Kurz & knapp
- Bilinguale Grundschulen kombinieren Unterricht in zwei Sprachen.
Der Unterricht findet systematisch sowohl in Deutsch als auch in einer Fremdsprache statt, wobei auch Sachfächer in der Zweitsprache unterrichtet werden. - Früher Fremdsprachenerwerb wird kindgerecht gefördert.
Kinder im Grundschulalter profitieren besonders von spielerischem und intuitivem Sprachlernen, das im Alltag verankert ist. - Mehrere didaktische Modelle prägen den bilingualen Unterricht.
Gängige Konzepte sind vollständige oder partielle Immersion, der CLIL-Ansatz und das Zwei-Wege-Modell, die unterschiedliche Schwerpunkte bei der Sprachvermittlung setzen.
Was ist das Besondere an einer bilingualen Grundschule?
In bilingualen Grundschulen erfolgt der Unterricht systematisch in zwei Sprachen: in der Regel in Deutsch als Erstsprache und einer weiteren Fremdsprache. Anders als beim herkömmlichen Fremdsprachenunterricht wird die Zweitsprache nicht nur als eigenes Fach unterrichtet, sondern dient auch als Unterrichtsmedium für Sachfächer wie Mathematik, Sachunterricht oder Kunst. Das Ziel ist eine natürliche, alltagsnahe Sprachaneignung, die über das bloße Erlernen von Vokabeln und Grammatik hinausgeht und so zu einer funktionalen Zweisprachigkeit führt.
Kinder im Grundschulalter besitzen eine besondere Aufnahmefähigkeit für Sprachen und können diese spielerisch und intuitiv erwerben. Bilinguale Grundschulen nutzen dieses Zeitfenster aus und integrieren die Zweitsprache als lebendiges Kommunikationsmittel in den Schulalltag.
Wie wichtig sind bilinguale Grundschulen in Deutschland?
Bilinguale Grundschulen haben in den letzten Jahrzehnten erheblich an Bedeutung gewonnen, denn mehrsprachige Kompetenz wird immer wichtiger – sowohl für die persönliche Entwicklung als auch für spätere berufliche Chancen. In deutschen Ballungsräumen und Grenzregionen sind bilinguale Grundschulen daher mittlerweile ein fester Bestandteil der Bildungslandschaft. Sie stellen eine wichtige Ergänzung zu den regulären Grundschularten dar und werden sowohl von Familien mit internationalem Hintergrund als auch von deutschsprachigen Familien nachgefragt, die ihren Kindern frühe Sprachkompetenzen ermöglichen möchten.
Konzepte und Modelle bilingualer Grundschulen
Bei der Auswahl der Grundschule für die eigenen Kinder steht die Frage nach dem jeweiligen Modell häufig im Vordergrund. Im Unterricht an bilingualen Grundschulen werden unterschiedliche Konzepte der Zweisprachigkeit verfolgt.
Immersionsmodell (vollständige/partielle Immersion)
Das Immersionsmodell gilt als besonders effektiver Ansatz bilingualer Bildung. Der Begriff „Immersion“ (Eintauchen) beschreibt das Prinzip treffend: Die Kinder „tauchen“ in die Fremdsprache ein und erwerben sie in authentischen Kommunikationssituationen.
Bei der vollständigen Immersion erfolgt der gesamte oder ein Großteil des Unterrichts in der Zielsprache. Die Lehrkraft spricht konsequent die Fremdsprache, während die Kinder – zumindest anfänglich – in ihrer Muttersprache antworten dürfen. Mit zunehmendem Sprachverständnis wird auch von den Schülerinnen und Schülern der aktive Gebrauch der Fremdsprache erwartet.
Bei der partiellen Immersion findet nur ein festgelegter Teil des Unterrichts (typischerweise 30–50 %) in der Fremdsprache statt. Oft werden bestimmte Fächer wie Kunst, Sport oder Sachunterricht in der Zielsprache unterrichtet, während andere Fächer wie Deutsch und Mathematik in der Erstsprache verbleiben. Dieses Modell ist an bilingualen Grundschulen in Deutschland weiter verbreitet als die vollständige Immersion.
CLIL-Ansatz (Content and Language Integrated Learning)
Der CLIL-Ansatz hat sich in den letzten Jahren als europäisches Erfolgsmodell etabliert und wird auch im Unterricht an deutschen bilingualen Grundschulen zunehmend praktiziert. Die Grundidee: Fachliche Inhalte und Fremdsprachenerwerb werden systematisch miteinander verknüpft. Anders als bei der reinen Immersion steht hier die Dualität der Lernziele im Vordergrund – sowohl Fachinhalte als auch Sprachkompetenzen werden explizit gefördert. Charakteristisch ist die sorgfältige Planung sowohl inhaltlicher als auch sprachlicher Lernziele für jede Unterrichtseinheit.
Zwei-Wege-Modell (Two-Way-Immersion)
Das Zwei-Wege-Modell ist in Deutschland noch vergleichsweise selten. Die Besonderheit: In einer Klasse lernen etwa zu gleichen Teilen Kinder mit Deutsch als Erstsprache und Kinder mit der jeweiligen Partnersprache (zum Beispiel Türkisch, Russisch, Spanisch) als Erstsprache gemeinsam. Beide Sprachen werden gleichberechtigt als Unterrichtssprachen verwendet. Dieses Modell bietet den Vorteil, dass alle Kinder sowohl als Sprachlernende als auch als Sprachvorbilder fungieren.
Anforderungen an Lehrkräfte im bilingualen Unterricht an der Grundschule
Nicht nur im Unterricht, auch darüber hinaus stellt Zwei- oder Mehrsprachigkeit die Lehrkräfte vor Herausforderungen. Hier die wichtigsten im Überblick:
- Sie benötigen eine sprachliche und fachliche Doppelqualifikation.
- Der bilinguale Grundschulunterricht zeichnet sich durch methodisch-didaktische Besonderheiten aus.
- Manchmal mangelt es an passenden Unterrichtsmaterialien.
- Die Lerngruppen sind oft heterogen.
- Leistungsbewertung und Diagnostik sind bei unterschiedlich ausgeprägten Sprachkenntnissen nicht immer leicht.
- Auch die Kommunikation mit Eltern und Kollegium kann bei mehreren Sprachen eine Hürde darstellen.
Trotz aller Hürden hat sich das Konzept des bilingualen Unterrichts an Grundschulen durchgesetzt und wird als wertvolle Ergänzung der deutschen Bildungslandschaft betrachtet.

