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Differenzieren & Fördern / 19.02.2020

Sprachkompetenz im Unterricht fördern

Verstehen ist der Schlüssel zum Lernen

Sprache ist die entscheidende Voraussetzung fürs Lernen in allen Schulfächern – nicht bloß im Deutsch- oder Fremdsprachenunterricht. Denn wer Aufgabenstellungen, Wörter, sprachliche Strukturen und Satzkonstruktionen in den verschiedenen Fächern nicht oder nur ungenügend versteht, wird dem Unterricht kaum folgen können. Sprachkompetenz muss also über alle Schulfächer und Klassenstufen hinweg gefördert werden. Bloß wie?

Erwachsene liest einem Kind ein Buch vor. Beide sitzen an einem Tisch mit Schreibutensilien.
Bild: Shutterstock.com/Photographee.eu

Das Wichtigste in Kürze

  • Sprachkompetenz ist Grundlage für schulisches Lernen in allen Fächern: Wer Sprache nicht versteht, kann Aufgaben nicht lösen - Sprachförderung muss daher fächerübergreifend und durchgängig erfolgen.
  • Sprachförderung erfordert gezielte, alltagsnahe Methoden: Durch Erzählanlässe, Sprachspiele, Glossare, Lesestrategien, Lückentexte und Präsentationsübungen wird sprachliches Verstehen systematisch gestärkt.
  • Fachlehrkräfte tragen Mitverantwortung für Sprachentwicklung: Auch in der Sekundarstufe müssen Fachbegriffe erklärt, sprachliche Strukturen vermittelt und Sprechgelegenheiten bewusst geschaffen werden.

Die Förderung von Sprachkompetenz ist von zentraler Bedeutung!

Bei der Vermittlung von Sprachkompetenz geht es nicht nur um Kinder mit einer anderen Muttersprache, auch für viele deutschsprachige Kinder, die zu Hause wenig Sprachanregung erhalten, ist die Förderung von Sprachkompetenz von zentraler Bedeutung. Und das heißt, in jedem Fach muss auch Sprache gefördert werden. Möglichkeiten dazu gibt es viele!

Grundschule: 1. und 2. Schuljahr

Gerade in den ersten Grundschuljahren nimmt das Sprechen eine ganz wichtige Rolle ein. Schließlich können sich die Kinder anfangs noch nicht oder noch nicht ausreichend schriftlich ausdrücken.

  • Unterstützen Sie mit möglichst häufigen Kommunikationsanlässen die sprachlichen Fertigkeiten der Schüler. Achten Sie dabei darauf, dass Ihre Schüler in ganzen - durchaus auch einfachen, aber grammatikalisch richtigen - Sätzen sprechen. Überprüfen Sie auch immer wieder Ihre eigene Kommunikation. Sprechen Sie ebenfalls in ganzen Sätzen, sprechen Sie verständlich, fügen Sie Erklärungen an, wenn Sie merken, dass nicht alle Kinder verstanden haben, was Sie gesagt haben.
  • Und setzen Sie Sprache immer wieder spielerisch ein. In einer entspannten und vertrauensvollen Atmosphäre können Kinder mögliche Sprachbarrieren besser überwinden als in einer typischen Lernsituation, in der ihre Leistungen bewertet werden. Gleichzeitig wird die Aufmerksamkeit der Kinder mit Sprachspielen, Reimen und Sprüchen auf die Sprache selbst gerichtet. So werden Formulierungen und Sprachmuster eingeübt. Lassen Sie die Kinder zum Beispiel auch nach Synonymen suchen oder Anagramme bilden. Das macht nicht nur Spaß und weckt Ehrgeiz, sondern sensibilisiert das Sprachbewusstsein.
  • Fördern Sie auch die Kommunikation unter den Kindern, zum Beispiel durch Gespräche und Rollenspiele.
  • Sorgen Sie in allen Fächern für regelmäßige Erzählanlässe – im Sitzkreis, mit kleinen Vorträgen oder Gruppenpräsentationen.
  • Lassen Sie die Kinder einen Sachtext in Alltagssprache "übersetzen". So merken Sie, wo es noch Verständnisprobleme gibt.
  • Lesen Sie Aufgabenstellungen und Texte in den einzelnen Fächern kritisch durch. Achten Sie dabei auf Begriffe und Wendungen, die Ihnen selbstverständlich sind, den Kindern aber Probleme machen könnten.
  • Erstellen Sie – auch gemeinsam mit Ihren Schülern – ein Nachschlagewerk für jedes Fach mit diesen Begriffen und Wendungen. In den ersten Jahren bietet sich an, ein solches Nachschlagewerk als Bildwörterbuch zu gestalten.
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Grundschule: 3. und 4. Schuljahr

