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Schule gestalten / 14.01.2025

Klassensprecherin oder Klassensprecher in der Grundschule sein

Ablauf der Wahl, Aufgaben und wichtige Eigenschaften

Die Klassensprecherwahl in der Grundschule ist kein Beliebtheitswettbewerb – vielmehr geht es um echte demokratische Prozesse, welche die Kinder im Kleinen kennenlernen. Erfahren Sie hier mehr über das verantwortungsvolle Amt der Klassensprecherin bzw. des Klassensprechers in der Grundschule.

Kinder spielen in einem Lehrraum, bauen mit elektronischen Bauteilen und Modulen.
Bild: Shutterstock.com/Syda Productions

Das Wichtigste in Kürze

  • Demokratieverständnis fördern: Die Wahl der Klassensprecherin bzw. des Klassensprechers in der Grundschule vermittelt Kindern grundlegende Prinzipien demokratischer Teilhabe und Mitbestimmung. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen und ihre Interessen konstruktiv einzubringen.
  • Aufgaben und Verantwortung: Klassensprecherinnen und Klassensprecher vertreten die Anliegen der Klasse, vermitteln bei Konflikten, nehmen am Schülerrat teil und fördern die Kommunikation zwischen Kindern und Lehrkräften. Lehrkräfte unterstützen sie dabei, Überforderung zu vermeiden.
  • Wichtige Eigenschaften: Für das Amt zählen Empathie, Zuverlässigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Selbstvertrauen und Gerechtigkeitssinn. Beliebtheit oder schulische Leistung spielen eine untergeordnete Rolle gegenüber der Fähigkeit, fair und verantwortungsvoll zu handeln.

Was macht eine Klassensprecherin bzw. ein Klassensprecher in der Grundschule?

Das Amt der Klassensprecherin bzw. des Klassensprechers ist – im Kleinen – ein politisches Amt. Die Person wird demokratisch gewählt, um die Interessen der Klasse gegenüber der Schule zu vertreten – wie auch Erwachsene zur Wahl gehen, um ihre Interessen vertreten zu lassen. Durch die Wahl lernen Kinder schon in der Grundschule Prozesse der Demokratiebildung kennen und können so ihren Schulalltag aktiv beeinflussen.

Typische Aufgaben einer Klassensprecherin bzw. eines Klassensprechers in der Grundschule sind:

  • Probleme, Wünsche und Sorgen der Klasse anhören und den Lehrkräften gegenüber ansprechen
  • als Bindeglied zwischen den Kindern und den Lehrkräften auftreten
  • in Konflikten eine vermittelnde Rolle einnehmen
  • am Schülerrat (einem Gremium ähnlich dem Elternbeirat) teilnehmen, dort Wünsche aus der Klasse einbringen und die Klasse über Ergebnisse informieren

Wichtig ist dabei, dass das gewählte Kind nicht überfordert wird. Eine Klassensprecherin bzw. ein Klassensprecher hat in der Grundschule beispielsweise nicht die Aufgabe, im Alleingang Konflikte für andere zu lösen. Die Lehrkräfte helfen, Aufgaben klar abzugrenzen, und sind für das gewählte Kind immer auch als Ansprechpersonen da.

So läuft die Klassensprecherwahl in der Grundschule ab

Ab welchem Jahrgang die Wahl der Klassensprecherin bzw. des Klassensprechers an der Grundschule stattfindet, kann von Schule zu Schule unterschiedlich sein. Nicht immer wird schon ab Klasse 1 gewählt. Das Recht auf Mitbestimmung der Lernenden ist aber im Schulgesetz verankert.

Die Wahl läuft ab, wie wir es als Erwachsene gewohnt sind:

  • Kinder können sich freiwillig zur Wahl stellen (oder auch von anderen vorgeschlagen werden).
  • Jedes Kind hat eine Stimme abzugeben.
  • Enthaltungen sind möglich.
  • Es gilt die Mehrheitsregel.
  • Die Wahl ist geheim.
  • Bei unentschiedener Wahl kommt es zur Stichwahl.
  • Die Gewinnerin bzw. der Gewinner der Wahl darf, muss aber nicht das Amt annehmen.

Lehrkräfte dürfen die Wahl lediglich unterstützen, aber nicht teilnehmen und sie auch nicht beeinflussen. In der Regel wird die Klassensprecherin bzw. der Klassensprecher in der Grundschule für ein Schuljahr gewählt.

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Was macht eine gute Klassensprecherin bzw. einen guten Klassensprecher aus?

Wer in der Klasse beliebt ist, hat es sicher leichter, mehr Stimmen zu erhalten. Umso wichtiger ist es, dass Eltern und Lehrkräfte den Kindern vermitteln, dass eine gute Klassensprecherin bzw. ein guter Klassensprecher in der Grundschule weder mit allen befreundet sein noch besonders gute Noten haben muss: Es geht darum, ob diese Person die Interessen der Klasse sinnvoll und effektiv vertreten kann.

Daher sind unter anderem folgende Eigenschaften für eine Klassensprecherin bzw. einen Klassensprecher in der Grundschule wichtig:

  • Empathie: Das Kind sollte gut zuhören, sich in andere hineinversetzen und andere Perspektiven einnehmen können.
  • Zuverlässigkeit: Die Klassensprecherin bzw. der Klassensprecher sollte Versprechen einhalten, Termine des Schülerrats wahrnehmen und sorgsam mit wichtigen Informationen umgehen.
  • Ausdrucksweise: In Konflikten, aber auch wenn es um die Weitergabe von Informationen geht, ist eine klare, wertschätzende Kommunikation wichtig.
  • Selbstvertrauen: Die Klassensprecherin bzw. der Klassensprecher soll in Konflikten vermitteln und Lehrkräften und Kindern gegenüber Stellung beziehen – dazu gehört Mut.
  • Gerechtigkeitssinn: Wer die Klasse vertreten möchte, muss die eigenen Interessen angemessen zurückstellen können und eine faire Lösung für die Klasse finden wollen.

Tipp: Für Ihr Kind kann die Wahl eine große persönliche Entwicklung bedeuten, das Selbstvertrauen steigern und auch stolz auf das Vertrauen der Mitschülerinnen und Mitschüler machen. Es handelt sich aber auch um ein sehr verantwortungsvolles Amt. Wenn Ihr Kind die Rolle der Klassensprecherin bzw. des Klassensprechers anstrebt, helfen Sie ihm, ehrlich einzuschätzen, ob es der Aufgabe gewachsen ist.

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