Unterricht gestalten / 24.10.2022

Luft, Wasser, Pausen und guter Unterricht

Wie Konzentration und Motivation gesteigert werden können

Konzentration und Motivation sind entscheidende Faktoren für erfolgreiches Lernen. Dass es jedoch damit bei vielen Schülerinnen und Schülern nicht allzu gut steht, war bereits vor Corona bekannt. Studien legen den Schluss nah, dass es nicht besser geworden ist. Der Mangel an sozialen Kontakten, physische und psychische Probleme und Ängste vor der Krankheit – all das trug nicht gerade dazu bei, die Konzentration und Motivation der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Fähigkeiten, die aber gerade jetzt gefragt sind, schließlich gilt es darum, Lernrückstände aufzuholen und wieder Freude am Lernen zu bekommen.

Kinder einer Klasse melden sich und sind konzentriert
Bild: Shutterstock.com/Monkey Business Images

Alle Kinder machen motiviert und konzentriert im Unterricht mit? Ein Wunschtraum, der wohl nie in Erfüllung gehen wird. Lehrerinnen und Lehrer wissen, dass sie sich von der Vorstellung verabschieden müssen, alle Kinder jederzeit gleich gut erreichen zu können – auch mit einem noch so guten Unterricht. Trotzdem wollen sie diesem Ziel so nahe wie möglich kommen. Bloß: wie?

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Die äußeren Bedingungen 

Motivation und Konzentration stehen in einem engen Verhältnis. Wer motiviert ist, über ein Thema etwas mehr zu erfahren, etwas Neues zu lernen, der wird sich auch gut konzentrieren können. Und wer konzentriert lernt und arbeitet, wird erfolgreich sein und die eigene Motivation steigern. Doch Motivation und Konzentration lassen sich nicht mit einem Fingerschnips herbeizaubern, sind sie doch von vielen Faktoren abhängig. Da sind zunächst einmal die äußeren Bedingungen, die sich oftmals ganz einfach beeinflussen lassen.
 

Gute Luft
Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrkräfte verbringen viel Zeit in der Schule – meist gemeinsam in Klassenräumen. Und nicht erst seit Corona wissen wir, wie wichtig frische Luft ist. Dennoch lässt die Luftqualität in vielen Unterrichtsräumen zu wünschen übrig. Werden diese Räume nicht ausreichend gelüftet, verschlechtert sich die Luftqualität rasch. Und schlechte Raumluft beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit und macht Menschen müde. Für eine bessere Luft sollten deswegen in jeder Stunde – beziehungsweise zu Beginn und Ende der Unterrichtsstunde – unbedingt Lüftungspausen von mindestens drei Minuten eingelegt werden, und zwar, indem alle Fenster auf einmal oder gegenüberliegende Fenster und Türen komplett geöffnet werden. Darüber hinaus lässt sich die Luftqualität im Klassenraum auch messen. In der Luft befinden sich viele ungesunde Substanzen, aber alle zu messen wäre aufwendig und teuer. Allerdings ist der CO₂-Pegel ein zuverlässiger Indikator für die Luftqualität. Und der lässt sich ganz unkompliziert mit den marktüblichen CO2-Messgeräten ermitteln. Die sind erschwinglich und können gegebenenfalls über eine Elternspende oder durch Unterstützung des Fördervereins angeschafft werden. Dazu kommt: Die Schülerinnen und Schüler können jederzeit eigenständig den CO2-Gehalt ermitteln und entsprechend handeln.

Sofern es das Wetter zulässt, kann der Unterricht auch hin und wieder nach draußen verlegt werden, das bringt nicht bloß frische Luft, sondern auch zusätzliche Motivation durch die neue Umgebung.
 

