Eine Referendarin in einem Klassenzimmer
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Unterrichtsentwicklung

Unterrichtsphasen richtig gestalten

Sie sind gar nicht so aufwendig: effektive Unterrichtsstunden, in denen die Schüler/-innen motiviert bei der Sache sind. Entscheidend dafür ist vor allem die sinnvolle Gestaltung und optimale Nutzung der verschiedenen Unterrichtsphasen. Hier finden Sie komprimiertes Wissen.

Hier finden Sie komprimiertes Wissen und Tipps für jede Unterrichtsphase.

Wie sehen effektive Unterrichtsstunden aus?

Natürlich ist Ihr Unterricht kein planloses Drauflos-Lehren: Sie wollen effektive Unterrichtsstunden gestalten, damit Ihre Schüler/-innen die Lernziele erreichen und wirklich etwas für sich mitnehmen. Unterm Strich geht es Ihnen also natürlich nicht darum, dass die Schüler Wissen auswendig lernen. Das Ziel wird es stattdessen sein, dass sie den Transfer leisten und das Gelernte tatsächlich praktisch anwenden können. 

Sie werden sich bei Ihrer Planung also zunächst fragen: Wie kann ich am effektivsten auf die jeweiligen (Teil-)Lernziele hinarbeiten? Wie kann ich die Stunden so gestalten, dass die Schüler/-innen motiviert und aktiv bei der Sache sind? Welche Aktivitäten eignen sich zur Veranschaulichung und Festigung? Wie können die Schüler/-innen den Kern des Stoffs begreifen und die ergänzenden Fakten einordnen?

Zu Beginn: Logische Abfolge und Zeitplanung

Bringen Sie das, was Ihre Schüler/-innen lernen sollen, in eine logische Reihenfolge. Was baut jeweils aufeinander auf? Wo liegen mögliche Schwierigkeiten, wo könnten sich Probleme ergeben? 

Machen Sie sich einen groben Zeitplan. Orientieren Sie sich dazu an den Phasen der Unterrichtsstunde und skizzieren Sie die verschiedenen Phasen zeitlich.

Entscheidend für den Erfolg: der passende Unterrichtseinstieg

Unterrichtseinstiege können verschiedene Funktionen erfüllen: Sie machen neugierig, wecken Interesse, werfen Fragen auf (die dann im Laufe des Unterrichts auch beantwortet werden sollten), sie informieren, aktivieren bereits Gelerntes, stellen Verknüpfungen her oder geben den Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den Stundenverlauf aktiv zu beeinflussen. 

Überlegen Sie sich also zunächst, was der Unterrichtseinstieg leisten soll, bevor Sie sich für die passende Variante entscheiden. Sie können ...

  • lehrerzentriert in die Stunde starten (etwa mit einem kurzen Vortrag),
  • objektorientiert (indem Sie zum Beispiel ein Bild oder einen Gegenstand einbringen),
  • problemorientiert (indem Sie zunächst eine Ausgangsfrage oder ein Problem skizzieren),
  • spielerisch (indem Sie mit einem passenden Spiel einsteigen) oder
  • assoziativ (mit einer der vielen Methoden in diesem Bereich, beispielsweise Mindmap oder Brainstorming).

Wenn Sie bestimmte Begrüßungsrituale etabliert haben, sollten Sie diese natürlich ebenfalls berücksichtigen.


Klassischerweise die längste Phase: Die Arbeitsphase

Die genaue Gestaltung der Arbeitsphase variiert natürlich, je nachdem, welche Unterrichtsform Sie ausgesucht haben. Grundsätzlich geht es an dieser Stelle aber immer darum, dass die Schüler/-innen etwas erarbeiten und bestimmte Aufgaben lösen sollen. Meist tauchen doch noch einige Unklarheiten oder Probleme rund um die Aufgabenstellung auf, wenn die Schüler/-innen mit der Arbeit beginnen. Wenn Sie das vermeiden wollen, geben Sie Ihre Formulierung vorab einem neutralen Dritten – und zwar unbedingt einem Laien – zu lesen. Ansonsten reagieren Sie gelassen und sorgen Sie durch gegebenenfalls nötige Hinweise und Ergänzungen für Klarheit. 

