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Differenzieren & Fördern / 19.02.2025

Diagnose und Fördern für die Grundschule

„Das große Ziel unseres Tools ist es, die Lehrkräfte zu entlasten“

Je früher Grundschullehrkräfte wissen, wie es um den Lernstand ihrer Schülerinnen und Schüler steht, desto eher und besser können sie die Kinder fördern und fordern. Aber reichen bundesweite Lernstandserhebungen wie VERA aus, um dieses Ziel zu erreichen? Oder gibt es zusätzlich einfache und effektive Möglichkeiten, die Lernfortschritte zu ermitteln und danach gezielt einzugreifen? Das haben wir Dr. Christina Schulze gefragt. Sie betreut die Online-Plattform Diagnose und Fördern.

Kind sitzt auf grünem Würfel, umgeben von bunten Illustrationen und Text zur Grundschule.
Bild: Cornelsen/Kreuzbergkind/KI-generiert mit Midjourney V6

Frau Schulze, im April und Mai 2025 finden mit VERA die nächsten Lernstandserhebungen in der Grundschule statt. Wieso sollten Lehrkräfte zusätzlich das Tool Diagnose und Fördern einsetzen?

Christina Schulze: VERA läuft ja noch immer analog und das heißt für die Lehrkräfte, sie haben einen erheblichen Korrekturaufwand und auch einen sehr großen Aufwand bei der Datenauswertung. Es reicht ja nicht, festzustellen, ob das Kind die Aufgabe richtig oder falsch erledigt hat, sondern man muss sich auch bei jedem einzelnen Kind anschauen, wo es gut oder schlecht abgeschnitten hat und wer auf welche Weise gefördert werden muss.
 

Und diesen Aufwand haben die Lehrkräfte mit Ihrem Tool nicht?

Christina Schulze: Bei Diagnose und Fördern müssen die Lehrkräfte tatsächlich nichts selbst auswerten und sie müssen auch nicht das gezielte Fördermaterial für die einzelnen Schülerinnen und Schüler zusammenstellen. Die Auswertung erfolgt digital und automatisch, sobald die Kinder ihre Ergebnisse eingegeben haben. Die Lehrkraft bekommt einen Überblick über den Lernstand ihrer Klasse, beziehungsweise jedes einzelnen Kindes. Wir teilen das ein in hohen, mittleren und geringen Förderbedarf. Die Lehrkraft kann sich auch die Einzelaufgaben anschauen, die die Schüler und Schülerinnen gemacht haben. Welche Fehler wurden gemacht, tauchen neue Fehler oder auch immer wieder die gleichen Fehler auf? So bekommt sie von jedem Kind ein dezidiertes Feedback und kann dann die Fördermaterialien gezielt einsetzen. Die Kinder können zum Beispiel ein Erklärvideo anschauen, und danach noch einmal Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen erledigen.

Online-Diagnose mit Lern- und Fördermaterial

Mit Diagnose und Fördern überblicken Sie den Lernstand Ihrer Klasse und schließen Lernlücken durch individuell zugewiesene Lern- und Fördermaterialien – sofortiges Feedback inklusive. Sie eröffnen Ihren Schülerinnen und Schülern eigene Lernwege u.a. mit Erklärvideos und interaktiven Aufgaben.

„Was brauchen die Kinder unbedingt, um in ihrer weiteren Schullaufbahn erfolgreich zu sein?“

Wie lang läuft in der Regel eine solche Lernstandserhebung?

Christina Schulze: Wir haben uns darauf konzentriert, einzelne Kompetenzen und Lernziele abzufragen. Und die können als Portionen an die Klasse verteilt werden. Das dauert nicht sehr lange. Wenn aber zum Beispiel das ganze letzte Schuljahr getestet werden soll, kann das schon bis zu 90 Minuten in Anspruch nehmen. Das ist so ein bisschen wie die Quadratur des Kreises, denn der komplette Lehrstoff ist wichtig und soll abgetestet werden, aber oftmals fehlt dafür die Zeit. Deswegen ist es die Hauptaufgabe meiner Redakteurinnen und Redakteure herauszusuchen, was tatsächlich wichtig ist. Und da ist unsere Prämisse: Was brauchen die Kinder unbedingt, um in ihrer weiteren Schullaufbahn erfolgreich zu sein? Wir schreiben aber nicht vor, so oder so muss das Tool benutzt werden, denn man kann es flexibel handhaben. Das heißt, die Lehrkraft kann es an ihre eigene Unterrichtsgestaltung anpassen. Sie kann sich die Kompetenzen raussuchen, die sie gern abtesten möchte.
 

