Referendariat / 22.06.2018

Fünf Tipps für Körpersprache und Rhetorik

Vor der Klasse sprechen

Reden gehört für Sie in besonderem Maß zum Alltag. Grund genug also, mit Körper und Stimme ganz bewusst umzugehen. Hier finden Sie unsere fünf Top-Tipps rund um Körpersprache, Rhetorik und Stimme: vom glaubwürdigen Reden und dem Lösen der Denkbremse bis hin zur Stimmkräftigung.

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Körpersprache und Rhetorik – für Lehrkräfte essentiell

Als Lehrer/-in sprechen Sie tagtäglich vor Schüler/-innen und mit Schüler/-innen. Angst vor dem Sprechen haben Sie also schon mal nicht: Sie sind quasi schon von Berufs wegen ein souveräner Redner. Trotzdem gibt es da sicherlich noch einige Tricks und Kniffe, mit denen Sie Ihren täglichen Auftritt vor den Schülerinnen und Schülern noch weiter optimieren können. Die Top 5 unserer Tipps rund um Körpersprache und Rhetorik haben wir hier für Sie zusammengestellt.

1. Achten Sie auf Glaubwürdigkeit.

Die Körpersprache ist für uns alle auch heute noch von zentraler Bedeutung. Historisch betrachtet macht das durchaus Sinn, schließlich konnten wir uns zuerst nur mit Gesten und Lauten verständigen. Später wurde die Stimmführung kontrollierter – und schließlich entstand die Wortsprache. Beim ersten Eindruck achten wir noch immer unbewusst auf die Körpersprache. Und auch bei komplexen Inhalten oder in der Verständigung mit Menschen, die unsere Sprache nicht sprechen, kommen "Hände und Füße" zum Einsatz. 

Speziell beim Sprechen vor Gruppen, aber auch vor Kollegen sollten Sie deshalb auf Ihre Körpersprache achten. Glaubwürdig wirken Sie dann, wenn Gesagtes und Getanes kongruent sind. Sagen Sie zu den Schülern zum Beispiel: "Eure Meinung interessiert mich brennend!", verschränken dabei aber die Arme vor der Brust und ziehen womöglich noch eine Augenbraue in die Höhe, werden Ihnen die Schüler das wohl kaum glauben. 

Bestimmte Schlüsselsätze, die Sie immer wieder im Unterricht verwenden, können Sie vorbereitend ruhig mal mit vollem Körpereinsatz üben. Tun Sie das aber bitte möglichst nicht vor dem Spiegel: Sie sollen nur nachfühlen und keine Gesten oder Gestikfolgen einstudieren. Denn auch das wirkt wiederum wenig glaubwürdig.

2. Fuchteln nicht vergessen.

Was zunächst komisch klingt, erklärt sich schnell. Kinder lernen schon im Vorschulalter mit und über Gestik. Erwachsenen wiederum hilft sie, weil sie Gedankenflüsse unterstützt und komplexe Inhalte be-greifbar macht. Das gilt übrigens sowohl für Ihre Zuhörer als auch für Sie – mit Ihrer Gestik erleichtern Sie sich letztlich also auch selbst das Sprechen. 

Auch hier aber noch einmal der gut gemeinte Rat: Inszenieren Sie nicht und studieren Sie keine Gesten ein. Häufig kommen diese Gesten dann nämlich leicht zeitversetzt zum Einsatz, also entweder zu früh oder zu spät – oder sie kommen zwar parallel, wirken aber hölzern. Lassen Sie also lieber natürlich Bewegungen zu, indem Sie Ihre Arme und Hände "einfach machen lassen". Das klappt meist wunderbar: Die Bewegung passt zum Gesagten und kommt zeitlich ideal unmittelbar vor der jeweiligen Äußerung. 

Übrigens: Auch die berühmt-berüchtigten "Ähs" werden automatisch weniger, wenn Sie Ihren Händen Bewegungsfreiheit lassen. Haben Sie nämlich stattdessen Ihre Hände in den Taschen oder fest vor der Brust verschränkt, sucht sich der Körper "Ableiter" – vom "Äh" über "Ehm" bis hin zum ständigen Zupfen am eigenen Ärmel. Wie das dann wiederum auf Ihre Schüler wirkt, können Sie sich sicherlich vorstellen. Also lassen Sie lieber ihre authentische Gestik frei fließen – das wirkt lebhaft und sympathisch.

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3. Fragen kostet nichts: Spüren Sie Ihrer Körpersprache nach.

Die meisten von uns haben eine ganz individuelle Körpersprache, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. Längst nicht alles geschieht bewusst – viele Gesten, Gesichtsausdrücke oder Haltungen wenden wir völlig unbewusst an. Es lohnt sich also, diejenigen anzusprechen, die Sie immer wieder "in Aktion" erleben: Freunde, Angehörige oder vielleicht sogar nette Kollegen. Fragen Sie sie, ob es typische Gesten oder Haltungen gibt, die einfach "zu Ihnen gehören". Je besser Sie Ihre unbewusste Körpersprache kennen, desto bewusster können Sie sie einsetzen. 

