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Bild: Shutterstock.com/LightField Studios

Die Bewerbung im Wandel der Zeiten

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„Mein Wunsch ist,...

...mich in einen größeren Wirkungskreis versetzt zu sehen…“ [1]. Die Formen von Lebenslauf und Bewerbungsschreiben haben sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder stark verändert. Wer heute noch alte Muster benutzt, verringert seine Chancen auf eine Anstellung. Dafür gibt es zunehmend digitale Formen der Bewerbung, auch das erste Gespräch wird immer häufiger in einer Videokonferenz geführt.

Andere Elemente haben sich bewährt und sind wichtiges Element der Bewerbung geblieben. Als Leonardo da Vinci sich 1482 am Hof der Familie Sforza in Mailand bewarb, ließ er das Gesuch vermutlich von einem professionellen Schreiber erstellen und fügte der Bewerbung eine Liste seiner erfolgreichen Projekte bei. Wegen des absehbaren Krieges mit der Republik Venedig stellte er besonders seine Erfindungen in der Militärtechnik heraus. Gleichzeitig schmeichelte er der Eitelkeit seines zukünftigen Dienstherrn, indem er sich als besonders geeignet beschrieb, ein würdiges Monument Francesco Sforzas zu schaffen. Heute würde man diese Angaben vermutlich im Abschnitt „Beruflicher Werdegang“ oder „Besondere Kenntnisse“ finden.

Wie die Form, hat auch der Begriff der Bewerbung einen mehrfachen Bedeutungswandel erfahren. Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm ist der Bewerber sowohl petitor wie auch competitor. Man bewarb sich um ein Amt, aber auch um Freundschaft oder die Hand einer Frau. Als Beleg wird aus Goethes Gedicht Turandot zitiert: „freundlich reicht sie dem bewerber Kalaf herz und hand.“[2]

Im 19. Jahrhundert enthält die Ratgeberliteratur zum Erstellen von Briefen zunehmend auch Bittschreiben zum Erhalt einer Stelle. Der Brief für einen „…jungen Oekonomen an einen Gutsbesitzer um die Stelle eines Verwalters“ beginnt so: 
„Ich habe in Erfahrung gebracht, daß einer von Euer Hochwohlgeboren Verwaltern vor acht Tagen mit Tode abgegangen ist. Auf den Fall, daß seine Stelle nicht schon wieder besetzt ist, nehme ich mir die Freiheit, mich Euer Hochwohlgeboren zu derselben unterthänigst zu empfehlen.“[3]

Unter Beamten im preußischen Staatsdienst war es schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts verbreitet, mit der Beschreibung ihrer Verdienste in Form eines Lebenslaufes die Karriere zu befördern. Dazu gehörten auch eine militärische Laufbahn oder patriotische Ersatzleistungen. Solche ausführlichen und oft mehrseitigen chronologischen Lebensläufe sind der Zeit längst zum Opfer gefallen. Aber noch vor 50 Jahren war der Beruf der Eltern ein unverzichtbarer Punkt, vor 80 Jahren war es nicht selten, sogar das eigene Körpergewicht aufzuführen. Und auch nach Verbreitung der Schreibmaschine war oft zumindest eine Handschriftenprobe erforderlich.

Heute wird diskutiert, ob eine Bewerbung mit einem Foto erforderlich ist oder ob eine generelle Anonymisierung der Unterlagen eventuelle Diskriminierung verhindern kann.

Wie Bewerbungsschreiben und Lebenslauf formuliert und gestaltet werden können, lernen Ihre Teilnehmer/-innen u.a. auf den Seiten 52ff. in „Fokus Deutsch – Erfolgreich in Alltag und Beruf“  B2, Neue Ausgabe.


[1] Otto Friedrich Rammler’s Universal-Briefsteller, Leipzig 1848, S. 206
[2] Deutsches Wörterbuch Bd. 1, Jacob und Wilhelm Grimm, Leipzig 1852/54
[3] Otto Friedrich Rammler’s Universal-Briefsteller, Leipzig 1848, S. 206