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Unterricht gestalten / 22.06.2018

Flipped Classroom: der umgekehrte Unterricht

Individualisiert & selbstständig lernen

Schüler/-innen, die sich Wissen im eigenen Tempo selbstständig zu Hause aneignen. Unterrichtszeit, die statt für Frontalunterricht für die Anwendung des Wissens genutzt wird. Und neue Medien, die didaktisch sinnvoll zum Einsatz kommen. Klingt spannend? Dann sollten Sie "Flipped Classroom" kennenlernen!

Ein leeres Klassenzimmer. Unten ist ein umgedrehter Tisch mit Büchern und einem Apfel.
Bild: stock.adobe.com/Africa Studio

Das Wichtigste in Kürze

  • Flipped Classroom kehrt traditionelle Unterrichtsabläufe um: Wissen wird selbstständig zu Hause über Screencasts erarbeitet, während die Schulzeit für vertiefende Anwendungen und individuelles Coaching genutzt wird.
  • Das Modell fördert Selbstständigkeit und Individualisierung: Schüler lernen in ihrem eigenen Tempo und erhalten im Unterricht gezielte Unterstützung, wodurch unterschiedliche Lernvoraussetzungen besser berücksichtigt werden können.
  • Screencasts bilden die Grundlage des Konzepts: Lehrkräfte erstellen erklärende Bildschirmvideos, die den Lernstoff schrittweise aufbereiten und langfristig wiederverwendbar sind.

Flipped Classroom: für individualisiertes und selbstständiges Lernen mit neuen Medien

Dass der klassische Frontalunterricht als alleinige Unterrichtsform lange überholt ist, wissen Sie natürlich längst. Die Praxis stellt Sie schließlich vor neue Herausforderungen: Immer heterogenere Klassen, zunehmend kompetenzorientierter Unterricht und auch die Allgegenwärtigkeit der digitalen Medien bzw. von KI machen ein Umdenken nötig. Eine spannende, wirkungsvolle und durchaus lohnenswerte Alternative ist der Einsatz des Flipped-Classroom-Konzepts.

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Was ist Flipped Classroom?

Das Konzept stammt ursprünglich aus den USA. "To flip" heißt soviel wie "umkehren, drehen, wenden" – und genau das passiert bei Flipped Classroom: Die Unterrichtsorganisation wird umgekehrt. Die Schülerinnen und Schüler eignen sich die Inhalte, die Sie sonst auf konventionelle Art im Unterricht vermitteln würden, selbstständig zu Hause an. Das tun sie anhand eines Skripts, das Ihnen als Leitfaden bei der selbstständigen Erarbeitung Orientierung bietet, und vor allem mithilfe der neuen Medien, die ohnehin fest zu ihrem Alltag gehören – nämlich durch sogenannte Screencasts, also kurze Videos. Im Unterricht wird dann anhand entsprechender Aufgaben geübt, vertieft und die Transferleistung erbracht; Sie agieren als Berater/-in. Statt den Schülerinnen und Schülern im Unterricht Inhalte zu vermitteln und ihnen dann die passenden Übungen als Hausaufgaben aufzugeben, kehren Sie die Situation also um. So legen Sie den Schwerpunkt des Unterrichts auf die Anwendung dessen, was die Schüler/-innen sich zu Hause selbstständig angeeignet haben. 

Die Vorteile liegen auf der Hand: Ihre Schülerinnen und Schüler können zu Hause in ihrem eigenen Tempo vorgehen und im Unterricht dann eigenständig oder in der Gruppe an der Anwendung des Wissens arbeiten. Sie stehen den Schüler/-innen bei Bedarf als Coach zur Seite und behalten die individuellen Lernfortschritte besser im Blick. Natürlich können die neuen Medien Sie als Lehrer/-in nicht ersetzen. Aber Ihre Rolle verschiebt sich vom Wissensvermittler zum Berater, der die Schülerinnen und Schüler durch persönlichen Kontakt und individuelle Unterstützung zum eigenverantwortlichen Lernen anleitet. So können Sie durch das neue Konzept die Selbstständigkeit der Schüler/-innen fördern, die Unterrichtszeit besser nutzen und natürlich auch jede Menge Abwechslung in Ihren Unterricht bringen.

