Gesprächsführung / 07.06.2018

Ständige Fehlzeiten - So holen Sie Schüler zurück

Wenn Schüler/-innen dauernd fehlen

Es gibt verschiedenste Ursachen, warum Schüler/-innen dem Unterricht fernbleiben. In jedem Fall gilt aber: Sie sollten die Sache ernst nehmen – und schnell aktiv werden. Welche Frühwarnzeichen und Präventionsmöglichkeiten es gibt und wie Sie sinnvoll intervenieren, erfahren Sie hier.

Leeres Klassenzimmer

Schulabsentismus – meist fatale Folgen

Wenn der Stuhl im Klassenraum immer wieder leer bleibt, kann das verschiedene Gründe haben. Psychosoziale Eigenschaften, die familiären Bedingungen, die Lernbedingungen in der Schule oder auch die Gleichaltrigen, mit denen sich der Schüler oder die Schülerin umgibt, können entsprechenden Einfluss haben. Generell kann man sagen: Wenn das Besuchen des Unterrichts kein positives Erlebnis für den Schüler ist oder er die Anwesenheit als schlimmer empfindet als die Konsequenzen seines Fehlens, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er dem Unterricht fernbleibt. Langfristig sind die Konsequenzen oft alles andere als harmlos: Schulabbruch, schlechte Perspektiven, Arbeitslosigkeit und Armut beschreiben oft eine regelrechte Abwärtsspirale.

Soweit muss es aber gar nicht kommen: Es gibt Präventions- und Interventionsmaßnahmen, um rechtzeitig die Notbremse zu ziehen.

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Verschiedene Stadien: von "Zeitabsitzen" bis Schulabbruch

Bevor Schüler/-innen dem Unterricht tatsächlich fernbleiben, legen sie oft schon schulablehnende Verhaltensmuster an den Tag. Körperlich sind sie dann vielleicht noch anwesend, aber innerlich haben sie bereits "gekündigt", stehen dem Unterricht ablehnend gegenüber, verweigern sich oder stören immer wieder. Diese Schülerinnen und Schüler, die die Schule zwar noch besuchen, aber ohne jedes Interesse oder Engagement nur noch ihre Zeit absitzen, sind hochgradig gefährdet, zum Schulschwänzer und schließlich zum Schulabbrecher zu werden.

In der ersten Phase, der Schulaversion, zeigen sich also Merkmale wie Schulunlust, Demotivation, Zuspätkommen, Unterrichtsstörungen, Verweigerung oder Schulangst. Im zweiten Stadium, dem Schule schwänzen, hat der Schüler bzw. die Schülerin immer wieder Fehlzeiten in unterschiedlicher Frequenz und Länge. Schulversagen, Kontakt zu anderen schulablehnenden Jugendlichen und auch Risiko-Verhalten wie Aggressivität oder Drogenkonsum sind ebenfalls Begleiterscheinungen. Hat der Schüler sich dann (beinah) völlig von der Schule losgesagt oder den Schulbesuch ganz abgebrochen, spricht man von Dropout beziehungsweise Schulabbruch.

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Werden Sie aktiv – je früher, desto besser

Idealerweise erkennen Sie die Anfänge der Entwicklung rechtzeitig und greifen schon ein, wenn der Schüler sich noch in der Phase der Schulaversion befindet. Präventiv sollten Sie dem nachlassenden Interesse dann gezielt mit Strategien zur Teilhabe begegnen: Partizipation am Geschehen, die Schaffung sozialer Bindungen, Lernunterstützung und die Möglichkeit zur Identifikation sind nur einige Ansatzpunkte.

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Wenn Schüler/-innen fehlen: Interventionsansätze

Wenn der Schüler vom Zeitabsitzen zum Schule schwänzen übergegangen ist, sollten Sie schnell reagieren, damit das Schwänzen für ihn erst gar nicht zum Normalzustand werden kann. Es kann sinnvoll sein, die Zusammenarbeit mit den Eltern und die Beaufsichtigung zu vertiefen beziehungsweise zu verstärken. Überlegen Sie außerdem, ob Sie Ihren Unterricht stärker differenzieren und dem Schüler so mehr Erfolgserlebnisse ermöglichen können. Bei emotionalen Störungen oder starker Schulangst ist es eventuell nötig, einen Psychotherapeuten hinzuzuziehen. Liegt in der Familie einiges im Argen, muss vielleicht auch das Jugendamt eingreifen. Wenn der Schüler schon lange schwänzt und sich einfach zu weit von der Schule gelöst hat, ist manchmal auch eine alternative Beschulung die beste Wahl.

