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Die Grundschule in Deutschland – ein Überblick
Bild: Shutterstock.com/cbeta

Die integrative Grundschule

Gleiches Recht auf Bildung – für alle 

Integration und Inklusion in der Grundschule sind zu wichtigen Schlagwörtern geworden. Aber wie funktioniert eine integrative Grundschule in der Praxis? Hier erfahren Sie mehr darüber, wie Kinder mit und ohne Einschränkungen gemeinsam lernen und die Bildung erhalten können, die ihnen zusteht.

Kurz & knapp

  • Integrative Grundschulen ermöglichen gemeinsames Lernen aller Kinder.
    Kinder mit und ohne Förderbedarf werden gemeinsam unterrichtet, begleitet durch Sonderpädagog:innen und passende räumliche wie didaktische Bedingungen.
  • Der Unterricht ist individualisiert und förderorientiert.
    Jedes Kind lernt im eigenen Tempo mit individuellen Förderplänen und barrierefreien Materialien, unterstützt von multiprofessionellen Teams.
  • Integration ist mehr als Barrierefreiheit – sie stärkt soziale Kompetenzen.
    Kooperatives Lernen, Empathie und Toleranz werden gezielt gefördert, um Vielfalt als Stärke im Schulalltag zu leben.

Was bedeutet „integrativ“ und „inklusiv“?

In der Umgangssprache werden die Begriffe „integrativ“ und „inklusiv“ oft vermischt. Der Unterschied ist leicht zu erfassen:

  • Wird ein Kind an der Grundschule integrativ behandelt, so bedeutet das, dass es an allen Aktivitäten in der Schule teilhaben darf. Voraussetzung ist aber, dass das Kind sich in gewissem Maß an die Voraussetzungen vor Ort anpassen kann.
  • Eine Grundschule mit Inklusion schafft hingegen von sich aus die Voraussetzungen dafür, dass alle Kinder teilnehmen können. Die Schule passt sich also an das Kind an. Ermöglicht wird das zum Beispiel durch ein barrierefreies Schulgebäude oder durch sonderpädagogische Fachkräfte.

Tipp: Wenn Sie sich für Inklusion oder Integration in der Grundschule interessieren, fragen Sie im Zweifel an der jeweiligen Schule genau nach, ob die Voraussetzungen dafür im individuellen Fall Ihres Kindes gegeben sind.

Wie funktioniert eine integrative Grundschule?

Es gibt Grundschulen, die als Ganzes integrativ oder inklusiv arbeiten. Sie werden auch inklusive „Schwerpunkt“-Grundschulen genannt und fokussieren sich meist auf einen oder mehrere sonderpädagogische Schwerpunkte, zum Beispiel:

  • körperliche und motorische Entwicklung
  • Sehen oder Hören und Kommunikation
  • Lernen
  • geistige Entwicklung
  • Autismus

Darüber hinaus gibt es Regelschulen, die integrative Klassen anbieten. Hier lernen Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam, und speziell ausgebildete pädagogische Fachkräfte unterstützen den Lernprozess.

Ob es sich um die gesamte Schule oder eine integrative Klasse an der Grundschule handelt: Der übergreifende Leitgedanke ist, dass alle Kinder ein Recht auf höchstmögliche Bildung haben – unabhängig von ihren Fähigkeiten und möglichen Behinderungen oder Einschränkungen.

Das setzt eine besondere Ausstattung der Schule voraus, zum Beispiel:

  • Klassenräume, die auch mit Rollstuhl zugänglich sind
  • Fachkräfte, die in Gebärdensprache übersetzen
  • Sonderpädagoginnen und -pädagogen
  • barrierefreie Lehrmittel (z. B. bei Einschränkungen der Sehkraft)
  • Möglichkeiten der Förderung von hochbegabten Kindern
  • Unterricht in Deutsch als Zweitsprache

Der Unterricht verläuft im Gegensatz zum Unterricht an einer Regelschule meist individualisierter, das heißt, dass Kinder in ihrem eigenen Tempo, im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten, möglichst selbstständig und mit gezielter Förderung lernen. Dazu können Lehrpläne angepasst und individuelle Förderpläne erstellt werden.

Auch eine ausgeprägte Sozialkompetenz gehört zu den Zielen an integrativen Grundschulen. Die Kinder werden schließlich täglich mit großen Unterschieden im Verhalten, in den Möglichkeiten und in der Leistungsfähigkeit konfrontiert – bei sich selbst und bei anderen. Kooperatives Lernen, Projekt- und Gruppenarbeit fördern Rücksichtnahme, Verständnis und Empathie unter den Lernenden.

Übungshefte für Kinder mit besonderem Förderbedarf

Mehr als nur Inklusion – mehrere Konzepte vereint

Eine integrative Grundschule oder eine Grundschule mit Inklusion verfolgt oft weitere Ansätze im Schulkonzept. Beispielsweise gibt es integrative Montessori-Grundschulen, und Gemeinschaftsschulen legen ebenfalls häufig einen Schwerpunkt auf Integration. Nicht selten sind integrative Grundschulen zugleich Ganztagsschulen, damit die Kinder einen großen Teil des Tages in einem vertrauten Rahmen lernen können.

Ebenso bieten integrative Grundschulen bisweilen Interessenschwerpunkte an – zum Beispiel im musisch-künstlerischen Bereich, in der Natur- und Umweltpädagogik oder mit einem Fokus auf sprachlicher und kultureller Vielfalt.

Tipp: Wenn Sie noch unentschlossen sind, welche Grundschule Ihr Kind besuchen soll, lesen Sie unseren Artikel mit Tipps zur Auswahl der Grundschule.

Weitere Fragen

Was ist eine integrative Klasse? 

Eine integrative Klasse ist eine Lerngruppe, in der Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden. Spezialisierte Fachkräfte unterstützen den Unterricht, sodass individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden können. Ziel ist ein gemeinsames, chancengleiches Lernen.

Was bedeutet Inklusion in der Grundschule? 

Inklusion in der Grundschule bedeutet, dass alle Kinder – unabhängig von Einschränkungen oder Förderbedarf – gleichberechtigt am Schulalltag teilnehmen. Die Schule schafft dafür die notwendigen Voraussetzungen wie barrierefreie Räume, individuelle Förderung und multiprofessionelle Teams.

Was ist integrativer Deutschunterricht in der Grundschule? 

Integrativer Deutschunterricht berücksichtigt unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Sprachstände. Kinder mit Förderbedarf oder Deutsch als Zweitsprache erhalten angepasste Aufgaben und gezielte Unterstützung. Ziel ist es, allen Schülerinnen und Schülern den Zugang zur deutschen Sprache zu ermöglichen.

Was macht eine Integrationskraft in der Grundschule? 

Eine Integrationskraft unterstützt einzelne Kinder mit Förderbedarf im Schulalltag. Sie hilft bei der Organisation des Lernens, begleitet im Unterricht und sorgt für individuelle Betreuung. Dabei arbeitet sie eng mit Lehrkräften und Eltern zusammen, um Teilhabe zu ermöglichen.