Wie lernen Kinder die Rechtschreibregeln in Deutsch an der Grundschule?
Kinder lernen heute nicht mehr sofort die korrekte deutsche Rechtschreibung, wie es früher einmal war. Es geht zunächst intuitiver – und damit kindgerechter – los.
Vom Hören zum Schreiben: lautgetreues Schreiben als Basis
Am Anfang steht das Hören: Wenn Kinder beginnen, Laute mit Buchstaben zu verbinden und rein nach Gehör zu schreiben, nennt sich das lautgetreues Schreiben. Es ist ihr erster Zugang zur Rechtschreibung. Diese Phase ist wichtig und wertvoll, auch wenn dabei noch nicht alles „richtig“ im Sinne der Orthografie ist.
Der große Sprung: von der Lautebene zur Orthografie
Irgendwann reicht das Hören allein nicht mehr aus. Man schreibt manchmal anders, als man spricht. Jetzt beginnt der spannende Übergang vom rein phonologischen zum orthografischen Schreiben. Kinder lernen erste Rechtschreibmuster und -regeln kennen.
Strategien statt Pauken: So lernen Kinder nachhaltig
Rechtschreibung ist mehr als Auswendiglernen. Erfolgreicher Unterricht vermittelt Rechtschreibstrategien, mit denen Kinder selbstständig Lösungen finden können:
- Mitsprechen/Schwingen: deutliches Sprechen in Silben („Ba-na-ne“)
- Ableiten: „Hand“ mit d, weil „Hände“
- Verlängern: „Berg“ mit g, weil „Berge“
- Groß- oder Kleinschreibung: Artikel, Mehrzahl, Satzanfang? Dann groß.
- Merken: für Wörter mit besonderer Schreibweise („Vogel“ könnte auch mit „F“ beginnen)
- Nachschlagen: Wörterbuch und andere Hilfsmittel nutzen
Altersgerechte Vermittlung: Der richtige Zeitpunkt entscheidet
Nicht alles auf einmal! Eine sinnvolle Progression berücksichtigt die kognitive Entwicklung der Kinder. Bundesländer, Schulen und Lehrkräfte gehen unterschiedlich vor, aber so ungefähr könnte es aussehen:
- Klasse 1: Fokus auf Laut-Buchstaben-Zuordnung, erste Merkwörter
- Klasse 2: Einführung grundlegender Rechtschreibregeln (z. B. Großschreibung am Satzanfang, erste Nomen)
- Klasse 3: systematische Erarbeitung von Rechtschreibphänomenen (Dehnung/Schärfung)
- Klasse 4: komplexere Regeln, Ausnahmen, Fremdwörter
Kinder in der Grundschule brauchen Zeit, um Rechtschreibregeln zu verinnerlichen. Wiederkehrende Übungen in unterschiedlichen Kontexten sind wichtiger als das einmalige „Durchnehmen“ einer Regel. Rechtschreibkompetenz entwickelt sich spiralförmig – immer wieder kehren die gleichen Phänomene zurück, werden aber auf einem jeweils höheren Niveau betrachtet und vertieft.
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Lehrwerkunabhängige Übungshefte
Die wichtigsten Rechtschreibregeln an der Grundschule im Überblick
Die jungen Köpfe werden ganz schön gefordert – hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Regeln, die den Grundstein für eine gute Rechtschreibung an der Grundschule legen:
- Groß- und Kleinschreibung: Satzanfänge, Nomen, Namen
- Dehnung und Schärfung: lange und kurze Vokale
- Auslautverhärtung: warum wir „Hunt“ hören, aber „Hund“ schreiben
- S-Laute: s, ss oder ß?
- Zusammen- und Getrenntschreibung: zusammengesetzte Nomen, Verb + Verb, häufige Ausnahmen
- Fremdwörter: die ersten Exoten, Wörter mit v, y, ph, th
Gibt es Merksätze für Rechtschreibregeln, die an der Grundschule gelehrt werden?
Hier eine kleine Auswahl bewährter Merksätze für die wichtigsten Rechtschreibregeln:
Groß- und Kleinschreibung
- Nach Punkt, Fragezeichen und Ausrufezeichen wird großgeschrieben.
- Was man anfassen oder sehen kann, schreibt man groß. (für konkrete Nomen)
Dehnung und Schärfung
- Nach langem Vokal steht meist ein Konsonant, nach kurzem Vokal stehen oft zwei. (Tal – Fall)
- Hörst du einen kurzen Vokal vor l, m, n, r? Dann verdoppele den Mitlaut! (Sonne, kommen)
Doppelkonsonanten
- Sprich das Wort deutlich und höre genau hin: Klingt der Selbstlaut kurz und betont, folgen meist zwei gleiche Mitlaute. (Welle, Sonne)
- Nach kurzem Vokal steht oft ck statt kk und tz statt zz. (backen, sitzen)
Auslautverhärtung
- Hörst du am Ende p, t oder k? Verlängere das Wort, dann weißt du, ob b, d oder g. (Hund – Hunde)
S-Laute
- Nach langem Vokal steht ß, nach kurzem Vokal steht ss. (Straße – Fluss)
Wörter mit ä/äu
- Kommt ein Wort von a oder au, wird daraus oft ä oder äu. (Hände – Hand, Häuser – Haus)
Silbentrennung
- Zusammengesetzte Wörter trennst du zwischen den Wortteilen. (Haus-tür)
Zusammen- und Getrenntschreibung
- Zwei Namenwörter? Schreib sie zusammen! (Haustür, Fußball)
- Ein Artikel für zwei Wörter? Dann werden sie zusammengeschrieben. (der Apfelbaum)
Allerdings: Merksätze sind Hilfsmittel, kein Ersatz für das aktive Anwenden der Regeln. Sie wirken am besten, wenn die Kinder sie in sinnvollen Zusammenhängen kennenlernen und regelmäßig damit arbeiten.












