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Schule gestalten / 18.12.2023

Einen Klassenrat einführen

Demokratie und Mitbestimmung frühzeitig lernen

Wie lernen Kinder Demokratie? Am besten hautnah und dort, wo täglich für sie wichtige Entscheidungen anstehen. Dafür gibt es an den Schulen seit langem die Schülermitverwaltung, die allerdings in erster Linie die Interessen der Gesamtschülerschaft im Blick hat. Doch wie sieht es mit der eigenen Klasse aus, dem Umfeld also, in dem sich die Kinder am häufigsten aufhalten und wo sie direkt von Entscheidungen betroffen sind? Hier kommt der Klassenrat ins Spiel. Sogenannte Klassenräte haben sich seit etlichen Jahren in vielen Schulen etabliert. Wie kann ein Klassenrat funktionieren, was sind die Aufgaben der Lehrkräfte und wo gibt es hilfreiche Informationen und Unterstützung? Dazu haben wir ein paar Antworten für Sie zusammengetragen.

Eine Gruppe Menschen sitzt in einem Kreis in einem modernen Raum mit großen Fenstern.
Bild: Shutterstock.com/Monkey Business Images

Erfolgsmodell Klassenrat

Bereits im Jahr 2010 startete die Initiative „Der Klassenrat“ in Rheinland-Pfalz. Im Saarland und in Hessen konnte das Konzept ein Jahr später umgesetzt werden. Seit 2021 unterstützt das Landesamt für Schule und Bildung in Sachsen die Schulen mit Materialien der Initiative. Aber auch andere Bundesländer können diese Materialien gegen einen geringen Kostenbeitrag nutzen. Mittlerweile ist das Mitmach-Set in mehr als 80.000 Klassen in ganz Deutschland im Einsatz. Die Grundlagen für diese Entwicklung wurden bereits vorher dank vieler Modellprogramme geschaffen, etwa durch das Bund-Länder-Programm „Demokratie lernen und leben“, das durch die Demokratisierung von Unterricht und Schulleben die Bereitschaft junger Menschen zur aktiven Mitwirkung an der Zivilgesellschaft fördern wollte. Das Programm war als Antwort auf zunehmende Gewalt, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus unter Jugendlichen und auf ihre zunehmende Politikverdrossenheit gedacht. Darüber hinaus gibt es in einzelnen Bundesländern weitere Klassenratsinitiativen, etwa vom Regionalverband der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik in Berlin und Brandenburg. Seit 2011 fördert hier die Initiative die Einrichtung von Klassenräten an den Schulen.

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Die Aufgaben des Klassenrats

Als demokratisches Forum der Klasse soll der Klassenrat das demokratische Miteinander in der Schule fördern. In den Sitzungen beraten, diskutieren und entscheiden alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse über von ihnen selbst gewählte Themen, etwa über das Zusammenleben in der Klasse, über aktuelle Probleme und Konflikte, über die Gestaltung und Organisation des Lernens oder über gemeinsame Planungen und Aktivitäten.

Wie oft?

Der Klassenrat sollte regelmäßig – möglichst wöchentlich – durchgeführt werden und er sollte am besten in einer festen Stunde stattfinden, also zum Beispiel immer mittwochs in der vierten Stunde. So richten sich die Schülerinnen und Schüler auf diesen Termin ein und sie können rechtzeitig Themen sammeln.

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Was ist vor der Einrichtung eines Klassenrats zu tun?

Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern sollte ein Klassenbriefkasten eingerichtet werden, in dem die anstehenden Themen gesammelt werden. Es müssen außerdem Vorlagen für das Klassenratsprotokoll erstellt und ein Protokollordner angelegt werden. Zur Sitzung sollten Blätter oder ein Block für die Rednerliste bereitliegen sowie ausreichend Stifte. Sinnvoll sind auch Schilder zum Umhängen, auf denen die jeweiligen Rollen notiert sind, wie zum Beispiel: Moderator/-in, Protokollführer/-in oder Zeitwächter/-in, außerdem rote und gelbe Karten für den Regelwächter oder die Regelwächterin sowie eine Sand- oder Stoppuhr für die Zeitwächterin oder den Zeitwächter. 

