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DaF-Journal Beruf</span><span> 
Bild: Shutterstock.com/LightField Studios

In der Regel kein Kammerspiel

DaF-Journal 

Im Jahr 945 schlossen sich die Fischer von Frankfurt – Sachsenhausen zu einer Bruderschaft zusammen, um ihrem Beruf möglichst in Eintracht nachgehen zu können. Die Fischer- und Schifferzunft, die sich daraus entwickelte, ist vermutlich eine der ältesten Zünfte  Mitteleuropas.

Über die Anerkennung von Berufsabschlüssen sprechen

In den Zünften wurde festgelegt, nach welchen Maßstäben und Regeln die Mitglieder arbeiten, handeln und ausbilden durften, aber auch, was nicht erlaubt, also unzünftig war. Diese frühen Standes- und Interessenvertretungen, auch als Gilden oder Innungen bezeichnet, achteten darauf, dass ein bestimmter Qualitätsstandard gehalten wurde, aber auch, dass nur eine bestimmte Zahl von Meistern innerhalb eines Gebietes ihr Handwerk ausübte. 
Die Zünfte verloren nach dem Ende des Mittelalters zunehmend an Bedeutung, der Begriff der Innung hat sich aber bis heute erhalten. Innungen spielen immer  noch eine wichtige Rolle bei der Organisation der Zusammenarbeit ihrer Mitglieder, bei der Gesellenprüfung, aber auch bei der Vermittlung in Streitfragen zwischen Mitgliedern und Auftraggebern. 

Aber während im Wort „Innung“ auch für uns heute noch die Bedeutungen innen oder einig mitschwingen, fällt uns bei „ Kammer“ oft zuerst ein meist kleiner Raum ein; wir denken vielleicht an die Besenkammer oder aber auch  an „Die Kammer des Schreckens“, die wir noch von Harry Potter kennen. 

Ursprünglich bezeichnete das Wort  camera (lat) eine gewölbte Decke, später einen Raum mit gewölbter Decke, also ein Gewölbe. Und nun sehen wir in unserer Fantasie auch die hochmögenden Meister in einem repräsentativen Raum oder einer Halle des Zunfthauses sitzen, auf dem großen Eichentisch mit den geschnitzten Beinen liegen die Urkunden und Kontobücher sowie die Zunftrolle, das Verzeichnis der Mitglieder. Von diesem  lateinischen camera stammen auch der Kamerad (mit dem man sich ein Zimmer teilt) und die Kamera (von der camera obscura, der Vorläuferin unserer Fotoapparate). Für  Deutsch im beruflichen Kontext ist aber wichtig, dass im Lauf der Zeit das Gremium der Handwerksmeister  durch Bedeutungsübertragung selbst den Namen Kammer angenommen hat. Eine ähnliche Entwicklung gilt für die Kammern der Gerichte (z.B. große Strafkammer)  oder in der Politik (Zweikammersystem). 

Wer im Ausland einen Beruf erlernt hat und nun in Deutschland arbeiten will, kommt in der Regel an einer Kammer nicht vorbei. Ob es die Handwerkskammer oder die Industrie- und Handelskammer ist, die Ärztekammer oder die Landwirtschaftskammer – gewöhnlich  prüfen die Kammern, ob das im Ausland erworbene Zeugnis dem deutschen Berufsabschluss entspricht oder  noch zusätzliche Qualifikationen erworben werden müssen. 

Einen Vorschlag, mit Ihrem Kurs über ausländische Berufsabschlüsse und deren Anerkennung in Deutschland zu sprechen, finden Sie  in „Pluspunkt Deutsch – Erfolgreich im Beruf B1“ auf den Seiten 24ff.