Die wichtigsten Infos zum Auslandsjahr
Was ist es – was bringt es – wohin geht es?
Raus aus dem bekannten Trott, ab in die weite Welt: Immer mehr Jugendliche verbringen ein Schuljahr im Ausland. Ob "High School Year" in den USA, ein "Austauschjahr" in Neuseeland oder einige Monate in Spanien: Wir haben die wichtigsten (Einsteiger-)Infos zusammengestellt!

Was ist überhaupt ein Auslandsjahr?
Klassischerweise ist mit dem Auslandsjahr kein Gap Year – also eine Auszeit nach dem Abi – gemeint, sondern ein "normales" Schuljahr, das du im Ausland verbringst.
Du lebst in einer Gastfamilie, nimmst wie ein Familienmitglied am Alltagsleben Teil und gehst genau so zur Schule, wie es deine Gastgeschwister und die anderen Jugendlichen vor Ort eben tun. Wenn du ein bisschen recherchierst, wirst du feststellen: Oft wird synonym auch von einem "Schüleraustausch" bzw. einem "Austauschjahr" gesprochen.
Das ist ein wenig verwirrend, denn es klingt, als würdest du mit einem Austauschschüler die Plätze tauschen. Normalerweise ist ein Auslandsjahr aber eine "einseitige" Geschichte: Deine Eltern müssen kein Kind aus deiner Gastfamilie im Gegenzug beherbergen. Der einzige Austausch, der hier stattfindet, ist also kulturell.
Wenn du dich auch international umguckst, wird dir außerdem immer wieder der Begriff "High School Year" begegnen – so wird das Ganze nämlich auf Englisch genannt. All die verschiedenen Begriffe meinen letztlich dasselbe: Du verbringst ein Schuljahr (oder zumindest einen Teil eines Schuljahrs) im Ausland und gehst dort in die Schule.
Wie lange bin ich weg – und muss ich zu Hause das Schuljahr wiederholen?
Das Auslandsjahr ist selten ein volles Jahr. Meist verbringen die Schüler 3–10 Monate in den Gastfamilien und an den Partnerschulen im Ausland. Und ja: Seit der Einführung des "Turbo-Abis" G8 müssen die meisten Weltenbummler anschließend das Schuljahr wiederholen – mehrere "verpasste" Monate bringen nun mal reichlich Lernstoff mit sich. Aber: So ein Auslandsjahr ist trotzdem keine verschwendete Zeit, denn du kannst allerhand für dich mitnehmen!
Was spricht für die Zeit im Ausland?
So ein Blick über den Tellerrand hat ganz viel Gutes:
- Du erlebst das Leben und Lernen in einem fremden Land aus erster Hand.
- Du sammelst wichtige Auslandserfahrungen, über die sich auch Arbeitgeber freuen.
- Du eignest dir wertvolle kulturelle Kompetenzen an.
- Du übst die Selbstständigkeit, weit weg von Mama und Papa und deiner üblichen Clique.
- Du gibst deiner Persönlichkeit einen ordentlich Schub, lernst deine Stärken und Schwächen besser kennen und entwickelst dich garantiert weiter.
- Du knüpfst neue Kontakte und findest neue Freunde.
- Du erweiterst und/oder vertiefst deine Sprachkenntnisse.
- Du hast jede Menge (Reise-)Spaß.
In welches Land kann und soll ich denn reisen?
Die einfache, aber eben auch sehr offene Antwort lautet: Du kannst überall hin gehen, wo es ein entsprechendes ("Austausch-")Programm gibt. Beliebt sind natürlich die USA, Australien und Neuseeland. Aber auch Südamerika, Europa – also beispielsweise Frankreich und Italien – und auch England und Irland sind angesagt. Exotischer wäre zum Beispiel Asien. Aber auch die Niederlande sind eine Option, wenn es eher um die Ecke sein darf bzw. soll.
Du siehst: Du hast nahezu die freie Auswahl und kannst dir generell jedes Land aussuchen, in dem es entsprechende Programme und seriöse Träger gibt. Eine Entscheidungshilfe könnte neben deinen sprachlichen und kulturellen Vorlieben aber auch das Finanzielle sein. Manche Länder sind nämlich deutlich teurer als andere.
Was kostet ein Auslandsjahr?
Eine verbindliche Hausnummer können wir jetzt natürlich schwer aus dem Ärmel schütteln – je nach Land und Dauer deines Auslandsaufenthalts variieren nun mal auch die Kosten. Das gilt für die Lebenshaltungskosten vor Ort und auch für die Preise, die die Organisationen ansetzen.
Allgemein lässt sich aber sagen: Los geht es bei ca. 5.000 Euro. Die USA sind mit durchschnittlich 9.000 Euro schon vergleichsweise teuer. Spitzenreiter sind allerdings die Schülerlieblinge wie Australien und Neuseeland, die meist klar die 10.000 Euro knacken. Besonders kostspielig wird es außerdem, wenn es vor Ort keine öffentliche, sondern eine Privatschule sein soll. Im Vergleich besonders günstig sind dagegen vor allem die osteuropäischen Länder – bei knappem Budget vielleicht die klügere Wahl.
Träger, Voraussetzungen, Finanzierung
Gibt es Finanzierungshilfen?