Es empfiehlt sich, in der ersten Sitzung gemeinsam ein Plakat mit den Regeln des Klassenrats zu gestalten. Praktisch ist außerdem eine Klassenratsbox, in der all diese Materialien aufbewahrt werden können.

Welche Rollen und Regeln sind wichtig?

Der Klassenrat braucht eine klare Struktur und feste Rollen. Die Struktur wird durch eindeutige Regeln vorgegeben, aber auch durch bestimmte Rituale, wie zum Beispiel die Begrüßung im Stuhlkreis. Zu den Rollen gehören unbedingt: Moderator/-in, Protokollant/-in, Zeitwächter/-in und Regelwächter/-in. Diese Rollen sind nicht auf Dauer verteilt, sondern werden von den Schülerinnen und Schülern abwechselnd eingenommen, so übernimmt jedes Kind aus der Klasse Verantwortung. Es muss von Anfang an geregelt sein, wie diese Rollen verteilt werden. So können sich Schülerinnen und Schüler freiwillig melden, die Klasse kann die Rollen verteilen, oder die Rollen können nach alphabetischer Reihenfolge vergeben werden. Auch der Zeitpunkt des Rollenwechsels sollte festgelegt werden.

Die Klassensprecher/-innen nehmen in der Regel eine besondere Rolle ein, denn sie dienen als Bindeglied zur Schülermitverwaltung. Sie können die Anliegen der Klasse aus dem Klassenrat in die Schülermitverwaltung tragen und Themen aus der Mitverwaltung wiederum in den Klassenrat einbringen.

In welchen Klassen?

Der Klassenrat kann in allen Altersstufen, also in der Grundschule ebenso wie in allen weiterführenden Schulen eingeführt werden. Je früher die Kinder dieses demokratische Instrument kennenlernen, umso selbstverständlicher wird für sie demokratische Teilhabe.

Welche Rolle spielen die Lehrkräfte?

Lehrkräfte sind gleichberechtigte Mitglieder des Klassenrats. Allerdings ist anfangs – vor allem in der Grundschule – noch ein wenig Unterstützung durch die Lehrkraft notwendig, etwa beim Protokollführen oder bei der Moderation. Im Laufe der Zeit können sich die Lehrkräfte immer mehr zurücknehmen. Dennoch sollten sie sich immer ihrer Verantwortung bewusst sein und bei Ausgrenzungen, Beleidigungen oder gar Mobbing einschreiten. Solche Ereignisse wiederum sollten unbedingt im Klassenrat besprochen werden. Auch wenn einmal zu wenige oder gar keine Themen in den Klassenrat eingebracht wurden, ist die Lehrkraft gefragt. Der Klassenrat sollte auf jeden Fall auch dann stattfinden und könnte zum Beispiel damit beginnen, dass die Schülerinnen und Schüler mögliche Themen sammeln. Hilfreich ist außerdem, wenn die Lehrkraft immer ein paar Themen in petto hat.

Fazit

Im Klassenrat lernen Schülerinnen und Schüler mehr als „nur“ Demokratie zu leben, sie stärken ihre Kompetenzen, lernen Verantwortung zu übernehmen, kompetent zu diskutieren und Kompromisse zu schließen. Allesamt wichtige Bedingungen für ein gutes Klassenklima. Der Klassenrat sollte möglichst früh – also bereits in der Grundschule – eingerichtet werden und nicht nur in einer Klasse, sondern innerhalb eines gesamten Jahrgangs, besser noch in der ganzen Schule. So entsteht ein demokratisches Miteinander aller Schülerinnen und Schüler. Idealerweise verinnerlichen sie dabei die Regeln und Vorteile einer demokratischen Gesellschaft und nehmen diese Einstellung mit in ihr späteres Leben. 

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Buch- und Linktipps

Initiative „Der Klassenrat“ (www.derklassenrat.de)

BLK-Programm „Demokratie lernen und leben“ Die Website wird nicht mehr gepflegt, dient aber als Archiv dieses Programms.

Regionalverband der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik in Berlin und Brandenburg

Eva Blum; Hans-Joachim Blum: Der Klassenrat. Ziele - Vorteile – Organisation, Verlag an der Ruhr ISBN 9783834660275, 28,99 Euro

Schlagworte:

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