln und umzusetzen. Schließlich hat sich die Lage alles andere als verbessert.  Vielleicht gibt es ja einen kleinen positiven Effekt und die Erfahrungen mit anderen Unterrichtsformaten jenseits des Präsenzunterrichts führen dazu, auch die Prüfungsformate für das Referendariat auf den Prüfstand zu stellen – etwa, indem es auch Unterrichtsbesuche und Lehrproben im Onlineunterricht gibt.

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