Von der Mitarbeit im Seminar
Zwei Seiten: Prüfen und geprüft werden
Das Referendariat ist eine ziemlich turbulente Zeit. Die Ausbildung fordert Sie in gleich zwei Bereichen: Sie sollen unterrichten und die Leistung der Schülerinnen und Schüler prüfen und bewerten, gleichzeitig werden aber auch Sie beurteilt. Die besten Tipps, was Sie tun können, damit diese Beurteilung möglichst positiv ausfällt und wie Sie sich sinnvoll auf Ihre Prüfungen vorbereiten können, haben wir hier kompakt für Sie zusammengestellt.
So steigern Sie Ihre Mitarbeit im Seminar
Ihre Mitarbeit im Seminar ist ein fester Bestandteil der Bewertung, die Sie im Laufe Ihres Referendariats erhalten. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit fließen ebenso ein wie Ihre mündliche beziehungsweise schriftliche Leistung.
Im Seminar gilt für Sie das, was Sie auch von Ihren Schüler/-innen erwarten. Achten Sie also unbedingt darauf, pünktlich und vor allem auch regelmäßig zu erscheinen. Fehlen sollten Sie nur in absoluten Ausnahmefällen – und dann melden Sie sich bitte telefonisch ab. Wenn Sie nicht krankheitsbedingt fehlen, sondern wegen einer schulischen Veranstaltung (wie zum Beispiel einem Wandertag oder einer Klassenfahrt) nicht kommen können, sprechen Sie rechtzeitig mit Ihren Fach- oder Seminarleitern.
Vorbereitung ist auch im Seminar das A und O: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Seminarthemen und überlegen Sie, wie Sie sich entsprechend vorbereiten können. Vielleicht können Sie schon mal ein wenig in das Thema einlesen. Sofern passend können Sie auch eigene Unterrichtsentwürfe, Arbeitsblätter oder vielleicht auch Schüler/-innen arbeiten mitbringen.
Trauen Sie sich und bringen Sie sich ein. Saugen Sie nicht nur ehrfürchtig und stumm das Wissen auf, sondern zeigen Sie Interesse und Engagement – das ist wichtiger als die Richtigkeit Ihrer Antworten. Stellen Sie durchaus auch Fragen und sagen Sie bei Diskussionen Ihre Meinung. Das zeigt wiederum Engagement und bringt auch Ihre Mitstreiter/-innen weiter.
Sofern bei einer Veranstaltung Protokolle gefordert sind, nehmen Sie das Protokollieren ernst. Machen Sie sich keine lieblosen Notizen, sondern dokumentieren Sie sorgfältig und aufmerksam. Wenn möglich, schauen Sie sich alte Protokolle an. So bekommen Sie eine gute Idee davon, welche Formalitäten wichtig sind und welcher Umfang erwartet wird. Machen Sie sich bewusst: Das Protokoll ist mehr als eine Ergebnisdokumentation – es ist eine schriftliche Leistung, die Sie den Seminarleitern einreichen. Dass Sie diese Leistung pünktlich abgeben sollten, liegt darum auch auf der Hand.
Nutzen Sie Gutachten, um sich zu verbessern
Gutachten und Beurteilungen gehören fest zum Referendariat. Wie oft und in welcher Form Sie beurteilt beziehungsweise begutachtet werden, variiert je nach Bundesland. Als Bewertungsgrundlagen dienen einerseits Ihre Lehrproben, also die von Ihnen durch- beziehungsweise vorgeführten Stunden, und Ihr schulisches Engagement, andererseits Ihre Mitarbeit in den Seminaren. Seminar-, Fach- und Schulleiter arbeiten schriftliche Gutachten aus oder berufen sich auf protokollierte Gespräche. In jedem Fall aber befassen sich die Beurteilungen und Gutachten immer mit Ihren Stärken und Schwächen und den daraus abgeleiteten Schwerpunkten für Ihre weitere Ausbildung.
Versuchen Sie, diese Bewertungen nicht nur als ein Urteil zu sehen, bei dem Sie möglichst "gut wegkommen" wollen. Es geht nicht darum, diesem Urteil entgegen zu zittern und es dann schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Nutzen Sie vielmehr die Impulse, die Sie dort bekommen, um für sich selbst einen Plan zu entwickeln. Arbeiten Sie gezielt an Ihren Schwächen und bauen Sie Ihre Stärken weiter aus. Besonders wichtig ist übrigens das Gutachten zu Ihrer schriftlichen Examensarbeit – denn die Benotung fließt in die Abschlussnote Ihres Staatsexamens ein.
Die Prüfungsarbeit: Themenfindung – Vorbereitung – Umsetzung
Die Schwerpunkte der schriftlichen Abschlussarbeit (auch "Examensarbeit" oder „Hausarbeit“) variieren, abhängig vom Bundesland und der Ausbildungsrichtung. Unabhängig davon beinhaltet sie aber immer drei übergeordnete Teile: die Planung, die Durchführung und die Reflexion.