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Flipped Classroom: Einteilung und Aufwand

Ob Sie einzelne Stunden oder ganze Unterrichtseinheiten mit Flipped Classroom gestalten oder Ihren Unterricht sogar noch viel umfassender darauf ausrichten, bleibt Ihnen völlig freigestellt. Sie müssen also gar nicht alles über den Haufen werfen, sondern können sich – gemeinsam mit Ihren Schüler/-innen – auch langsam an das Konzept herantasten. 

Obligatorisch für die Umsetzung des Konzepts sind lediglich zwei Komponenten: 

  1. die Screencasts, die die jeweiligen Inhalte vermitteln
  2. vertiefende Aufgaben, durch die die Schüler/-innen das Gelernte anwenden

Möglich sind darüber hinaus auch detaillierte Skripte (also ein Leitfaden, der die Schülerinnen und Schüler mit allen Informationen zur Vorgehensweise, Hinweisen auf differenzierte Materialien, Aufgaben und zugehören Kompetenzen durch den zu erarbeitenden Stoff begleitet), Lehrerblogs (mit Hinweisen zu Vorgehen, Aktuellem und Ergänzungen) oder Schülerportfolios (mit Dokumentation von Lernwegen und Ergebnissen). Wenn Sie sich auf die Basisvariante mit den obligatorischen Screencasts und vertiefenden Aufgaben beschränken, brauchen im Unterricht keine Computer zur Verfügung zu stehen: Die erklärenden Videos schauen die Schüler/-innen zu Hause, die Materialien für den Unterricht liegen ausgedruckt vor. 

Auf Sie kommt zu Hause also die entsprechende Vorbereitung mit Anfertigung der Screencasts zu, während Ihre Schülerinnen und Schüler zu Hause ihre Hausaufgaben machen müssen, indem sie sich die Screencasts ansehen, sich Notizen machen und gegebenenfalls auch Fragen notieren. Innerhalb des Unterrichts bearbeiten die Schülerinnen und Schüler dann die Aufgaben und stellen wenn nötig Fragen, während Sie sie individuell beraten und die Fragen beantworten.

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Was sind Screencasts?

Screencasts sind Videos, bei denen lediglich das Geschehen auf dem Computerbildschirm ("Screen") mitsamt Ton aufgezeichnet wird. Sie filmen also nicht sich selbst als "aufgezeichneten Frontalunterricht", sondern entwickeln sozusagen ein "Tafelbild", das Sie entsprechend erklären. Im Video wird dann später nur Ihr "Tafelbild" zu sehen sein, während Ihre Stimme aus dem Off die passenden Erläuterungen liefert. Sie können beispielsweise eine PowerPoint-Folie vorbereiten, die Sie dann mit einem Screencast-Recorder aufzeichnen. Achten Sie aber darauf, die Inhalte auf der Folie nach und nach zu entwickeln und zu erläutern. Im Unterricht starten Sie sonst schließlich auch nicht mit einer fertig vollgeschriebenen Tafel, die Sie dann erklären: Sie entwickeln alles in verständlichen Etappen und kleinen Wissenshäppchen. 

Screencast-Recorder beziehungsweise Screencast-Software gibt es übrigens in vielfältiger Form zum Download: kostenlos oder gegen eine (meist geringe) Gebühr, für Computer oder Tablets, für Windows oder Mac beziehungsweise für iOS oder Android. Einige bekannte Namen sind hier Screencast-O-Matic, Debut Video Capture, Doceri oder Explain-Everything. 

So oder so gilt: Trauen Sie sich, tüfteln Sie ein wenig herum und probieren Sie "Flipped Classroom" aus. In das Erstellen von Screencasts müssen Sie sich erst etwas hineinfuchsen, es funktioniert aber ganz schnell immer besser. Gleichzeitig bauen Sie sich einen Fundus von Videos auf, die Sie auch später noch immer wieder einsetzen können. Das Ganze ist also absolut kein Hexenwerk – und wunderbar für individualisiertes und selbstständiges Lernen geeignet!

Dieser Artikel basiert auf dem Ratgeber "Unterrichten mit dem Flipped-Classroom-Konzept – Das Handbuch für individualisiertes und selbstständiges Lernen mit neuen Medien" von Alexandra Kück, Verlag an der Ruhr, ISBN 978-8346-2508-3.

Fortbildungstipp

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Sie entdecken durch die Prinzipien des selbstorganisierten Lernens, welche Möglichkeiten der Ansatz des handlungsorientierten Lernens bietet.

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