5.000 bis 15.000 Euro für ein paar Monate im Ausland sind natürlich eine ganze Stange Geld. Wer die Finanzierung privat nicht stemmen kann, kann sich nach Unterstützung umsehen: Es gibt verschiedene Stipendienprogramme und ggf. auch die Möglichkeit, BAföG als Auslandsförderung in Anspruch zu nehmen. Der Haken an der Sache ist allerdings: Die Nachfrage nach den Stipendien ist groß und auch bei der Auslandsförderung sind die Voraussetzungen ziemlich streng. Trotzdem lohnt es sich natürlich, dich einfach mal schlau zu machen, ob du für eine entsprechende Finanzspritze in Frage kommst.
Muss ich für ein Auslandsjahr bestimmte Bedingungen erfüllen?
Die genauen Voraussetzungen variieren – sie sind abhängig vom Bundesland und von der Organisation, für die du dich entscheidest. Für das klassische High School Jahr musst du meist zwischen 14 und 19 Jahren alt und natürlich auch noch Schüler an einer deutschen Schule sein. Sprachkenntnisse sind außerdem nicht nur sinnvoll, sondern oft auch eine feste Bedingung. Meist ist auch der Notendurchschnitt ein Faktor. Informiere dich bei den Anbietern, die dir sympathisch sind, am besten direkt selbst – noch bevor du deinem kleinen Bruder für ein paar Monate mehr Platz versprichst.
Bei den meisten Organisationen wirst du übrigens ein Bewerbungsverfahren durchlaufen. Nach dem Einschicken deiner Bewerbungsunterlagen kommen meist auch noch ein Bewerbungsgespräch zum besseren Kennenlernen und ein Sprachtest auf dich zu.
Gibt es Bewerbungsfristen bei den Trägern?
Ja, die gibt es – und sie unterscheiden sich teilweise doch ordentlich. Damit du keine Frist verpasst, kümmerst du dich also besser frühzeitig und holst die nötigen Infos ein. Ein Jahr vorher sollte es für eine entspannte Planung am besten sein. Nicht umsonst heißt es oft, ein Auslandsjahr umfasse eigentlich drei Jahre: ein Jahr für die Vorbereitung, eins im Ausland und eins für die Nachbereitung (oder Wiederholung des Schuljahrs). Aber keine Panik – dass es sich lohnt, weißt du ja schon aus Teil 1 dieser Reihe.
Wie finde ich die richtige Organisation?
Grundsätzlich gibt es viele Anbieter – neuere, aber auch sehr etablierte. Einige sind breiter aufgestellt, andere sind Spezialisten für einzelne Länder. Wenn du ein Wunschland im Auge hast, recherchierst du am besten in den bekannten Suchmaschinen, welche Organisationen hier ein Auslandsjahr anbieten. Wenn du noch völlig offen bist, kannst du erst mal allgemein nach Trägern suchen und schauen, welche Anbieter dir sympathisch sind.
Einen Auszug über mögliche Anbieter mit Auslandsprogrammen findest du zum Beispiel hier: http://www.auslandsjahr.org/auslandsjahr-organisationen.html. Auch der Fokus hat vor einiger Zeit einmal eine Liste erstellt – inklusive der Bewerbungsfristen: http://www.focus.de/familie/schule/unterricht/ausland/lernen-im-ausland-schueleraustausch_id_2161149.html. Mit ein bisschen Recherche wirst du noch viele weitere Infos finden.
Guck auf jeden Fall auch in entsprechende Foren und lies nach, was ehemalige Schüler über die Organisation und den Auslandsaufenthalt zu sagen haben. Ein verärgerter Kommentar muss natürlich noch nichts heißen. Wenn du aber viele kritische Berichte und negative Erfahrungen im Web findest, sollten bei dir die Alarmglocken angehen.
Die seriösen Anbieter haben gute Websites und Informationsmaterialien, in die du dich ausführlich einlesen kannst. Auch telefonisch beantworten dir gute Träger gerne und kostenlos deine Fragen. Stöber ein wenig, vergleiche und nutze die Möglichkeit, anzurufen und dich beraten zu lassen. So hast du sicherlich schnell ein entsprechendes Bauchgefühl.
Nicht kostenlos, aber dafür völlig "unparteiisch" ist außerdem der unabhängige Beratungsdienst von weltweiser. Hier kannst du dich mündlich, schriftlich oder persönlich beraten und dir auch gleich Vorschläge zuschicken lassen. Die jeweiligen Gebühren findest du hier gelistet. Sie werden übrigens vollständig als Stipendien ausgeschüttet – damit sich noch mehr Jugendliche ein Auslandsjahr machen können.
Und weil sich auch diese Frage immer wieder stellt, kommen wir zum letzten Punkt in unserer FAQ-Liste:
Kann ich das Ganze nicht auch einfach selbst organisieren?
Innerhalb Europas ist das ggf. noch machbar. Mithilfe von Jugendwerken, Vereinen und Verbänden, die sich für die Völkerverständigung starkmachen, kannst du mit deiner Familie die Organisation dann vielleicht selbst in die Hand nehmen. Spätestens außerhalb Europas solltest du aber wirklich auf die Erfahrung von Experten zurückgreifen. Von der Gastfamilie bis zum Visum soll schließlich an wirklich alles gedacht sein.
Die etablierten und erfahrenen Anbieter sind außerdem ordentlich "krisenerprobt": Wenn es vor Ort Probleme gibt oder du beispielsweise partout nicht mit deiner Gastfamilie zurechtkommst, stehen dir die Profis mit Rat und Tat zur Seite. Und das gibt sicherlich nicht nur deiner Mama direkt ein viel besseres Gefühl.