Ernährung
Klar, Lehrkräfte haben keinen weitreichenden Einfluss auf die Ernährung ihrer Schülerinnen und Schüler. Entscheidend sind hier die Eltern und das private Umfeld.. Trotzdem können sie den Spielraum, der ihnen zur Verfügung steht, nutzen und das Thema Ernährung immer mal wieder im Unterricht behandeln. Was brauchen Körper und Hirn, um fit zu sein und zu bleiben? Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Konzentration?  Was heißt „ausgewogene Ernährung“? Welche Auswirkungen haben Softdrinks, Fast Food und Süßigkeiten? Der Deutsche Bildungsserver hat eine umfangreiche Liste mit Arbeitsblättern und weiteren Unterrichtsanregungen zum Thema „Gesunde Ernährung“ für alle Schulstufen zusammengestellt . Es lohnt sich, dort einmal vorbeizuschauen!


Wasser
Lange Zeit war das Trinken im Unterricht an den Schulen verboten. Nicht zuletzt die Initiative „Trinken im Unterricht“ hat hier ein Umdenken angestoßen. Sie setzt sich seit 2004 dafür ein, dass Schüler während des Unterrichts trinken dürfen – am besten Wasser. Eine Studie der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und der Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM) belegte im Jahr 2013 dann auch, dass Schüler, die während des Unterrichts gut mit Flüssigkeit versorgt sind, in Leistungstest besser abschneiden. Sie haben auch eine bessere Konzentrations- und Merkfähigkeit.

Egal, ob vielleicht der Förderverein Wasserspender anschafft, ob man sich auf Elternabenden darauf einigt, dass alle Kinder von zuhause eine Trinkflasche mit Wasser mitbringen, oder ob das Leitungswasser in der Schule eine gute Trinkqualität besitzt - es ist so einfach, an dieser Stellschraube zu drehen!
 

Pausen
Eine Unterrichtsstunde dauert 45 Minuten, Punkt. Bloß passt diese Zeiteinteilung überhaupt nicht zur Aufmerksamkeitsspanne der Kinder. Deswegen sollten auch während einer Schulstunde Pausen eingelegt werden. Die müssen noch nicht einmal aus reinem Nichtstun bestehen. In der Grundschule können sie mit Bewegungsspielen oder einem kurzen Zur-Ruhekommen gefüllt werden. Etwa, indem alle Schülerinnen und Schüler ihre Augen schließen und eine Minute lang weder reden noch sich bewegen. Mit zunehmendem Alter der Kinder wächst auch ihre Aufmerksamkeitsspanne. Trotzdem sollte man auch in den höheren Klassen Pausen zum Bewegen oder für eine kurze Meditation einlegen. Der „Zeitverlust“, der durch diese Pausen entsteht, wird längst wieder aufgeholt durch eine bessere Konzentration und Motivation der Schüler.

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Der Unterricht 

Konzentration trainieren

Konzentration erreicht man unter anderem durch Wettspiele. Die meisten Schüler lieben Spiele, in denen sie im Wettstreit mit anderen Aufgaben lösen. Und wenn etwas unter Zeitdruck oder im Wettstreit erledigt werden soll, dann muss man sich intensiv konzentrieren.

Für Grundschulkinder gibt es Bewegungsübungen, die die Konzentration fördern. Ein Beispiel: Eine Bewegung steht jeweils für einen Vokal. Für den Buchstaben A werden die Arme ganz weit auseinander schräg nach oben gestreckt oder für das I werden sie gerade nach oben gehoben. Ein Kind sagt  zum Beispiel das Wort „Baum“, und ein anderes Kind setzt die Vokale in Bewegung um. Ein Nebeneffekt: Die Kinder verbessern ihre Rechtschreibung, weil sie sich das Wort geschrieben vorstellen müssen.

In allen Klassen kommen außerdem „Stadt-Land-Fluss“- Spiele meist sehr gut an. Je nach Lese- und Schreibfähigkeit der Kinder können sie Begriffe von A-Z zu den verschiedenen Kategorien finden. In den höheren Klassen können es Vokabeln, Fremdwörter oder Fachbegriffe, zum Beispiel aus den Naturwissenschaften oder der Mathematik, sein. Viele weitere Trainingsbeispiele zum Thema Konzentration bieten diese beiden Kopiervorlagen für die Grundschule und für die Sekundarstufe.