Sie haben aber doch sicherlich eine Empfehlung, wie das Programm optimal genutzt werden kann?

Christina Schulze: Unser Herzenswunsch ist, dass eine Lehrkraft unser Tool nach jeder Unterrichtseinheit lernbegleitend benutzt, um ein direktes Feedback zu bekommen: Hat die Unterrichtseinheit vermittelt, was ich vermitteln wollte? Bei welchen Kindern hat es geklappt, bei welchen Kindern nicht und mit welchen Kindern muss ich das nachbereiten? Es gibt Lehrkräfte, die zum Beginn in Klasse vier alle Lernziele aus der dritten Klasse abfragen. Es gibt aber auch Lehrkräfte, die nutzen das Tool unterrichtsbegleitend. Und danach – wie gesagt – bekommen die Kinder vom Programm die passenden Materialien – quasi einen Förderplan.

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Und welche Ausstattung brauchen die Grundschulen?

Christina Schulze: Sie brauchen ein funktionierendes W-LAN, denn es ist eine Online-Plattform. Die Lehrkraft sollte über einen Laptop verfügen und jedes Kind braucht ein Endgerät. Das kann ein Laptop oder ein Tablet sein. Die Ausstattung an den Grundschulen ist aber tatsächlich extrem unterschiedlich. Das hängt sehr stark vom Schulträger ab, auch vom Bundesland, und zum Beispiel auch von engagierten Eltern. Da haben wir die komplette Spannbreite von, „wir haben in jedem Klassenzimmer ein Smartboard“, „ich kann mir einen Tabletwagen bestellen und ich kriege von der Schule einen Laptop“ bis hin zu „das modernste Tool, das ich habe, ist bunte Kreide“.
 

 Ist es also nicht utopisch davon auszugehen, dass jedes Kind über ein Endgerät verfügt? 

Christina Schulze: Das hängt ein bisschen mit der Planung der Lehrkraft zusammen. Es kann der Computerraum sein, oder die Hälfte der Klasse arbeitet im Computerraum oder an Tablets, und die andere Hälfte bekommt andere Aufgaben. Es gibt so viele Variationen, aber tatsächlich braucht jedes Kind ein Endgerät, denn es macht ja keinen Sinn, eine Lernstandsanalyse zu zweit zu machen.

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Wir haben vorhin darüber gesprochen, dass VERA ziemlich aufwendig für die Lehrkräfte ist. Wie aufwendig ist denn Ihr Tool für die Lehrkräfte? 

Christina Schulze: Das große Ziel unseres Tools ist natürlich, die Lehrkräfte zu entlasten und wenn sie sich in unser Tool eingearbeitet haben, dann wird dieses Ziel auch erreicht, weil eben der ganze Korrekturaufwand wegfällt. Das gleiche gilt für die Förderpläne, die eine Lehrkraft im Normalfall erstellen muss. Sie muss dann die notwendigen Fördermaterialien heraussuchen, sie verteilen, und auch wieder einsammeln. All das erledigt unser Tool automatisch. Die Kinder haben auch ein eigenes Dashboard und können selbst sehen, wie sie abgeschnitten haben und welche Lernwege sie noch einmal üben sollten. So werden sie also auch beim Selbstlernen unterstützt. Momentan, das muss ich allerdings zugeben, besteht noch eine gewisse Einstiegshürde für die Lehrkräfte, aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Einstieg komfortabler zu gestalten.

Zur Person
Christina Schulze hat einen Doktor in Biologie und bei Duden Learnattack 2016 als Content Managerin für Biologie und Physik angefangen. Seit 2022 ist sie der Team-Lead in der Redaktion.

Das Online-Programm Diagnose und Fördern bietet Lernstandserhebungen und passgenaue Fördermaßnahmen für die Grundschule (ab Klasse 3) und die Sekundarstufe 1. Es ist als Klassen- oder Schullizenz erhältlich.

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