Wichtig: die Zusammenarbeit mit den Eltern

Eltern von Kindern, die in der Schule Schwierigkeiten haben, sind oft wenig ins schulische Umfeld eingebunden. Meist ziehen sie sich ebenfalls zurück und meiden den Kontakt zu Lehrern und Schulleitung – ähnlich wie ihre Kinder. Versuchen Sie unbedingt, die Eltern dazu anzuregen, sich mehr zu engagieren. Vereinbaren Sie geeignete Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten und achten Sie auf den regelmäßigen Austausch. Telefonate, E-Mails oder auch kurze Notizen im Mitteilungsheft ermöglichen regelmäßige Rückmeldungen. Machen Sie sich auch bewusst: Wenn der Schüler fehlt, sind die Eltern darauf angewiesen, dass sie von der Schule informiert werden. Melden Sie unentschuldigtes Fehlen möglichst sofort den Eltern und bemühen Sie sich um Klärung.

Halten Sie den Kontakt zu den Eltern, auch wenn der Kontakt mit dem Schüler sich schwierig gestaltet. Führen Sie informelle Gespräche und bieten Sie den Eltern auch Sprechstunden und Beratungsgespräche an. Vielleicht können auch Kurse oder Elterntrainings den Eltern helfen – weisen Sie sie sachlich, aber auch feinfühlig darauf hin, wenn Sie es für angebracht halten.

Das eigene Verhalten reflektieren

Hinterfragen Sie auch Ihr eigenes Verhalten kritisch. Oft gibt es eine sehr ungünstige Kettenreaktion: Der Schüler schwänzt Ihren Unterricht. Sie fragen sich womöglich, ob der Schüler wegen Ihnen dem Unterricht fernbleibt und fühlen sich persönlich kritisiert. Erscheint der Schüler dann doch wieder, stört er häufig den Unterricht. Ihnen reißt dann vielleicht der Geduldsfaden und Sie sind nicht mehr bereit, sich für den Schüler besonders zu engagieren. Er wiederum fühlt sich abgelehnt und verhält sich selbst noch ablehnender; Sie verstärken Ihre Sanktionen und zeigen immer weniger Geduld. Der Schüler sieht sich schließlich in seiner Ablehnung bestätigt, fühlt sich ungerecht behandelt oder von Ihnen gehasst und meidet Ihren Unterricht erstrecht. Reflektieren Sie Ihr Handeln also immer wieder und machen Sie sich Ihre Rolle bewusst. Versuchen Sie, möglichst frühzeitig auf den Schüler zuzugehen und ihm Unterstützung anzubieten – bevor es zur Kettenreaktion kommt.

Ein Buddy-System etablieren

Auch ein Buddy-Konzept kann hilfreich sein: Sie setzen den Schüler neben einen Mitschüler, der für ihn eine Vorbildfunktion erfüllen kann. "Das Vorbild“ demonstriert positives Verhalten und regelmäßige Anwesenheit und geht vielleicht sogar den Schulweg gemeinsam mit dem Schüler, der zum Schwänzen neigt. Ist "der Schwänzer" pünktlich, bestärken Sie ihn unbedingt positiv in seinem Verhalten. Der Vorbildschüler kann außerdem vormachen, wie man auch mit schwierigen oder frustrierenden Unterrichtssituationen umgeht, er kann den Schwänzer positiv bestärken ("Du schaffst das schon, da bin ich sicher!") und ihn gegebenenfalls auch beim Lernen unterstützen.

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Die Rückkehr erleichtern

Für Schüler mit längeren Fehlzeiten ist die Rückkehr besonders schwierig: "Was denken die anderen? Wie reagieren die Lehrer? Werde ich komisch angeguckt?" Die Angst vor der ersten Stunde zurück in der Schule ist verständlich – und wie die Erfahrung verläuft, kann entscheidend für die weitere Schulkarriere des Schülers sein. Die Rückkehr zum Unterricht sollte also bewusst durchdacht und geplant werden. Überlegen Sie, wie Sie dem Schüler die Situation erleichtern und die Angst nehmen können. Vielleicht ist es auch sinnvoll, den Rest der Klasse auf seine Rückkehr vorzubereiten. Anerkennende Worte – zum Beispiel von der Schulleitung – können den Schüler ebenfalls bestärken und ihn zum regelmäßigen Unterrichtsbesuch ermuntern.

Fortbildungen der Cornelsen Akademie 

Schulverweigerung und Schuldistanz 
Sie lernen verbreitete Hintergründe vo Schulverweigerung kennen sowie psychologsich unterfütterte Strategien und Hilfen, um die Schüler/-innen an der Schule zu halten.  

Schwierige Schüler/-innen – und wie man sie führt 
Sie erfahren, wann und wie Sie Störungen am besten stoppen, wie Sie richtig sanktionieren und wie Sie Ihre seelische Belastung in Konfliktsituationen reduzieren.  

Gezielt motivieren – gekonnt demotivieren 
Wenn Schülerinnen und Schüler gelobt werden, werden sie lebendiger und aktiver. Lob setzt Energie frei. Wird jemand konstant kritisiert, verliert er die Lust, etwas zu tun. Kritik raubt Energie. Um die Freude der Klasse am Lernen zu erhalten, ist es entscheidend, dass das Lob die Kritik überwiegt. Allerdings gibt es klare Notwendigkeiten für Kritik.  

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