Konzentrationstraining für die Grundschule - Klasse 1-4 - Kopiervorlagen

Konzentrationstraining für die Grundschule

Klasse 1-4

Kopiervorlagen
Konzentrationstraining für die Sekundarstufe (2. Auflage) - 5. - 10. Schuljahr - Kopiervorlagen

Konzentrationstraining für die Sekundarstufe (2. Auflage)

5. - 10. Schuljahr

Kopiervorlagen

Lesen und Vorlesen

Lesen, Vorlesen und Zuhören sind wahre Konzentrations-Coachs. Beim eigenen Lesen müssen Wörter entschlüsselt und in Verbindung gebracht werden, die Inhalte müssen verstanden und Neues muss gelernt werden. Das gleiche gilt für das laute Vorlesen. Und auch das Zuhören erfordert viel Aufmerksamkeit. Diese Leserunden müssen und sollten allerdings nicht allzu lange dauern – sonst besteht die Gefahr, dass manche Kinder mit ihren Gedanken abschweifen.
 

Auf Erfolge setzen

Mit der Motivation ist das so eine Sache. Wir alle wissen, dass die intrinsische Motivation die effektivste ist. Aber nicht immer fühlen sich die Schülerinnen und Schüler von einem Fach oder einem Thema wirklich angesprochen. Also muss die extrinsische Motivation herhalten. Etwa durch eine Erfolgserwartung – so wie bei den Wettspielen - oder das Versprechen auf eine Belohnung.

Und ganz ehrlich: Nicht nur die Schülerinnen und Schüler sind unterschiedlich stark motiviert, den Lehrkräften geht es genauso. Selbst in ihrem eigenen Fach sind sie nicht von allen Themen angetan, die laut Lehrplan vorgegeben sind. Aber es gibt auch Bereiche, für die ihre Begeisterung kaum Grenzen kennt. Und wenn Schülerinnen und Schüler diese Begeisterung spüren, werden sie sich bestenfalls auch von diesem oder einem anderen Thema motivieren lassen.
 

Eine gute Mischung

Frontalunterricht, Gruppenarbeit, Stationenlernen, Offener Unterricht – die Diskussion über die besten Unterrichtsformen dauert an. Aber muss überhaupt eine die beste sein? Ist es nicht viel besser, einen Methodenmix anzubieten, der dann allen Schülerinnen und Schüler gerecht wird? Denen, die beim Frontalunterricht konzentriert zuhören, denen, die bei der Gruppenarbeit richtig aufblühen oder jenen, die beim Stationenlernen ihren eigenen Lernweg gehen können? Das gleiche gilt für den Medienmix aus Büchern, Arbeitsblättern, Wandtafeln oder anderen traditionellen und digitalen Medien.
 

Wissen wo die Kinder stehen

Schülerinnen und Schüler, denen das Vorwissen fehlt oder die sich für ein bestimmtes Thema nicht interessieren, werden kaum motiviert und konzentriert dem Unterricht folgen können. Wenn Lehrkräfte allerdings wissen, wo ihre einzelnen Schülerinnen und Schüler stehen, können sie gezielt darauf eingehen und entsprechende Hilfestellungen leisten. Als ausgesprochen nützlich haben sich dafür sogenannte Diagnosetools erwiesen.

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Mit Diagnose und Fördern überblicken Sie den Lernstand Ihrer Klasse und fördern alle individuell. Über 70 000 passende Lern- und Fördermaterialien werden automatisch zugewiesen: für die Fächer Deutsch, Mathe, Englisch, Französisch sowie Geschichte, Physik, Chemie und Biologie in der Sekundarstufe I.

Fazit

Kinder wollen eigentlich immer lernen und sie sind auch in der Lage, konzentriert und motiviert Herausforderungen zu meistern. Das hat ihre Entwicklung bis zum Schuleintritt deutlich bewiesen: Vom Säugling, der weder lachen, noch greifen, geschweige denn laufen oder sprechen konnte zu einem Kind, das laufen, rennen, hüpfen, klettern und vielleicht sogar schon schwimmen kann. Das nach ersten unverständlichen Lauten zunächst halbwegs verständliche Worte, dann kurze Sätze sprechen konnte und schließlich ganze Geschichten erzählt. Es gilt nur, diesen fantastischen Lernwillen zu erhalten.

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