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Illustrierte Hände mit Sprechblasen
Bild: Shutterstock.com/melitas

DaZ-Ratgeber: Deutsch für Anfänger/-innen 

Mehrsprachigkeit: Gut fürs Hirn

Wenn es um den Zweitspracherwerb geht, stehen häufig die Defizite des „Noch-nicht-gut-Deutsch-sprechen-Könnens“ im Vordergrund, dabei ist die Fähigkeit, mehrere Sprachen sprechen zu können, stets eine Bereicherung und ein Gewinn – individuell wie gesellschaftlich.

Allgemeine Informationen

Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen, können bereits eine andere Sprache sprechen, manchmal auch lesen und schreiben. Sie wachsen also zwei- oder sogar mehrsprachig auf. 

Mehrsprachigkeit ist ein Gewinn

Kinder können durchaus mehrere Sprachen (gleich) gut beherrschen. Wichtig ist der sprachliche Input, den die Eltern und das Umfeld bieten. Doch Mehrsprachigkeit wird in der Regel gesellschaftlich nur dann als bereichernd angesehen, wenn es sich bei den erlernten Sprachen um Englisch, Deutsch, Spanisch oder sogar Chinesisch handelt. Seltenere Sprachen, die aber in den Familien noch kommuniziert werden, beispielsweise Albanisch, Armenisch oder Kurdisch, erfahren in der Gesellschaft kaum Wertschätzung.

Sprachen – und vor allem unsere „Muttersprachen“ – sind ein Teil unserer Identität. Insbesondere für Kinder ist die subjektive Wertschätzung ihrer Erstsprache sehr bedeutsam. Schule ist der Ort, an dem sie erfahren, wie wichtig Sprachen sind – auch ihre Erstsprachen sollten also in ihre positiven Erfahrungen eingebunden werden.

Wertschätzung für jede Sprache

Um eine Zweitsprache zu lernen, bedarf es eines ausreichenden Inputs. Günstig ist es, wenn sich jedes Kind akzeptiert und willkommen fühlt, wenn es bei seinen Sprachschwierigkeiten Verständnis erfährt, freundliche Hilfe erhält und in der Gruppe ein reiches, jedoch nicht überforderndes Sprachangebot findet. Seine bisherige Sprache wird geschätzt und kann in passenden Kontexten benutzt werden. Es darf sie zeigen und benutzen, sie wird nicht sanktioniert.

Im Allgemeinen werden Kinder verschiedener Erstsprache untereinander und mit den Lehrerinnen und Lehrern mit der Zeit Deutsch sprechen, zuerst auf Basis der Alltagsroutinen und fortschreitend durch den Erwerb der Zweitsprache.

Tipps für die ersten Tage des Deutschunterrichts

Routinen und Rituale helfen den Mädchen und Jungen vor allem anfangs beim Verstehen des Zusammenlebens und der Sprache. Als Neuankömmlinge in einer für sie fremden Umgebung suchen sie nach Orientierung und profitieren von einem warmherzigen, angstfreien Klima. In den ersten Wochen sind deshalb die folgenden Grundsätze hilfreich:

  1. Willkommen vermitteln: Dass ein Gegenüber vom ersten Moment an „spürt“, ob es willkommen ist oder nicht, gilt auch für Kinder, von der ersten Begegnung an. Kinder brauchen von Anfang an eine positive Aufnahme und Resonanz, damit sie in der neuen, anderssprachigen Umgebung ihre Potenziale ohne Angst entwickeln können.
  2. Adressierung: Die Kinder sind direkte Adressat/-innen; jedes Kind wird freundlich angesprochen und soll sich persönlich gemeint und geschätzt fühlen. Mit jedem Kind wird jeden Tag gesprochen. Die Lehrpersonen geben jedem Kind angemessen reichen sprachlichen Input (ohne es einer Sprachflut auszusetzen), sie sprechen nicht nur direktiv, sondern erklärend.
  3. Erste Äußerungen: Kinder ohne Deutschkenntnisse lernen die Sprache mit Augen und Ohren und allen anderen Sinnen. Konkrete Gegenstände und Handlungen in der Klasse werden gezeigt, vorgeführt, wiederholt benannt: Farben und Geschmäcker werden probierend unterschieden, die Schrift sichert das Behalten.
  4. Sprachliche Routinen und gereimte Texte, Gesang und Bewegung: Reim und Rhythmus, Melodie und Bewegung mittels einfacher Texte und Lieder vermitteln den Klang der Zielsprache und fördern das Behalten; sie heißen Stützelemente. Über das Mitsingen und Mittun nähern sich Kinder der Sprache.