Konfliktmanagement / 22.06.2018

Brennpunktschulen: Erfolgreich durch gute Teamarbeit

Interview mit Prof. Dr. Jost Schneider zum Thema Brennpunktschulen

Prof. Dr. Jost Schneider lehrt an der Ruhr-Universität Bochum und ist seit 2004 Leiter des Querenburg-Instituts. Er ist Mitautor des Buches „99 Tipps: An Brennpunktschulen klarkommen“.

Bild: stock.adobe.com/pololia

Interview mit Prof. Dr. Jost Schneider

„Brennpunktschule“ ist ein schillernder Begriff. In Ihrem Buch beschreiben Sie deshalb anhand von acht konkreten sozioökonomischen und institutionellen Kriterien, was eine Brennpunktschule ausmacht. Wie würden Sie aus der Perspektive der Lehrer eine Brennpunktschule definieren?

Wer erfolgreich an einer Brennpunktschule unterrichtet, spielt in der pädagogischen Champions League. Dort reicht es nicht aus, guten Unterricht zu machen. Sondern als Lehrer ist man in besonderer Weise auch als Coach, als Psychologe, als Berater, als Soziologe und auch in anderen sozialen Rollen gefragt. Das bringt zusätzliche Belastungen mit sich, weil manche Schüler oder deren Eltern traurige Schicksale haben. Als Lehrer an einer Brennpunktschule sollte man in besonderer Weise in der Lage sein, einerseits Empathie empfinden und eigene Vorlieben und Abneigungen reflektieren und überwinden zu können. Andererseits muss man aber auch delegieren können, wenn andere Menschen wie Sozialarbeiter oder Schulpsychologen einen Schüler besser unterstützen können.
 

Auch im sozialen Brennpunkt kann eine Schule sehr gute Arbeit machen. Sie selbst kennen aus Ihren Fortbildungen einige gute Beispiele. Was machen diese Schulen besser als andere?

Erfolgreiche Brennpunktschulen zeichnen sich vor allem durch eine gute, kontinuierlich gepflegte Teamarbeit aus. Denn eine gute Brennpunktschule braucht viele Kompetenzen über die rein pädagogischen hinaus: Wichtig ist es beispielsweise, Netzwerke mit externen Helfern aufzubauen, eine gute Pressearbeit zu machen, mit den Eltern zu kooperieren oder Sponsoren zu akquirieren. Dafür muss man im Kollegium zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Eine erfolgreiche Schulleitung unterstützt diese Teamarbeit und den Zusammenhalt tatkräftig und agiert als Moderator. Brennpunktschulen, in denen die gegenseitige Unterstützung im Kollegium fehlt, haben es hingegen sehr schwer.

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Lehrer in Brennpunktschulen brauchen viel mehr Kompetenzen als „nur“ pädagogisches Fachwissen. Inwieweit sollte man dieses Rüstzeug schon in Studium und Referendariat vermitteln?

Ich habe viele gute Erfahrungen gemacht mit sehr engagierten Studierenden, die sich in meinen Lehrveranstaltungen speziell mit der Arbeit in Brennpunktschulen beschäftigt haben. Darüber hinaus sind natürlich auch Fortbildungen gut geeignet, um Pädagogen an Brennpunktschulen zu unterstützen. Es wäre sicherlich wichtig, die finanziellen und zeitlichen Budgets für Fortbildungen langfristig zu erhöhen.

 

Nicht alle Lehrer in einem Kollegium unterrichten freiwillig und gern an Brennpunktschulen. Wie schafft man trotzdem den für den Erfolg der Schule so wichtigen Zusammenhalt im Kollegium?

Hier spielen die Schulleitungen und Steuergruppen eine ganz große Rolle. Wenn sie Wert darauf legen, dass das Schulklima die Kommunikation und Kooperation fördert, ist das schon ein großer Schritt. Auch sollte jeder im Kollegium seine individuellen Talente einbringen können bei der Verteilung jener Aufgaben, die zusätzlich zur Gestaltung des Unterrichts zu bewältigen sind: etwa in der Gewinnung von Sponsoren, der Pflege von Kontakten mit den externen Hilfsinstanzen, der Verstetigung und Professionalisierung der Pressearbeit, der Moderation eines Runden Tisches oder in der Zusammenarbeit mit der Politik, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dieser Prozess des Teambuilding ist sehr wichtig. 

Sind Stellen neu zu besetzen, sollte die Schulleitung die Probleme im Haus klar und offen ansprechen und keine Schönfärberei betreiben. Nicht jeder ist dafür geeignet, in der pädagogischen Königsklasse zu arbeiten. Dafür braucht man Top-Leute, die sich weit über das Fachlich-Unterrichtliche hinaus engagieren wollen.

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In der Öffentlichkeit wird vermehrt über Probleme und Bedürfnisse an Brennpunktschulen diskutiert. Wirkt sich das positiv auf die Situation von Lehrern und Schülern an Brennpunktschulen aus?

In einem Punkt auf jeden Fall: Die öffentliche Anerkennung der herausragenden Leistungen, die viele Lehrer an Brennpunktschulen erbringen, ist eindeutig gewachsen. Jeder, der nur ein bisschen davon versteht, zieht heute den Hut vor Lehrern, die dort täglich bestehen. Auch die Wissenschaft hat auf diesem Themenfeld Fortschritte gemacht, sodass wir die Pädagogen heute besser beraten können.

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