Lesen lohnt sich!
Wie Sie Ihren Schülerinnen und Schülern Spaß am Lesen vermitteln
Lesen gilt als Schlüssel zum Bildungserfolg. Es steht für Teilhabe, öffnet Zugang zu neuen Informationen und Perspektiven. Lesen verändert sich – aber lesen Kinder und Jugendliche heute wirklich weniger als früher? Und was können Lehrer tun, um Lesen als zentrale Kompetenz auf lebendige Weise zu fördern?

Lesen sie noch oder scrollen sie schon?
Eine gute Lesefähigkeit bildet die Grundlage für fast alle Schulfächer. Wer lesen lernt, den motiviert zu Beginn jedes kleinste Erfolgserlebnis, jedes neu erfasste und verstandene Wort – bei Leseanfängern ist es also noch vergleichsweise leicht, die Motivation aufrechtzuerhalten. Doch für ältere Kinder stellt sich immer häufiger die Frage: Was bringt mir das? Schließlich ist Lesen auch mühsam: Es strengt das Gehirn an, erfordert Konzentration und geistige Aufnahmefähigkeit, es geht mit verschiedenen, zu erlernenden Techniken einher, und es kostet Zeit. Lesen ist Arbeit.
Die Annahme, dass Kinder heutzutage immer weniger lesen und stattdessen nur noch am Computer zocken oder auf ihrem Smartphone lustige Videos per WhatsApp verschicken, ist weit verbreitet. Bestätigen lässt sie sich nicht. Dass sich Lesen verändert – auch aufgrund der neuen Medien – steht außer Frage. Neben dem gedruckten Buch und der Zeitung stehen heute etliche weitere "Träger" für Text und Information zur Verfügung. Doch eine Studie aus dem Jahr 2018 (siehe Grafik) zeigt, dass die Leselust bei Jugendlichen in Deutschland nahezu konstant ist. 39 Prozent der Befragten gaben an, täglich oder mehrmals pro Woche ein Buch zu lesen.

Die PISA-Studie, die die Lesekompetenz 15-Jähriger international verglichen hat, kam sogar zu dem Ergebnis, dass sich die Leseleistung in Deutschland zwischen 2009 und 2015 deutlich verbessert hat. Abhängig ist sie aber unter anderem von Faktoren wie Herkunft und sozioökonomischem Hintergrund.
Jungen lesen im Schnitt weniger als Mädchen
Bei Jungen ist die Lesemotivation insgesamt schwächer ausgeprägt als bei Mädchen. Das Interesse lässt häufig bereits im Grundschulalter nach, bevor es mit Beginn der Pubertät zum Teil drastisch abnimmt. Ein Grund dafür sind die Inhalte – gerade bei Jungen kommt es also darauf an, mit einer attraktiven Themenauswahl die Freude am Lesen aufrechtzuerhalten oder neu zu wecken.
Ist Ihnen bekannt, was Ihre Schüler gerne lesen und für welche Art von Geschichten, Themen oder Inhalten sie sich in ihrer Freizeit begeistern? Dieses Wissen ist der erste Schritt, um eine passende Klassenlektüre auszuwählen oder sogar ein unterrichtsbegleitendes Schulprojekt zur Leseförderung ins Leben zu rufen.
Eine weitere Grundvoraussetzung, an die Sie denken sollten: Wenn Sie Ihre Schüler fürs Lesen begeistern wollen, müssen zunächst einmal Sie selbst begeistert sein. Wählen Sie also Texte aus, die Sie persönlich richtig gut finden, denn Ihre Motivation spiegelt sich in Ihrem Unterricht wider.
Inspiration gefällig? Finden Sie hier Klassiker, Arbeitsbücher und weitere Lese-Empfehlungen für verschiedene Altersgruppen wie z. B.:
Neue Zugänge zum Lesen schaffen
Der Zugang zu digitalen Inhalten spielt zur Motivation von Lesemuffeln eine hilfreiche Rolle. Gerade beim Übergang zur Pubertät, wo jeden Tag etwas Neues von Interesse ist und alte (Lese-)Gewohnheiten in den Hintergrund treten, sollten Sie sich die digitalen Errungenschaften zunutze machen, um Abwechslung in Ihren Unterricht zu bringen. Dabei gilt es wertfrei zu akzeptieren, dass sich manche Kinder durch das klassische Buch kaum bis gar nicht erreichen lassen – so gerne man dies als Erwachsener auch sähe.
Lesen wird zunehmend multimedial. Das zeigen nicht zuletzt Onlinemedien, die Text immer stärker mit Audios, Videos oder Animationen verknüpfen. Weil Jugendliche besonders affin gegenüber filmischen Inhalten sind, lässt sich dieses Medium gut mit Leseprojekten kombinieren. Erforschen Sie gemeinsam die Pluspunkte und Nachteile des jeweiligen Mediums. Nehmen Sie beispielsweise ein Buch als Grundlage, um davon ausgehend einen kleinen Filmtrailer zu drehen – oder umgekehrt. Präsentieren Sie die Ergebnisse online.