Wenn Sie niemanden fragen können oder wollen oder Sie noch mehr über sich erfahren wollen, können Sie am besten die familiären "Erinnerungskisten" anzapfen: Alte Videos oder Fotoalben verraten Ihnen viel. Bei der Gelegenheit können Sie direkt ein kleines Körpersprachen-Training anwenden: Überlegen Sie zum Beispiel, wie Sie auf dem Foto von Onkel Ralfs 50. Geburtstag gewirkt hätten, wenn Sie aufrechter gesessen oder Ihre Arme nicht in den Taschen vergraben hätten. Sie können diese Gedankenübungen auch real durchspielen und sich entsprechend hinsetzen.

4. Lösen Sie die Denkbremse.

Als Lehrer möchten Sie natürlich nichts Unüberlegtes sagen. Das führt allerdings oft dazu, dass Sie sich beim Reden selbst im Weg stehen. Denn so, wie das "Fuchtel nicht beim Reden!" Ihre Gestik hemmt, beschränkt das leidige "Denk immer erst nach, bevor du etwas sagst!" Sie in Ihrem Sprechen. Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie ein lebendiger Redner sein wollen, können Sie schlichtweg nicht jeden Satz zuerst zu Ende denken. Erst beim Reden werden die Gedanken fertig – bremsen Sie sich also nicht ständig selber aus. 

Diese Ermunterung können Sie dann auch gleich an Ihre Schüler weiterleiten. Denn gerade stille Schüler haben oft ein "Sprechdenkproblem": Sie feilen mental viel zu lang an jedem Satz, sie "denksprechen" also, statt mit dem Sprechen zu beginnen und den Rest des Gedankens beim Reden zu beenden. 
 

Gute Möglichkeiten, das Sprechdenken zu fördern, bieten:

  • Stichworte, die statt ausformulierter Gedanken dazu anregen, zu er-sprechen,
  • kleine Sprechpausen, die Raum für neue Sprechimpulse geben,
  • Zwischenfragen von Schülern, die Sie aus der Routine holen und Sie "zwingen", genauer zu werden,
  • eine offene Körperhaltung und
  • ruhiger Atem.

5. Kräftigen Sie Ihre Stimme – Sie werden Sie noch lange brauchen.

Die tollste Körpersprache nützt Ihnen nichts, wenn Sie zu heiser sind, um einen Piep herauszubekommen, oder wenn Sie generell nur in Flüsterlautstärke sprechen. Eine kräftige Stimme ist für Sie unverzichtbar. Deshalb sollten Sie regelmäßig entsprechende Übungen durchführen – zum Beispiel den sogenannten Atemwurf. 

Dazu stellen Sie sich zunächst aufrecht hin und legen eine Hand an Ihren Bauch. Atmen Sie ruhig ein und aus und beobachten Sie bewusst Ihren Atem. Atmen Se dann auf "fff" aus. Zähne und Lippen bilden dabei eine Verengung, sodass Sie die Luft gezielt ausstoßen können. Wiederholen Sie das – mit kleinen Pausen, damit Sie nicht hyperventilieren – für einige Atemzüge. 

Dann stellen Sie sich vor, dass Sie mit dem f-Laut kräftig eine Kerze auspusten. Ziehen Sie ruckartig den Bauch ein, stoßen Sie das "f" aus und entspannen Sie die Bauchdecke sofort wieder; dann wiederholen Sie das Ganze mehrfach. Tief einatmen müssen Sie dafür nicht, denken Sie aber bitte wieder an kleine Pausen zwischen den Wiederholungen. 

Zum Schluss sprechen Sie noch das Wort "hopp"; ziehen Sie dabei wieder die Bauchdecke ein und lassen Sie sie mit dem "pp" wieder los. Klappt das gut, können Sie das Wort "hopp" lauter ausrufen und noch einmal ein paar Wiederholungen machen.

Fortbildungstipps

Präsenz zeigen – Körpersprache bewusst nutzen (SchiLf)
Sie lernen eigene Verhaltensweisen besser kennen, überprüfen die persönliche Wirkung und probieren neue Wege für überzeugendes Auftreten aus. Sie bekommen wertvolle Tipps, wie Sie mit Ihrer gesamten Persönlichkeit überzeugen und die nonverbale Kommunikation erfolgreich einsetzen. 

Unterrichtsstörungen: Mit Körper und Sprache Wirkung erzeugen
Wie bewusst ist Ihnen die Wirkung Ihres Auftretens? Die verbale und vor allem auch nonverbale Kommunikation ist Ihr alltägliches Handwerkszeug. Der Sportlehrer und Kommunikationstrainer Frank Jäger zeigt, wie Sie mit Ihrer individuellen Körpersprache Wirkung entfalten, das heißt „selbst bewusst“ auftreten.  

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