Bevor Sie sich an das Schreiben machen, brauchen Sie zunächst ein geeignetes Thema. Wählen Sie das Thema und den Schwerpunkt, den Sie legen werden, unbedingt sorgfältig aus. Schließlich stellen Sie hier schon wichtige Weichen für Ihre Abschlussarbeit. Generell gilt: Das Thema sollte Sie tatsächlich interessieren. Achten Sie außerdem darauf, dass es auch wirklich realistisch darstellbar und bearbeitbar ist. Es muss beispielsweise zu der Lerngruppe, die Sie unterrichten, passen und auch die nötigen Materialien und Medien müssen einsatzbereit sein. Die exakte Formulierung definieren Sie gemeinsam mit Ihrem Gutachter; Sie sollten aber vorab die wichtigsten inhaltlichen Bereiche sammeln und beispielsweise in einer Mindmap zusammentragen. Lesen Sie sich auch schon mal ein wenig in das Thema ein und überprüfen Sie, ob es genug Literatur für Ihre Zwecke gibt.
Steht das Thema, geht es zunächst an die Vorarbeit; das heißt Sie planen die Unterrichtseinheit, sammeln das Material, sichten die möglichen Quellen (sprich: die Literatur) und erstellen eine erste Grobgliederung der Arbeit. Dann geht es an die Durchführung der Unterrichtseinheit. Achten Sie unbedingt auf genügend Puffer, falls Ihnen ausfallende Stunden einen Strich durch die (Ideal-)Rechnung machen. Die sorgfältige Dokumentation erleichtern Sie sich, indem Sie sich nach jeder Stunde die nötigen Notizen machen – dann ist die Erinnerung nämlich noch frisch. Reflektieren Sie selbstkritisch und halten Sie Alternativen fest, denn so beweisen Sie über Ihre Stundenanalyse direkt wichtige Analysekompetenzen. Die entstandenen Produkte der jeweiligen Stunde – etwa Tafelbilder – fotografieren Sie am besten, als Erinnerungsstütze, aber auch zur Dokumentation.
Wenn Sie sich dann schlussendlich ans Schreiben der Arbeit machen, überarbeiten Sie zunächst Ihre Gliederung und Sortieren Sie das Material. Bevor es zu unnötigen Nervenkrisen kommt, sei auch noch einmal empfohlen: Speichern Sie unbedingt immer wieder zwischen, sichern Sie die Dokumente nicht nur an einer Stelle, benutzen Sie ein Rechtschreibprogramm und lassen Sie Ihre Arbeit unbedingt noch einmal gegenlesen.
Keine Panik: So meistern Sie auch die mündliche Prüfung
In der Regel können Sie vorab Schwerpunktthemen mit Ihren Prüfern absprechen. Auf diese Abstimmung bereiten Sie sich am besten mit einer entsprechenden Mindmap vor. Suchen Sie sich auch hier wieder Themen aus, die für Sie interessant und praxisnah sind: Sie sollten schon Unterrichtserfahrungen in den betreffenden Bereichen gesammelt haben. Spielen Sie die Prüfungssituation ruhig einmal im Kopf durch und überlegen Sie, welche Fragen wohl auf Sie zukommen werden. Eventuell können Sie auch "Ehemalige" mit demselben Thema fragen, wie die Prüfung bei Ihnen abgelaufen ist.
In der Prüfungssituation selbst achten Sie auf eine angemessene Sprechlautstärke, eine klare Aussprache und suchen beziehungsweise halten Sie den Blickkontakt. Vermeiden Sie typische Füllwörter und unnötige Wiederholungen und denken Sie auch an Ihre Körpersprache. Die Hände in den Taschen sind genauso unangemessen wie stocksteifes "Strammstehen". Vergessen Sie auch nicht, sich das Wach- beziehungsweise Fitbleiben zu erleichtern, schließlich ist die mündliche Prüfung meist recht spät angesetzt. Kaffee oder Tee, frische Luft, Traubenzucker oder ein Apfel, aber auch eine kalte Wäsche von Gesicht beziehungsweise Händen wirken Wunder. Am allerwichtigsten aber: Nur keine Panik – niemand will Ihnen etwas Böses und jeder hat Verständnis für Ihre Nervosität. Bleiben Sie ruhig und atmen Sie tief durch. Sie machen das schon!
Anmerkungen - Inhalte entnommen aus:
"99 Tipps: Erfolgreich durch das Referendariat" von Ilona Dohnicht-Fioravanti, Regina Pols und Claudia Schönherr-Heinrich, Cornelsen Scriptor, ISBN 978-3-589-22934-5
"Referendariat kompakt für die Sekundarstufe" von Frank Nix, Cornelsen Scriptor, ISBN 978-3-589-16256-7