  • Setzen Sie weiterhin auf regelmäßige Erzählanlässe in allen Fächern.
  • Üben Sie mit Ihren Schülern Lesestrategien. Lesestrategien helfen den Schülern, sich Texte in den verschiedenen Unterrichtsfächern zu erschließen. Sie können zum Beispiel so vorgehen: Die Kinder markieren beim Lesen Wörter oder Formulierungen, die sie nicht verstanden haben. Diese unbekannten Begriffe werden dann durch Nachdenken, Nachschlagen oder Nachfragen geklärt. Die Kinder überlegen außerdem, ob der Text selbst eine Erklärung für schwierige Begriffe gibt. Lassen Sie die Schüler den Text danach in Abschnitte untergliedern, Überschriften formulieren und wichtige Wörter markieren. Mit deren Hilfe fassen die Schüler dann den Text zusammen.
  • Achten Sie mit Leseübungen auf das Leseverständnis der Schüler. Etwa, indem die Schüler einen Text lesen und im Anschluss W-Fragen – wer, was, wie wann, wo – im Multiple-Choice-Verfahren beantworten. Oder Sie präsentieren den Schülern einen Text mit Fehlern, die leicht übersehen werden können. Durch konzentriertes Lesen sollen sie die Fehler finden und markieren.
  • Sie tun Ihren Schülern auf Dauer keinen Gefallen, wenn Sie Ihren Wortschatz im Fachunterricht vereinfachen. Sie sollten aber die Texte und Aufgabenstellungen nach möglichen sprachlichen Stolpersteinen untersuchen. Aus diesen Stolpersteinen können Sie für die Schüler ein Glossar mit den spezifischen Wörtern und Begriffen fertigen.
  • In jedem Fach werden außerdem typische Satzkonstruktionen genutzt.  Auch diese sollten Sie den Schülern in schriftlicher Form zur Verfügung stellen.
  • Setzen Sie in allen Fächern Lückentexte ein. Ein Lückentext erfüllt zwei Funktionen gleichzeitig: Zum einen wiederholt und festigt er Inhalte, zum anderen trainieren die Schüler damit den adäquaten Sprachgebrauch.
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Weiterführende Schulen

Die Texte in Lehrbüchern und die Aufgabenstellungen werden nun komplexer und sind in einer Bildungssprache verfasst, die vielen Schülern Verständnisschwierigkeiten bereitet. Als Fachlehrer müssen Sie auch weiterhin sprachfördernd arbeiten und den Schülern das spezifische Fachvokabular und die linguistischen Merkmale der Fachsprache näherbringen.

  • Legen Sie im Vorfeld des Unterrichts die neuen Fachbegriffe fest und fragen Sie auch früher gelernte Fachbegriffe ab. Denn in den folgenden Schuljahren wird erwartet, dass sich die Schüler fachgerecht und präzise ausdrücken können, zum Beispiel wenn sie eine Rechenoperation erklären oder eine Versuchsanleitung beschreiben.
  • Schüler müssen lernen, ihre Ergebnisse zu präsentieren. Gerade sprachlich unsicheren Schülern fällt es mitunter schwer, einen Vortrag vor der Klasse zu halten. Gut also, wenn Sie diese Form nicht als etwas Besonderes herausstellen, sondern sogenannte Spontanpräsentationen als selbstverständlich in das Unterrichtsgeschehen miteinbeziehen. Sie können zum Beispiel am Anfang einer Unterrichtsstunde jeweils einem anderen Schüler zwei Begriffe vorgeben. Nach einer kurzen Konzentrationsphase muss er dann spontan einen oder mehrere Sätze dazu sagen und in höheren Klassen einen Kurzvortrag halten. Auf diese Art und Weise wird nicht nur das Präsentieren geübt, Sie selbst erfahren auch viel über die Sprachkompetenz der einzelnen Schüler und können sie besser individuell fördern.
  • Und schließlich: Aktivieren Sie Ihre Schüler weiterhin möglichst oft zum Sprechen und schaffen Sie Gelegenheiten, bei denen möglichst viele Schüler zu Wort kommen.

Forschungsergebnisse weisen übrigens darauf hin, dass Unterricht, der Sprache explizit thematisiert, nicht nur dafür sorgt, dass bestimmte Sprachmuster eingeübt werden, sondern darüber hinaus grundsätzlich die Sprachkompetenzen und Sprachbewusstheit der Schülerinnen und Schüler stärkt.

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