Wir sind steinreich! Steine, Steine – überall sind Steine

Steine sind überall verfügbare und spannende Artefakte der Natur, die dazu einladen, im Sachunterricht thematisiert zu werden. Kein Stein gleicht einem anderen – es gibt nur Unikate! Im Sachunterricht werden Steine gesammelt, untersucht und sortiert. Durch diese handlungsorientierten Zugangsweisen machen die Kinder direkte Erfahrungen, die das Interesse an ihrer Umwelt fördern und in wichtige fachspezifische Arbeitsweisen des Faches einführen.
© F1online
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Wir sind steinreich! Steine, Steine – überall sind Steine
Kein Stein ist wie der andere! Steine sammeln, sie mit Hilfe einer Lupe untersuchen, sie beschreiben und ordnen, mit ihnen experimentieren … Die beigefügten Kopiervorlagen unterstützen Ihren handlungsorientierten Sachunterricht und ermöglichen Grundschulkindern vielfältige Erfahrungen und Erkenntnisse über unsere Welt.
DetailsDer Steinesammler Albert Chapman (1912–1996) sagte:
„Nur was du selbst sammelst, gibt dir den richtigen
Kick!“ Seine Mineraliensammlung ist im Australischen
Museum in Sydney zu sehen.
Schon als Kind begann Albert Chapman, Steine zu sammeln,
zu untersuchen und zu klassifizieren und tat dies bis zu seinem
Tod. Er war sein ganzes Leben lang fasziniert von den Steinen –
und die Basis für diese Begeisterung wurde früh gelegt!
© Beate Blaseio
Steine faszinieren Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Wenn
man sich erst einmal darauf eingelassen hat, sich mit diesen
Zeugen der Erdgeschichte zu beschäftigen, dann entdeckt man
Stück für Stück – oder Stein für Stein –, wie spannend die Auseinandersetzung mit ihnen ist. Sie sind in der Natur unbegrenzt
vorhanden und stellen durch ihre Einzigartigkeit jeweils Unikate dar.
Die vielen unterschiedlichen Steine und ihre unmittelbare Präsenz in der Umwelt laden ein, sich im Grundschulunterricht mit
ihnen näher zu beschäftigen. Eine Unterrichtseinheit über Steine
kann bei den Kindern das Interesse wecken, sich intensiv mit
ihnen zu beschäftigen und Steinesammler zu werden. Vielleicht
wird diese erste Begegnung mit Steinen für eines Ihrer Grundschulkinder genau so prägend, wie sie für Albert Chapman war.
Konkrete Dinge sind der Ausgangspunkt beim Sachlernen –
immer, wenn eine originale Begegnung möglich ist, sollte diese
im Sachunterricht genutzt werden. Donata von Elschenbroich
hat in ihrem Buch „Die Dinge“ (2010) darauf hingewiesen, wie
wichtig die konkreten Sachen sind, da in ihnen das „Wissen
der Welt“ steckt. Und so ist es auch bei der faszinierenden
Welt der Steine.
© Gotthard Stuhm
Im Unterricht ist es vor allem wichtig, den Kindern vielfältige
Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten mit Steinen zu ermöglichen (Kopiervorlage 1–4). Hinzu kommen Grundlagen erster geologisch orientierter Arbeitsweisen wie der Umgang mit der Lupe, dem USB-Mikroskop oder der Bestimmung von Eigenschaften.
Die namentliche Bestimmung von selbst gefundenen Steinen ist für
Grundschulkinder jedoch noch schwer. Bestimmungsübungen können nur
mit ausgewählten Steinen und zuzuordnenden Bestimmungskarten oder
für ein begrenztes Areal erfolgen (z. B. Strandsteine mit guter Bestimmungshilfe).
Das Sammeln von Steinen und das anschließende Untersuchen und Ordnen
nach unterschiedlicher Beschaffenheit (u. a. Größe, Gewicht, Farbgebung) ist Ausgangspunkt der Unterrichtseinheit.
Steine können von den Kindern mitgebracht werden, oder besser, die Klasse geht gemeinsam nach draußen: Jedes Kind sucht einen Stein und nimmt ihn mit in den
Klassenraum. Nach der Vorstellung der Steine (z. B. im Sitzkreis)
kann jedes Kind seinen Stein noch besser kennenlernen, indem
ein Steckbrief (KV 1) erstellt wird.
Eine Sachzeichnung ist der Ausgangspunkt, bevor Farbe, Größe, Gewicht und
besondere Merkmale beschrieben werden. Diese erzwingt das genaue Betrachten, denn dabei ist der stete Abgleich zwischen Stein und Zeichnung notwendig. Der Umgang mit der Waage und dem Maßband werden bei dieser Aufgabe geübt.
Mein Stein

Kein Stein ist wie der andere: Steine können miteinander verglichen und
anhand von Eigenschaften können Merkmalszuschreibungen im direkten
Vergleich vorgenommen werden. Welcher Stein ist schwerer oder glatter als
die anderen? Ordnen heißt hier, eine Beziehung untereinander herzustel-
len. Dazu müssen die Steine sinnlich erfasst werden.