Folgende Fragen können Sie sich stellen, um die formulierte Aufgabe noch einmal zu überprüfen:

  • Kann diese Aufgabenstellung tatsächlich zum von mir angedachten Ergebnis führen?
  • Führt die Aufgabe tatsächlich zur Erreichung des (Stunden-)Ziels?
  • Ist die Formulierung konkret und eindeutig?
  • Werden die Arbeitsschritte deutlich?
  • Werden die nötigen Materialien benannt?
  • Sind verschiedene/eigene Lösungswege möglich?
  • Können alle Schüler/-innen diese Aufgabe verstehen und bearbeiten?
  • Gibt es Differenzierungsmöglichkeiten?
  • Wird deutlich, wann die Aufgabe ausreichend bearbeitet bzw. gelöst ist?
  • Wird klar, welche Hilfsmittel benutzt werden dürfen?

Die Ergebnissicherung: Ergebnisse präsentieren, Wissen festigen

Nach der Erarbeitungsphase folgt die Phase der Ergebnissicherung. Die Präsentation der Ergebnisse sollte in einem sinnvollen Verhältnis zur Arbeitsphase stehen. Wenn die Schüler/-innen nur schnell etwas errechnet haben, muss das Ergebnis sicherlich nicht von einer Gruppe vorne an der Tafel präsentiert werden. Sorgen Sie aber in jedem Fall dafür, dass alle Schüler/-innen die Ergebnispräsentation wahrnehmen können, sprich: dass sie sehen und hören können, wie die Lösung der Aufgabe aussehen kann. Das Ergebnis muss gewürdigt und sachlich beurteilt werden ("Okay!" oder auch "Gut gemacht!" sind an dieser Stelle nicht ausreichend). Gerade schüchterne Schüler/-innen erfahren so wichtige Bestätigung.

Nicht zu kurz kommen lassen: die Transferphase

Die Transferphase schließt den Kreis: Die Schüler/-innen wenden ihre neuen Erkenntnisse praktisch an und übertragen sie zur Problemlösung auf die eingangs gestellte Kernfrage. Planen Sie unbedingt genug Zeit für diesen Teil der Stunde ein. Meist dauert die Arbeitsphase doch länger als gedacht. Die Transferphase sollte darunter aber keinesfalls leiden – und der Unterrichtsabschluss ebenfalls nicht.

Ein wichtiger Ausklang: der richtige Unterrichtsabschluss

In der Transferphase wird den Schülerinnen und Schülern deutlich, was sie gelernt haben und wie sie es übertragen können. Bleibt noch eine Frage offen: Wie geht es nun weiter im Thema? Nehmen Sie sich unbedingt die Zeit für den bewussten Abschluss Ihres Unterrichts und geben Sie den Schülerinnen und Schülern einen Ausblick. Das ist gleichzeitig eine gute Gelegenheit, Hinweise von den Schülerinnen und Schülern einzuholen: Gibt es noch offene Fragen, tieferes Interesse oder Probleme, die in der nächsten Stunde berücksichtigt werden sollten? Wenn Sie sich angewöhnen, die letzten 5–10 Minuten immer fix für Transfer und Unterrichtsabschluss einzuplanen, geraten diese wichtigen Phasen garantiert nicht unter die Räder – und die nächste Stunde darf gerne kommen!


Anmerkung - Inhalte entnommen aus: 

"Unterrichtsvorbereitung – Strategien, Tipps und Praxishilfen" von Holger Mittelstädt, Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-8346-0667-9 

"Lernziele setzen – Wege definieren: Unterrichtsplanung von der Reihe bis zur Einzelstunde" von Harriet Isecke, Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-8346-2391-1