Der aktive, kreative Umgang mit Worten und bewegten Bildern kann überraschende Erfolgserlebnisse zutage fördern und stärkt gleichzeitig die digitale Medienkompetenz Ihrer Schüler.
Lesen ist nicht gleich Lesen
Experimentieren Sie auch mit verschiedenen Leseformen und -techniken. Wann ist es sinnvoll, einen Text zu überfliegen, und wie stellt man das an? Wann kommt es eher darauf an, sich wirklich in einen Text zu vertiefen und sich intensiv darauf einzulassen, und welche Rahmenbedingungen sind dabei günstig? Wie schafft man es, Schlüsselbegriffe aus einem Text herauszufiltern? Welche Hilfsmittel gibt es dafür?
Kommen Sie mit Ihren Schülern darüber ins Gespräch und machen Sie durch praktische Übungen erfahrbar, dass Lesen unheimlich viele Facetten hat. So bekommt jeder Schüler die Chance, seine eigenen Stärken und Präferenzen zu erkennen, und gewinnt dadurch an Sicherheit. Das Wissen um Strategien, die man jederzeit aktiv und bewusst anwenden kann, ist ein wichtiger Bestandteil von Lesekompetenz.
Digitale Leseförderung für Grundschüler
Je besser ein Kind lesen kann, desto größer sind seine Bildungschancen. Dieser Tatsache trägt Cornelsen mit einem ganz neuen Angebot Rechnung: der digitalen Leseförderung. Die Online-Plattform für die Grundschule unterstützt Sie als Lehrerinnen und Lehrer dabei, Ihre Schützlinge individuell zu fördern, und stellt dank eines integrierten Diagnosetools alle Lernfortschritte auf einen Blick dar. Insbesondere in heterogenen Klassen ist die in dieser Form bisher einmalige digitale Bibliothek eine große Hilfestellung.
Zur Auswahl stehen Sach- und Erzähltexte, die in der Schule oder auch zu Hause gelesen werden können. Der digitale Zugang via Tablet oder PC, die spielerisch-kreativen Übungen sowie Monster als virtuelle Begleiter wirken für viele Kinder als enormer Motivator. Besonders wertvoll im Hinblick auf eine differenzierte Förderung: Der Schwierigkeitsgrad der Texte ist unabhängig vom Klassenniveau des Kindes. Je nach Kompetenzstand ist ein nahtloser Wechsel ins nächste Leselevel möglich. Die fünf Lesestufen orientieren sich an den Bildungsstandards Deutsch in der Grundschule.
Vorlesen macht Freude
Allein zu Hause "im stillen Kämmerlein" zu lesen, ist gerade für leseschwächere Kinder eine Herausforderung, die mit wenig Spaß verbunden ist. Dass Lesen auch ein gemeinschaftliches Erlebnis sein kann, das mit Austausch, Kommunikation und Begegnung zu tun hat, lernen Jugendliche zum Beispiel durch Vorleseprojekte.
Eine Möglichkeit, von der alle Beteiligten profitieren, sind Vorlesenachmittage in Seniorenzentren oder anderen sozialen Einrichtungen. Die Schüler erleben dabei, dass Lesen nicht immer "still" sein muss und dass es sinnvolle und bereichernde Aspekte hat. Diese positive emotionale Erfahrung abseits eines Konkurrenz- oder Leistungskontexts gibt der eigenen Lesemotivation in der Regel einen enormen Schub.
Auch mit Vorlesewettbewerben, Projekttagen oder Lesenächten bereichern Sie den (Deutsch-)Unterricht an Ihrer Schule und geben dem Thema Lesen einen ganz neuen Fokus. Persönliche Begegnungen mit Autorinnen und Autoren erhöhen bei Kindern und Jugendlichen jeden Alters das Interesse an Büchern und können dafür sorgen, dass aus einem Lesemuffel plötzlich eine Leseratte wird.
Lesekultur ist Vielfalt
Allen diesen Ansätzen gemeinsam ist der Gedanke, dass Lesen Vielfalt bedeutet und dass alles, was mit dem Lesen zu tun hat, so bunt, verschieden und facettenreich ist wie die Lesenden selbst. Jetzt und in Zukunft. Auch der Aspekt des Miteinanderteilens von Inhalten und Erlebtem, der in sozialen Medien allgegenwärtig ist und in den Lebenswelten junger Menschen weiter an Bedeutung gewinnen wird, lässt sich mit kreativen Projekten zur Leseförderung aufgreifen.
Auf der Website zum "Welttag des Buches" werden weitere Ideen und Aktionen vorgestellt.