Zur Bearbeitung von KV 2 werden fünf unterschiedliche Steine benötigt.
Aufgabe ist es, diese in Bezug auf ausgewählte Eigenschaften zu sortieren
und in eine Reihenfolge zu bringen. Auch hier ist der Einsatz von Waage
und Maßband zur Objektivierung von Eigenschaften vorgesehen.
Diese Aufgaben sind in Partner- oder Gruppenarbeit durchzuführen, weil die Kommunikation untereinander im Ordnungs- und Untersuchungsprozess lernfördernd ist.
5 Steine
In KV 3 erfolgen weitere Untersuchungen, die dazu beitragen, Eigenschaften von Steinen zu bestimmen. Im Wasser sehen Steine z. B. farbkräftiger aus; dies können die Kinder beobachten. Wählt man einen Bimsstein, dann schwimmt er im Wasser. Wenn Steine in Essigwasser gelegt werden, zersetzen sich Kalksteine langsam.
Steine klingen unterschiedlich – auch das kann über die Sinne wahrgenommen
werden. Der Einsatz des USB-Mikroskops ermöglicht eine genaue Betrachtung der
Oberflächenstruktur eines Steines (vgl. Blaseio 2015). USB-Mikroskope sind über den USB-Eingang leicht am Computer zu installieren und zu nutzen; eine Vergrößerung bis zum
200-fachen ist damit möglich.
Wenn man Feuersteine hat, dann riechen sie, oder es entstehen Funken bei Reibung bzw. beim Schlagen aufeinander. Interessant ist auch die Bestimmung der Härte. Hier wird nicht mit der in der Geologie verwendeten Mohs-Skala gearbeitet, aber dennoch können die Kinder bei der Untersuchung mehrerer Steine prüfen, welche Steine härter und weicher sind – und zwar im direkten Vergleich. Bei Sandsteinen ist z. B. ein deutlicher Sandabrieb festzustellen. Für die Bearbeitung der Aufgaben könnten u. a. Bimssteine, Kalksteine, Feuersteine und Sandsteine zur Verfügung gestellt werden.
Steine – Eigenschaften untersuchen
Wenn die Kinder erste Erfahrungen mit Steinen im Unterricht
gesammelt haben, dann kann das „Steinesuchen“ beginnen
(KV 4). Sie bekommen in Gruppen (3 bis 5 Kinder) den Auftrag,
Steine mit bestimmten Eigenschaften zu suchen (z. B. weiß,
rund, spitz, Muster …). Es sollte ein gut begrenztes bzw. einsehbares Suchareal sein. Neben Kiesgrube, Strand, Wiese, Feldrand,
Flussufer und Wald eignen sich möglicherweise auch Halden,
Steinbrüche, Seeufer, Bachläufe oder Kiesgruben – hier ist eine
gründliche Prüfung durch die Lehrkraft hinsichtlich Sicherheit
und Funderwartungen vorgeschaltet (ggf. Genehmigung einholen). Jede Gruppe bekommt einen Suchbogen, Nummernaufkleber und einen Rucksack für den Transport der Fundstücke.
Durch den Suchbogen sind die Kinder angehalten, mit offenen Augen nach Steinen mit bestimmten Eigenschaften Ausschau zu halten. Sie müssen dann diskutieren, ob der gefundene Stein den Anforderungen entspricht, und sich einigen, ob er mit der dazugehörigen Nummer ausgestattet und im Rucksack verstaut werden soll. „Steinesuchen“ kann beispielsweise auch bei
einer Klassenfahrt am Meeresstrand durchgeführt werden.
Steinesuchen
Bringen Sie den Stein ins Rollen – in Ihrem Sachunterricht! Steine
bieten eine Reihe ausgezeichneter Möglichkeiten für sachunterrichtliche Erkundungen.
Sammeln, Bestimmen und Untersuchen sind zentrale Methoden des Sachunterrichts, die einerseits den Kindern den Zugang zu den Phänomenen der Steine eröffnen und auf der anderen
Seite wichtige sachunterrichtliche Methoden schulen (vgl. Blaseio 2015).
Interesse für die Sachen in der Welt kann nur geschaffen werden, wenn man
den Dingen auch begegnet und mit ihnen umgeht – sie mit allen Sinnen erfasst.
Weiterführende Literatur
Blaseio, Beate: Das schnelle Methoden-1x1 Sachunterricht. Cornelsen: Berlin 2015
Elschenbroich, Donata: Die Dinge. München 2010
Prof. Dr. Beate Blaseio
Professorin für die Didaktik des Sachunterrichts an der Europa-Universität Flensburg und langjährige Tätigkeit als Grundschullehrerin, Autorin von vielen fachdidaktischen Beiträgen zum Sachunterricht in Fachzeitschriften und Sammelbänden sowie Durchführung von Lehrerfortbildungen, Engagement in der GDSU und im Grundschulverband. Weitere Informationen unter